GA-Serie "Rheinland für Entdecker" Der Eifalia-Garten in Ahrhütte zeigt die bunte Welt der Schmetterlinge

AHRHÜTTE · 400 Falter schwirren und flattern durch das Tropenhaus von Eifalia-Gründerin Ulla Große Meininghaus. Der größte unter ihnen ist der Atlasspinner mit einer Spannweite von mehr als 20 Zentimetern.

Manchmal ist es eine einzige Tür, die durchschritten werden muss, um sich unversehens in einer anderen Welt wiederzufinden. Zum Beispiel im Eifalia Schmetterlingsgarten im Eifeldorf Ahrhütte. Betritt der Besucher das Tropenhaus, schlägt ihm feuchte Wärme entgegen - und Stille. Hörte er gerade noch die Laster auf der nahen Bundesstraße 258, herrscht hinter der Türe angenehme Ruhe. Einzig das Plätschern von Wasser ist zu hören und Stimmen, von Menschen und von Vögeln.

Der Duft fremder Pflanzen steigt in die Nase, vor den Augen schwirren zahlreiche Schmetterlinge umher, Stabheuschrecken und "Wandelnde Blätter" klettern kaum sichtbar durch das Blattwerk. Der Besucher fühlt sich den schmetterlingsreichen Regenwäldern und Dschungeln Costa Ricas oder Thailands viel näher als dem Ahrtal. "Beim Schlendern durch das Tropenhaus bitte auch auf den Boden schauen." Die Stimme von Ulla Große Meininghaus holt den Gast wieder ins Hier und Jetzt. Träumen und Staunen ist im Eifalia zwar nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich erwünscht. Doch eine gewisse Obacht ist trotzdem vonnöten.

"Die Schmetterlinge landen oft am Boden, unter anderem, um über die Feuchtigkeit Mineralien aufzunehmen", erklärt die 36-Jährige, die den Schmetterlingsgarten leitet. Rund 400 Falter aus 42 unterschiedlichen Arten schwirren und flattern durch das Tropenhaus. Darunter beispielsweise auch ein asiatischer Atlasspinner. Der Nachtfalter gehört zu den größten Schmetterlingen der Welt. Das Exemplar im Eifalia etwa hat eine Flügelspannweite von mehr als 20 Zentimetern. "Er ist wirklich beeindruckend und gut zu beobachten, da er tagsüber kaum fliegt, sondern an Pflanzen oder anderen Dingen hockt."

Berühren ist strikt verboten

Apropos hocken: Das tun Schmetterlinge bekanntermaßen besonders gerne auf Blüten. Und diesen allzu natürlichen Umstand weiß das Team des Eifalia im Sinne der Besucher zu nutzen. Ulla Große Meininghaus nimmt eine große künstliche Blume aus einer Vase unmittelbar am Eingang und besprüht sie mit Nektar. Unversehens ist die Pflanze von Schmetterlingen bevölkert, die sich am süßlichen Saft laben. Doch auch dabei gelten Regeln. So sehr es auch reizt, das zierliche Objekt zu berühren: Es ist strikt verboten.

Bevor die possierlichen Tierchen in Ahrhütte landen, haben sie schon eine lange Reise hinter sich. In der Kokonphase werden sie aus ihren Ursprungsländern - Mexiko, Costa Rica oder Thailand etwa - zu so genannten Butterfly-Farmen in Großbritannien und den Niederlanden verschickt. Von dort aus gelangen sie anschließend ins Eifalia.

"Das muss alles sehr schnell gehen, die Kokonphase dauert nur zwei Wochen", erklärt Große Meininghaus. Im Tropenhaus werden die Hüllen dann aufgehängt, so dass die Besucher regelmäßig beobachten können, wie sich der tropische Schmetterling aus der Hülle windet. Dabei sind längst nicht alle Kokons importiert. Natürlich legen auch die Exemplare aus dem Eifalia selbst Eier, aus denen dann Raupen schlüpfen. Flugtauglich sind die Falter nach der Kokonphase jedoch noch nicht sofort. Erst einmal benötigen sie eine gewisse Zeit, um ihre Flügel glatt zu streichen. "Meist geht es erst am Tag nach dem Schlüpfen in die Luft."

Die 36-Jährige bleibt abrupt stehen. Zwischen ihren Beinen wuselt plötzlich kleines Federvieh umher. "Ah, das ist die Tropenhauspolizei", sagt sie und lacht. Dieser Sicherheitstrupp, klärt Große Meininghaus auf, besteht aus einigen Exemplaren der asiatischen Zwergwachtel. "Die picken alles weg, was hier nicht hingehört. Ameisen und Spinnen zum Beispiel." Und da asiatische Zwergwachteln reine Bodenbewohner sind, haben die Schmetterlinge von den ungewöhnlichen "Polizisten" rein gar nichts zu befürchten.

Ebenso wenig haben sie das von Willi. Willi ist ein Leguan und 1,20 Meter lang. "Wir haben ihn erst vor Kurzem aufgenommen, er stammt aus schlechter Haltung", so die Eifalia-Besitzerin und zeigt in Richtung Decke. Dort oben sitzt das grüne Reptil mit stoischer Gelassenheit. Die umherschwirrenden Schmetterlinge jedenfalls bringen ihn nicht aus der Ruhe. Willi ist Vegetarier. Wenn Ulla Große Meininghaus über den Schmetterlingsgarten und seine Bewohner spricht, schwingt unverkennbar Begeisterung in der Stimme mit. Falter begleiten sie schon ein Leben lang, das Interesse liegt ihr quasi in den Genen.

15.000 Besucher im Jahr 2017

"Das sind meine Eltern schuld", sagt sie mit einem Lächeln. Bereits im Kindesalter seien die Urlaubsziele immer nach der Schmetterlingsdichte im Zielland ausgesucht worden. Nach Asien, Süd- und Mittelamerika, aber auch nach Italien haben sie diese familiären Forschungsreisen unter anderem gebracht. Vor rund drei Jahren hat sie dann den Eifalia Schmetterlingsgarten eröffnet - obwohl sie beruflich bis dahin eine vollkommen andere Richtung eingeschlagen hatte. Nach einer Ausbildung zur Steinbildhauerin hatte sie in Köln Restaurierung von Wandmalerei und Stein studiert und mit dem Master abgeschlossen. Anschließend restaurierte die gebürtige Eifelerin unter anderem Kirchen in Österreich. Als sie bei einem Heimaturlaub das leer stehende alte Gärtnereigelände in Ahrhütte sah, reifte in ihr schnell die Idee des Schmetterlingsgartens. "Meine Eltern hatten privat schon seit vielen Jahren ein Tropenhaus und sind oft gefragt worden, warum sie das Ganze nicht größer aufziehen."

Das Interesse jedenfalls ist enorm, im vergangenen Jahr zählte Familie Große Meininghaus rund 15.000 Besucher. Damit ist die Kapazität zwar noch nicht vollends ausgereizt, trotzdem wird intensiv über eine Vergrößerung nachgedacht. Momentan ist das Tropenhaus rund 240 Quadratmeter groß. Hinzu kommt der botanische Schmetterlingsgarten auf der Außenanlage samt Pavillon für einheimische Schmetterlinge. Idyllisch direkt an der Ahr gelegen und mit Kunstwerken verschiedener Eifeler Künstler dekoriert, sind dort zahlreiche Futterpflanzen für einheimische Schmetterlinge zu sehen. Auf großen Schildern werden diese genau beschrieben, zudem erfährt der Besucher, welche Schmetterlingsraupen daran fressen.

"Viele Menschen wissen nicht, dass viele Schmetterlingsraupen lediglich eine einzige Pflanze als Nahrung präferieren", so Große Meininghaus. Beim allseits bekannten Zitronenfalter ist es beispielsweise der Faulbaum. Leider würden solche Pflanzen meist eher als Unkraut angesehen und aus den hiesigen Gärten und Landschaften verbannt. "Das ist für die Schmetterlinge äußerst schlecht. Es bringt ihnen leider kaum etwas, wenn die Blüten in den Gärten voll mit Nektar sind - nirgendwo in der Nähe jedoch Futterpflanzen zum Ablegen der Eier existieren." Fast schon steril gepflegte Gärten würden den Schmetterlingen immer mehr den Lebensraum entziehen. Große Meininghaus plädiert daher auch immer wieder an die Besucher, Schmetterlingsinseln im Garten anzulegen, in denen beliebte Futterpflanzen wie Brennnessel oder Wildblumen gedeihen können. Damit nicht irgendwann auch eine Tür nötig ist, um die eigene Welt der Heimat zu betreten.

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