GA-Serie "Rheinische Landpartie" Landpartie zwischen Niederrhein und Siebengebirge

Bonn · Die neue GA-Sommerserie: Sieben Wochen lang gibt es in jeder Ausgabe Tipps für Ausflüge, Wanderungen und Entdeckungstouren. Ein kleiner Vorgeschmack zeigt, wie viel das Rheinland zu bieten hat. Kommen Sie mit uns aufs Land!

Was braucht der Mensch zum Glücklichsein? Eigentlich gar nicht viel, und weit fahren muss dafür auch niemand. Gleich vor der Haustür, nur ein paar Kilometer weiter, gibt es alles, was das Leben schön macht. Die Redaktionen von Bonner General-Anzeiger, Kölnischer Rundschau und Rheinischer Post haben für die Sommerserie "Rheinische Landpartie" Ausflüge zusammengestellt, die das Rheinland von all seinen schönen Seiten zeigen.

Es geht in alte Klöster, zu Schlössern, Kunstsammlungen mit Weltruf, zu kuriosen Orten, an Seen, in alte Bergwerke, in die Weinberge oder auf sonnige Wege. Wir reisen mit dem Fahrrad, dem Bus oder Auto, oder auch mal mit der Dampfeisenbahn. Und immer geht es in die Natur. Sie verbindet quasi alle rheinischen Landpartien, denn nichts macht einen Ausflug schöner als die Aussicht auf Bäume, Wiesen, Tiere und Wasser.

All das gibt es im Rheinland und in seiner direkten Nachbarschaft in großer Vielfalt und Fülle. All das wartet auf Entdecker. Die Serie startet am Samstag, 8. Juli, und läuft bis zum Ende der Sommerferien in NRW. Heute gibt es einige Appetithappen: Die Redakteurinnen und Redakteure der drei Zeitungen kennen sich in der Region perfekt aus und möchten ihre Lieblingsorte gerne mit Ihnen teilen. Damit der schöne Tag zu Hause noch ein wenig nachklingt, gibt es immer wieder Tipps, wo es die guten Brote, Kuchen oder Würste aus der Region zum Mitnehmen gibt; wo man sie vor Ort essen kann, natürlich auch.

Wie wird ein Ausflug zu einem perfekten Tag? Unser Programm liefert Anregungen, die jeder nach seinem Geschmack zusammenstellen darf: Es gibt immer etwas anzusehen, es gibt immer etwas zum Erleben oder Nachdenken. Wir bieten Alternativen für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Wetter nicht so toll sein sollte, und es gibt Angebote für Kinder, denn die haben oft ganz andere Vorstellungen von einem tollen Tag als Eltern oder Großeltern.

Wer sich einfach nur durch die Landschaft treiben lassen möchte, bekommt das eine oder andere Ziel. Und wer gerne länger bleiben will, weil es so schön ist, der findet auch ein kleines Hotel oder eine nette Pension. Wir sind uns sicher: Das Rheinland macht glücklich. Kommen Sie einfach mit auf die Rheinische Landpartie.

Hohe Venn und Schloss Moyland

Auf einsamen Stegen durchs Hohe Venn

Wer zwischen Monschau, Eupen und Malmedy an den hohen Hecken der stattlichen Resthöfe entlangläuft, der bekommt selbst im Juli eine Ahnung davon, wie zugig es hier oben, im Hohen Venn, im Herbst oder Winter sein muss. Derzeit aber wirkt dort alles ein wenig wie in einem Märchenfilm: Landhäuser aus wuchtigen Steinquadern und mit bunt bemalten Sprossenfenstern, ein permanentes Grün in zahllosen Schattierungen - und natürlich die karge Heidelandschaft des Hohen Venns, das sich wie ein unbewohntes Mysterium irgendwann unbemerkt zwischen Deutschland und Belgien geschoben zu haben scheint.

Die Wege übers Venn führen zu weiten Teilen über schmale Holzstege - somit wird verhindert, dass der Wanderer zu einem weiteren Protagonisten einer dieser schaurigen Sagen wird, die es über das sumpfige Hochmoor gibt.

Beuys in Schloss Moyland

Außen ein Garten des Barock, innen Beuys: Das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau zeigt Joseph Beuys als Mensch, Künstler, Politiker und Visionär. Sein Werk ist der Kern der facettenreichen Kunstsammlung der Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten. Moderne Kunst und altes Gemäuer - das verbindet sich in Moyland zu einem einzigartigen Erlebnis. Man kann bis auf den höchsten Turm steigen und den Blick über den barocken Park schweifen lassen, in dem ebenfalls Skulpturen und Installationen zum Hinschauen und Flanieren einladen.

Die Geschichte von Schloss Moyland begann Anfang des 14. Jahrhunderts. Die mittelalterliche Wasserburg wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Im 19. Jahrhundert gestaltete der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner das Schloss im neugotischen Stil um. Bis 1945 diente es als Wohnsitz der Familie von Steengracht, die das Anwesen 1766 erworben hatte. Nach schweren Schäden Ende des Zweiten Weltkrieges blieb das Gebäude jahrzehntelang eine Ruine. Die Stiftung des Museums hat seit 1990 ganze Arbeit geleistet und alles restauriert. Auf ins Schloss!

Die Erft und die Bruder-Klaus-Kapelle

Mit dem Kajak auf der Erft

Kajak für Anfänger: Hauptsache ankommen, heißt die Devise. Die Erft ist ein langer, ruhiger Fluss, auf dem Kraft und Ausdauer gefragt sind. Die "Classic"-Tour geht zehn Kilometer von Zieverich die Erft flussabwärts bis Bedburg-Mitte, wo das Boot um ein Wehr herumgetragen werden muss, und weiter zum nächsten Wehr in Bedburg-Broich. Auch Ungeübte können diese Strecke schaffen.

Aussteigen geht nicht: Die Ufer sind Naturschutzgebiet. In der näheren Umgebung gibt es noch mehr zu sehen. Der größte Bagger der Welt lässt sich zum Beispiel im Braunkohletagebau Hambach bewundern. Einen guten Blick bietet das "Forum: terra nova" in Elsdorf-Berrendorf. Hier gibt es ein Café und einen Abenteuerspielplatz; die Terrasse mit Liegen und Sonnenschirmen ragt fast in den Tagebau hinein.

Die Bruder-Klaus-Kapelle

Die Bruder-Klaus-Kapelle in Wachendorf, einem Ortsteil von Mechernich, ist ein architektonisches Wunderwerk, das niemand hier in der Eifel erwartet, wo Kapellen eher aussehen wie Häuschen mit Satteldach, eventuell einer Bank davor und dem Bild eines Heiligen an der Rückwand. Der Schweizer Stararchitekt Peter Zumthor hat das archaische Bauwerk aus Flusskies, Sand, Zement und Fichtenstämmen entworfen. Die Kapelle strahlt eine tiefe Ruhe aus, der Besucher schaltet das Handy aus und greift zu einem Gebetbuch mit Tageslosungen, das ausliegt, und liest: "Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund Dein Lob verkünde."

Seit der damalige Kölner Weihbischof Heiner Koch die Kapelle am 19. Mai 2007 weihte, kommen immer mehr Menschen an diesen Ort, der sich wunderbar widersprüchlich in die Landschaft integriert hat. Die Stadt Mechernich hat einen Parkplatz angelegt und zwei Toilettenhäuschen aufgestellt. Ein Betreiber für ein kleines Bistro auf dem Parkplatz fehlt noch. Dabei braucht die Bruder-Klaus-Kapelle gar keinen Rummel: Der hohe, spröde Raum mit schimmernden Glassteinen in den Wänden lässt sich am besten alleine erleben. Draußen auf der Bank schweift der Blick dann übers Land.

Von der Ahr nach Wuppertal

Wandern an der Ahr: Blick durchs Teufelsloch

Ein Rundwanderweg vom rheinland-pfälzischen Altenahr über den Steinerberg bietet ein bisschen Abenteuer und vor allem schöne Aussichten. Um eine Felsformation im Ahrgebirge ranken sich verschiedene Sagen: Das Teufelsloch ist der erste Zielpunkt auf dem Rundwanderweg von Altenahr über den Hornberg, den Steinerberg und die Schutzhütte Schrock durch die malerische Landschaft der Eifel.

Das Teufelsloch ist eine Aushöhlung im schroffen Felsen. In verschiedenen Geschichten kommt es zwischen dem Teufel, der an der Region Gefallen fand und sich hier niederließ, und seiner Großmutter zu einem Streit. In der einen Version schleudert der Teufel eine Axt nach seiner Großmutter und trifft dabei den Felsen. In der anderen Version wirft er gar seine Großmutter selbst. Das heutige Teufelsloch ist allerdings künstlich, nachdem das Original bei einem Erdbeben in den 1930er Jahren zerstört wurde. Da es seit dem 19. Jahrhundert als touristische Attraktion galt, entschloss sich die Gemeinde, ein neues Loch in einen der Felsen zu sprengen.

Mit der Draisine durchs Wuppertal

Etwas mehr als acht Kilometer ziehen sich die Gleise von Wuppertal-Beyenburg aus bis nach Radevormwald fast immer malerisch an der Wupper entlang. Wer sich auf das Abenteuer Draisine einlässt, wird belohnt - die Fahrt führt vorbei an idyllischen Wupperauen, historischen Tuchfabriken,ehemaligen Bahnhöfen und einer alten, vor sich hin rostenden Dampflok. Auch deshalb hat die zweieinhalb Stunden lange Reise etwas Unwirkliches und wirkt an einem Sommertag wie ein Abstecher in eine verwunschene Welt - wie ein Besuch im bergischen Bullerbü.

Bis heute ist die Strecke der Wuppertalbahn nicht stillgelegt, sondern ruht nur. Deshalb muss bei jeder Draisinenfahrt speziell geschultes Personal dabei sein, um beispielsweise die Bahnübergänge zu sichern. Die Gäste treten kräftig in die Pedale. Wilhelmsthal ist schließlich der Wendepunkt der Strecke. Dort werden die Draisinen gedreht. Nun geht's acht Kilometer zurück zum Ausgangspunkt. Und zwar nur bergab.

Neandertal, Siegtal, Leutesdorf

Wisente im Neandertal

Es ist das wildeste Tal im Westen: Bei einem Rundgang durch das Neandertal können die Besucher Wisente, nachgezüchtete Auerochsen und Tarpane entdecken. Lange waren Wisente vom Aussterben bedroht, gefährdet ist ihre Art immer noch. Nutella und Nugana gehören zu den rund 3000 Wisen-ten, die es weltweit noch gibt. Als sich Wildhüter Markus Schink mit dem Futter nähert, heben sie den Kopf und trotten gemächlich zu ihrem Trog. Der 44-Jährige arbeitet als Hegemeister im Neandertal.

Dort erstreckt sich auf 23 Hektar das sogenannte eiszeitliche Wildgehege. In dem Tal zwischen Erkrath und Mettmann liegt das älteste Naturschutzgebiet in Deutschland, weltweit berühmt wurde es aber, weil dort vor 161 Jahren frühmenschliche Überreste gefunden wurden. Als "Entdeckung des Neandertalers" ging der Fund in die Geschichte ein. Heute können die Besucher nicht nur die Fundstelle und das dazugehörige Museum besichtigen, sondern auch bei einem Rundgang durch das Tal die Tiere beobachten.

Ausflug ins Siegtal

Als schönsten Luftkurort des Siegkreises pries einst der Reiseführer Baedeker das kleine Dörfchen Herchen direkt an der Sieg. Das war im späten 19. Jahrhundert, als der Ort noch über 250 Betten in Hotels und Privatquartieren verfügte und ein überaus beliebtes Sommerziel für Künstler war - beispielsweise für Maler aus Düsseldorf, aber auch für einheimische Künstler wie den Siegburger Komponisten Engelbert Humperdinck. Vielleicht hat ihn der Ort zu "Hänsel und Gretel" inspiriert?

250 Betten sucht man in dem Dorf heute vergebens. Künstler kommen nach wie vor ins Siegtal, und geblieben ist natürlich dessen Schönheit. Der Besucher findet hier nicht nur ausgedehnte Wander- und Radwege. Zum Windecker Ländchen gehören nach wie vor auch zahlreiche Streuobstwiesen, die eine lange Tradition haben. "Früher", erzählen Rüdiger und Gernot Fuhr vom Herchener Appelhof - und damit meinen sie die Zeit bis ins 19. Jahrhundert zurück -"hatte hier praktisch jeder eine Streuobstwiese, um sich selbst versorgen zu können."

Die beiden 45 und 47 Jahre alten Brüder leiten die familieneigene Obstplantage in zweiter Generation, bauen vor allem Äpfel (30.000 Bäume) und Erdbeeren (rund 120.000 Pflanzen) an, aber auch Johannis-, Stachel- und Himbeeren sowie Zwetschgen und Birnen. Bei den Fuhrs machen auch schon mal Wanderer Station, denn der rund 200 Kilometer lange, gut an den öffentlichen Nahverkehr angebundene Natursteig Sieg führt direkt an deren Haustür vorbei.

Wein aus Leutesdorf

Der besiedelte Teil von Leutesdorf ist bloß ein paar Hundert Meter breit, dafür schmiegt er sich eng an den Rhein an. Vom Flussufer geht man nur wenige Minuten zum Fuß der Weinberge, deren Rebstöcke sich wunderbar harmonisch und in ordentlicher Reihe in die Landschaft einfügen. Elf Winzerbetriebe teilen sich in der kleinen, zur Verbandsgemeinde Bad Hönningen gehörenden Ortschaft 40 Hektar rheinischen Schieferboden. Die Weinberge befinden sich vorwiegend in Steilhanglage von mitunter mehr als 70 Prozent Steigung.

Leutesdorf gilt darüber hinaus völlig zu Recht als begehrter Wanderort. Neben einem Lehrpfad für Wein namens "Wein-Kultour", einem für Streuobstwiesen und dem Limes-Wanderweg auf den Spuren der alten Römer führt auch der Rheinsteig hier vorbei. Die Brombeerschänke und Edmund-Hütte bieten in der Umgebung von Leutesdorf besonders schöne Gelegenheiten zum Einkehren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Zu wenige Menschen spenden Blut
Situation im Rhein-Sieg-Kreis Zu wenige Menschen spenden Blut
Aus dem Ressort