Weihnachtsmarkt in Bonn Hier erhalten Sie Geschenke mit dem gewissen Etwas

Bonn · Mit Freunden einen Glühwein trinken, eine Bratwurst essen, Lebkuchen oder andere vorweihnachtliche Leckereien erstehen und kleine Weihnachtsgeschenke für die Lieben daheim besorgen: Dafür sind Weihnachtsmärkte bekannt und beliebt.

Ursula Gabel, Rentnerin aus Essen, bewundert den Silberschmuck am Stand von Wolf Erasmus-Simon.

Foto: Leif Kubik

Dabei lassen sich in den Bonner Budengassen auch größere Wünsche erfüllen; das Angebot an hochpreisigen Geschenkideen ist so groß, dass man auf dem Markt schnell bis zu 530 Euro für ein riesiges Bonn-Panorama oder 240 Euro für eine handgearbeitete Gartenfackel ausgeben kann.

Der Bonner Fotograf Roland Goseberg hat an vier sonnigen Herbsttagen ein "Giga-Bonn-Panorama" vom Dach des Stadthauses aufgenommen, das an Bord des Einsatzgruppenversorgers "Bonn" auf den Weltmeeren unterwegs ist, und im Hangar des Schiffes Mannschaft und Gästen die Patenstadt näher bringt. Aus 800 Aufnahmen setzt sich das 40 Meter breite Bild zusammen, das Goseberg in kleineren Varianten fürs Wohnzimmer oder Büro an seinem Stand in der Poststraße feilbietet.

Auf dem Münsterplatz zündet Ingo Spurg das Feuer in den handgearbeiteten Gartenfackeln an: "Wir nehmen die Fackeln frühzeitig aus dem Ofen - durch den Temperaturschock bei der Abkühlung von 1100 Grad entsteht dann das typische Rissmuster", erklärt der Azubi der kleinen Pia. Die Schülerin aus Köln, die mit ihrer Mutter Andrea Peine über den Markt bummelt, findet die Fackeln "einfach toll". "Die Stücke kommen dann wieder in den Schmauchbrand, wo Kohlenstoff aus den verfeuerten Sägespänen das Muster später erst richtig zur Geltung bringt", erklärt Spurg den potenziellen Kunden.

"Wie viel kostet das Handy?" wollen Felix und Samy wissen. Die beiden Zehnjährigen haben weniger Lust aufs Telefonieren als vielmehr auf italienische Zartbitterschokolade. Aus der besteht nämlich das iPhone in der Auslage von Tanja Luxem.

"Alles Schokolade!" hat sie ihren Stand getauft, der auf den ersten Blick eher an einen Miniaturschrottplatz erinnert als an einen Süßwarenladen: "Damit kennen wir Frauen uns nicht aus", erzählt sie Kundin Heike Brandherm ironisch lachend und zeigt auf einen Schokoladenvergaser. "Das ist doch nicht Ihr Ernst", antwortet die Ingenieurin aus Essen und kauft das süße Ersatzteil. Jetzt erst recht.

Glöckchen-Anhänger der Polizei waren schnell vergriffen

Von Glühbirnen und Schrauben bis zum Zweitgebiss reicht das Angebot, das Luxem mit ihrem Sohn Oliver zu nicht ganz geringen Preisen verkauft: beste Rohstoffe und viel Handarbeit rechtfertigten Preise von bis zu 30 Euro für eine 900 Gramm schwere Nikon-Kamera in Originalgröße, finden die beiden Chocolatiers.

An originellen Geschäftsideen herrscht kein Mangel auf dem Bonner Markt: "Wir nehmen zwischen 80 und 150 Jahre altes Silberbesteck und verarbeiten es zu allen möglichen Schmuckstücken - vom Armreif bis zum Kettenanhänger", erzählt Wolf Erasmus-Simon während er an seinem Stand auf dem Bottlerplatz an einem Serviettenring arbeitet. "Gerne können Sie Ihren eigenen Rohstoff verwenden - nicht mehr brauchbare Erbstücke zum Beispiel", erklärt er Rentnerin Ursula Gabel aus Essen.

Ein Stück Bonn zum Mitnehmen ist insbesondere beim internationalen Publikum begehrt: Jens Fries und Neil de Leeuw, Geschäftsreisende aus dem südafrikanischen Bloemfontein, etwa. Sie bewundern die Keramik-Miniatur des Alten Rathauses am Stand von Gisela Rings-Ewert in der Vivatsgasse.

Angst vor Anschlägen scheint in Bonn kaum jemand zu haben - bereits am Morgen ist der Markt bestens besucht. Fast könnte man glauben, die Besucher hätten mehr Angst vor Taschendieben als vor Terroristen: "Glöckchen vergriffen" war auf Aushängen an der mobilen Polizeiwache zu lesen. Die Aktion, bei der die Polizei kleine Glocken zur Befestigung am Reißverschluss von Taschen verteilt hatte, sei ein voller Erfolg gewesen, erzählen die Beamten.

Täglich noch bis zum 23. Dezember ab 11 Uhr geöffnet. Die Verkaufsstände sind bis 21 Uhr offen, Imbiss- und Ausschankbetriebe bis 21.30 Uhr, Freitag und Samstag bis 22.30 Uhr.