500 Buden und Fahrgeschäfte So viel Strom verbraucht Pützchens Markt

Pützchen · Für 500 Fahrgeschäfte und Buden auf Pützchens Markt muss genug „Saft aus der Dose“ kommen. Der Besucherandrang stellt die Akteure hinter den Kulissen vor eine riesige Herausforderung.

Samstag und Sonntag haben sich die Menschen zu Zehntausenden durch die Budengassen gedrängt, Achterbahn und Riesenrad standen nicht still. Wenn alle 500 Buden und Fahrgeschäfte gleichzeitig den Bedürfnissen der Gäste nachkommen sollen, muss genug „Saft aus der Dose“ kommen. Für die Stadtwerke Bonn (SWB) ist Pützchens Markt Herausforderung und guter Kunde zugleich.

„Wenn alle Geschäfte auf den Marktwiesen und in den Seitenstraßen zugleich die höchste Stromleistung abrufen, beträgt die Anschlussleistung etwa sechs Megawatt (6000 Kilowatt). Das ist schon ein sehr hoher Wert“, erklärte Pascal Köhn, Fachbereichsleiter Strom Anlagenservice bei der Bonn-Netz, einem Unternehmen der SWB.

Köhn liefert auch Vergleichswerte zur Einordnung des Strombedarfs an Pützchens Markt: Im Vorjahr lag der Stromverbrauch an den fünf Kirmestagen bei ungefähr 226.000 Kilowattstunden. Ein Vier-Personen-Haushalt in Bonn verbraucht durchschnittlich im Jahr 2800 Kilowattstunden. Um die Stadt Bonn ein Jahr lang mit Strom zu versorgen, müssen die SWB 1,4 Milliarden Kilowattstunden bereitstellen.

Elf Netzstationen auf dem Gelände

In den vergangenen Jahren haben die Stadt Bonn und die SWB viel Geld in die Infrastruktur des Marktgeländes investiert. Die Ausgaben refinanzieren sich über die Standgebühren, die die Schausteller an die Bundesstadt zu entrichten haben. „Der Ausbauzustand auf den Pützchener Marktwiesen ist gut. Durch regelmäßige Wartung unserer Anlagen und die sofortige Behebung kleinerer Schäden, können wir den Zustand auch so beibehalten“, erklärte Köhn im Gespräch mit dem GA.

Der Jahrmarkt bedarf aber in jedem Jahr aufs Neue einer professionellen Vorbereitung durch den Stromversorger. Vier Wochen vor dem Kirmesstart müssen alle Wartungen abgeschlossen sein, weil dann bereits die ersten Schausteller auf den Marktwiesen eintreffen. Elf Netzstationen stehen auf dem Gelände strategisch verteilt. Von dort aus werden die Stromleitungen und die Zähler zu den Fahrgeschäften und Wohnwagen verlegt. Ungefähr sechs Kilometer Kabel werden laut Köhn benötigt. Hinzu kommen 170 Zähler. Bonn-Netz versorgt alle großen Fahrgeschäfte. Außerdem liefert die Gesellschaft Strom an die Firma Hönighausen, einen Elektro-Familienbetrieb, der direkt auf dem Marktgelände liegt und traditionell während der Kirmes viele kleine Buden und Geschäfte mit Strom versorgt.

„Es gibt auch einige Schausteller, die ihren eigenen Stromversorger mitbringen. Aber natürlich kommt dieser Strom auch von den SWB, wird aber anders verrechnet“, betonte Köhn. Apropos Stromverbrauch: Die Schausteller werden mit dem normalen SWB-Strommix beliefert, der laut Köhn mit 70 Prozent den höchsten erneuerbaren Strom-Anteil (Naturstrom) aller Stadtwerke in Deutschland aufweist.

24 Stunden Rufbereitschaft

Während Pützchens Markt sind ständig drei bis sechs SWB-Mitarbeiter vor Ort im Einsatz. Sie machen rund um die Uhr ihre Rundgänge über den Markt und haben ihr Büro in einem Container direkt an der Marktschule. „Wir stellen eine 24-Stunden-Rufbereitschaft speziell für Pützchens Markt“, erklärte der Ingenieur.

Damit der Super-Gau, ein kompletter Stromausfall auf der Kirmes, nicht eintritt, haben die SWB Vorsorge getroffen, indem sie das Stromnetz anders als üblich konfiguriert haben. Aber es gibt auch noch eine zweite Absicherung für den Fall, dass es in den Budengassen dunkel werden sollte: Die SWB haben sich ein besonders leistungsfähiges Stromaggregat ausgeliehen, das im Katastrophenfall dafür sorgt, dass alle Fahrgeschäfte zumindest ihre Fahrgäste wieder sicher und kontrolliert zurück auf den Boden bringen können. „Das schreibt das Sicherheitskonzept vor, damit keine Panik ausbricht – genau so wie die Notstrombeleuchtung auf dem Kirmesgelände“, sagt Stromexperte Köhn.

Übrigens: Nach Auskunft von Pascal Köhn ist der Stromverbrauch von Pützchens Markt rückläufig. Zum einen liege das am Einsatz von LED-Leuchten und zum anderen gebe es Fahrgeschäfte, die während des Betriebs Strom erzeugen und diesen wieder ins das SWB-Netz einspeisen würden.

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