Radtour rund um Much Mit dem E-Bike durchs Bergische

Bergische Land · Mit dem Pedelec lässt sich die hügelige Landschaft des Bergischen Landes rund um Much entspannt erkunden. Dank Elektroantrieb lassen sich Anstiege leicht bewältigen.

Das Bergische Land gehörte bislang nicht zu den gefragten Radregionen. An den vielen Steigungen fanden in erster Linie sportlich Ambitionierte Gefallen, weniger die gewöhnlichen Freizeitradler. Im Zeitalter der Pedelecs und E-Bikes hat sich das geändert. Dank Elektroantrieb lassen sich Anstiege leicht bewältigen. Im bergischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises sind vier Themenrouten ausgewiesen, die speziell für Elektrofahrräder entwickelt worden sind. So lässt sich die Landschaft mit ihren Fachwerkdörfern und ihrer bäuerlichen Tradition entspannt erkunden. Wer kein eigenes Pedelec besitzt, kann sich in Lohmar, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth für 25 Euro pro Tag eins leihen. Der Tourismusverein „Bergisch hoch vier“ hat ein Netz von Verleih- und Servicestationen eingerichtet.

Für unsere Tour haben wir die Rundfahrt um Much ausgewählt: „Auf Jägers Pfaden“. Wir holen zunächst am Hotel FIT in Berghausen, etwa zwei Kilometer vom Hauptort entfernt, das Pedelec ab. Der Empfang ist freundlich, die Atmosphäre offen und herzlich. In dem Hotel – FIT steht für Freizeit, Integration und Tagung – treffen Managerseminare auf Behindertenfreizeiten. Ein ungewöhnliches Miteinander, mitten in der bergischen Landschaft.

Viel Abwechselung in der Landschaft

Pedelecs unterstützen den Fahrer bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern. Der Antrieb lässt sich in drei Stufen einstellen. Ob der Akku für die rund 45 Kilometer und die 850 Höhenmeter, die vor uns liegen, ausreichen wird? Schauen wir mal. Der erste Abschnitt ist so abschüssig, dass wir den Hilfsmotor abschalten können. Auf dem Weg zum Mucher Kirchplatz, offizieller Start und Ziel der Tour „Auf Jägers Pfaden“, fällt eine Straße namens „In der Schweiz“ auf. Gleich nebenan: die Gaststätte „Zur Schweiz“. Eine Anspielung auf die hügelige Landschaft? Gut möglich: Das Bergische Land ist geprägt von Höhenzügen und Tälern, vom Wechsel der Wälder und Wiesen. Sein Name rührt übrigens nicht von den vielen Bergen her, sondern vom Herzogtum Berg.

Der Hauptort Much liegt im Tal. Die Kirche Sankt Martinus befindet sich fast am unteren Ende der stark abfallenden Hauptstraße. Dennoch prägt der romanische Bau mit seinem mächtigen, 48 Meter hohen Turm das Ortsbild. Auf dem Kirchplatz reihen sich Fachwerkhäuser aneinander, mit Gastronomie, Geschäften und einer Musikschule. Ein hübsches Ensemble. Unser Weg führt die Hauptstraße hinauf – dank Trittunterstützung kein Problem. Wir folgen der grünen „2“ auf gelbem Grund. Die Rundtour hat ein eigenes Logo.

Idylle an der Wahnbachtalsperre

Nach wenigen Hundert Metern entlang der Zeithstraße biegen wir in ein Wohngebiet ab. Der Weg führt nach Sommerhausen. Bald fahren wir durch offene Landschaft. Über asphaltierte Straßen und gut ausgebaute Wirtschaftswege gelangen wir weiter nach Herchenrath, von dort abwärts auf die Wahnbachtalstraße. Ihr folgen wir ein Stück. Links erscheint bald der Herrenteich nebst Gasthaus mit Biergarten. Für eine Rast ist es noch zu früh. Aber es lohnt sich, für einen Blick auf das idyllische Gewässer kurz anzuhalten.

Hier, in Kreuzkapelle, wartet der nächste Anstieg. Und die nächste Sehenswürdigkeit: Sankt Johann Baptist, eine Kapelle, deren Geschichte ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Wir befahren nun eine Landstraße, in Richtung Birrenbachshöhe. Wir passieren kleine Orte namens Senschenhöhe und Wohlfahrt. Diese Weiler sind typisch für das Bergische. Allein die Gemeinde Much hat 113 Orte, und das bei einer Einwohnerzahl von 14 000. Nach einer längeren Passage über windige Kuppen geht es wieder abwärts. Hinter Tüschenbronnen biegen wir nach links ab, auf den Radweg an der Landstraße 350. Rechter Hand plätschert die Bröl. Für einige Kilometer bleiben wir auf dem Weg. Das Tal ist dünn besiedelt, bald öffnet es sich zu einer Auenlandschaft. An der Gaststätte Stommel halten wir uns links: Über Ophausen und Oberdreisbach gelangen wir auf die K 35. Es geht nun weiter in Richtung Drabenderhöhe im Oberbergischen Kreis. Eine beliebte Gegend auch bei Motorradfahrern: Das Café „Alte Schule“ in Neubonrath ist Bikertreff. Die schweren Maschinen glänzen in der Mittagssonne, und auch wir gönnen uns eine Pause. Etwas mehr als die Hälfte der Tour liegt nun hinter uns. Hier kann man sich gut stärken. Das sollte man auch, denn die großen Steigungen kommen noch. Teilweise muss man trotz des Elektroantriebs ganz schön in die Pedale treten. „Pfade“, wie es im Titel der Tour heißt, müssen wir aber nie nutzen. Die Wege sind fast durchgehend asphaltiert.

Reicht der Akku bis zum Ende?

In Drabenderhöhe biegen wir kurz vor der Kirche in die Alte Kölner Straße ab. Nachdem wir die Orte Verr und Büddelhagen passiert haben, beginnt die einzige Waldpassage unserer Tour. Ein Forstweg führt zum Heckberg, mit 383 Metern ist er die höchste Erhebung Muchs. Links des Waldwegs führt ein kleiner Abzweig zum besten Aussichtspunkt: Von dort kann man den Westerwald, das Siebengebirge und die Eifel erkennen – ein einzigartiges Panorama. Bei Heckhaus führt der Weg schließlich nach Much zurück, zunächst stark abschüssig. Nicht zu früh freuen: Auf den letzten Kilometern stehen noch kräftige Steigungen an. Der Akku hat aber noch genug Kapazität, wenn man ihn nicht ständig auf der höchsten Stufe beansprucht.

Der Weg neigt sich dem Ende. Kurz vor dem Ortseingang von Much durchquert man das Gelände des Golfclubs Burg Overbach. Die Burganlage stammt aus dem 15. Jahrhundert. Zurück am Kirchplatz, lassen wir die Tour ausklingen. Dort gibt es Bergische Waffeln mit heißen Kirschen und Sahne. Und Eis. Waldmeister gefällig? Die Sorte heißt hier „Mücher Heufresser“.

Ein Schmähname, den sich die Mucher selbstironisch zu eigen gemacht haben. Der Legende nach hat einst der Pfarrer mit dem Bürgermeister und dem Doktor gewettet, dass er seine Kirchgänger auch zum Verzehr von Heu bringen würde. Das soll er tatsächlich geschafft haben. Da bleiben wir dann doch lieber beim Eis und fahren das Pedelec über die allerletzte Steigung zurück zum Hotel FIT.

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