Hinter den Kulissen So funktioniert die Einsatzzentrale auf Pützchens Markt

Bonn · Die Marktschule ist der Dreh- und Angelpunkt für Polizei, Rettungskräfte, Ordnungs- und Marktamt. Wir durften einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Sonntagmittag auf Pützchens Mark: Es geht noch ruhig zu auf dem Gelände, und die Einsatzkräfte sind noch tiefenentspannt. Dazu trage in der Einsatzzentrale aber auch die kindgerechte Kulisse in den Klassenräumen bei, sagte Gerd Peter, zuständig für die provisorische Polizeiwache in der Marktschule. Stressig werde es ab 21 Uhr, wenn die ersten Alkoholisierten auffällig würden.

Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Stadtordnungsdienst und Marktamt sind im Schulgebäude untergebracht, können sich schnell abstimmen und Anfragen von Marktbesuchern beantworten. Etwa die: „Können Sie mir sagen, wo mein Auto steht?“ Auch Erwachsene würden sich auf dem Platz verirren, weiß Peter. Oder sie stellten fest, dass der Stadtordnungsdienst mit dem Abschleppen falsch geparkter Autos nicht zimperlich ist. Alleine am Freitag wurden laut Marktleiter Harald Borchert 29 Fahrzeuge entfernt, die Flucht- und Rettungswege verstellt hatten.

Wenn Kinder im Trubel abhanden kommen, ist nicht nur bei den Eltern mit der Ruhe vorbei. „Achtet darauf, was eure Kleinkinder machen!“, mahnt Peter. Es sei schnell passiert, dass der Kontakt abreißt. Er weist auf die Kinderfinder hin, Armbändchen mit den Telefonnummern der Eltern, die überall auf dem Gelände erhältlich sind.

Der Sonntag auf Pützchens Markt
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21 Patienten mussten ins Krankenhaus

Die 94 überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräfte von Deutschem Roten Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft starten ebenfalls von der Marktschule. Bis Sonntagmittag mussten sie 86 mal helfen – „überwiegend Wundversorgung und Schnapsleichen“, sagte Peter Winter. 21 Patienten mussten ins Krankenhaus. Es sei vergleichsweise ruhig.

Das Marktamt überwacht in der Marktschule Ballungsbereiche, fungiert aber auch als Fundbüro. Seit 29 Jahren trifft man dort Ingrid Schliebeck, die schon allerlei Dinge in die grüne Fundsachenkiste packen durfte: neben Kreditkarten, Handtaschen und Mobiltelefonen auch Eheringe, Gebisse und einmal eine weiße Maus, lebendig, wohlgemerkt. Die Sachen können dort abgeholt werden oder ab Donnerstag im Fundbüro im Stadthaus.

Im ersten Stock ist die Kriminalpolizei untergebracht, die in dringlichen Fällen Ermittlungen durchführt, außerdem die Feuerwehrleitstelle mit Kontakt zu den mobilen Löscheinheiten und gutem Ausblick auf das Gelände. Ebenfalls dort oben findet man die Zentrale von Monica, dem europäischen Versuchsprojekt, das eine Ortung der Einsatzkräfte via GPS-Tracker ermöglicht und diese über einen großen Monitor gezielt zu Einsatzorten navigieren kann. Die Technik wurde schon 2018 angewendet, und Borchert will auch künftig dabei bleiben.

580.000 Besucher zur Halbzeit

Die Marktschule ist wichtig, da sind sich alle Beteiligten einig, und auf dem Gelände alternativlos. Man werde sich auch bemühen, das Gebäude dieses Mal gründlicher zu reinigen als 2018, versprach Borchert.

Mit dem bisherigen Verlauf von Pützchens Markt war Marktleiter Harald Borchert am Sonntagmittag bei der Halbzeitbilanz zufrieden. Er schätzte insgesamt 580.000 Besucher bis dahin.

Feuerwehr und Rettungsdienste hatten laut Jürgen Eck von der Berufsfeuerwehr Bonn verhältnismäßig wenig zu tun. Auch Michael Henseler von den Stadtwerken Bonn meldete keine Vorkommnisse in den Bussen und Bahnen. Man habe mehr als 250 Mitarbeiter im Einsatz und damit mehr als sonst. Laut Gerd Peter, Leiter der Polizeiwache Ramersdorf und Einsatzleiter auf Pützchens Markt, wurden 241 Personen kontrolliert, zwei festgenommen, 15 kamen in Gewahrsam. 113 Platzverweise wurden ausgesprochen, doppelt so viele wie 2018. Die Schausteller sind laut Peter Barth soweit zufrieden. Er befürworte konsequentes Handeln von Polizei und Stadtordnungsdienst. „Wir müssen hier durchgreifen, sonst verliert Pützchens Markt den Charakter eines Familienfestes“, sagte er.

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