Stadtführung Modeführung abseits der Kö in Düsseldorf

Düsseldorf · Düsseldorf ist die Stadt der Mode. Es gibt dort auch Geheimtipps abseits der Kö, die sich auf einer neuen Stadtführung erkunden lassen.

 Ein Model zeigt Hemd und Hose aus der aktuellen Kollektion von Marion Strehlow

Ein Model zeigt Hemd und Hose aus der aktuellen Kollektion von Marion Strehlow

Foto: Weitz/Bühler

Seit die Modemesse Igedo 1949 – vor sieben Jahrzehnten – im Ehrenhof gegründet wurde, schmückt Düsseldorf ein Ruf als Modestadt. Die Landeshauptstadt ist die erste Adresse für alles rund um die Modewirtschaft. International strahlt vor allem die Königsallee mit den zahlreichen Luxusläden und dem preisgekrönten, von Daniel Libeskind entworfen Kö-Bogen. Der Boulevard zählt zu den meistbesuchten europäischen Luxusstraßen und ist so bekannt wie New Yorks Fifth Avenue, Londons Bond Street oder die Pariser Champs-Élysées. Bei den jährlichen Rankings der besten Städte der Welt spielt Düsseldorf stets eine tragende Rolle. Denn zahlreiche Touristen aus dem Um- und Ausland schätzen die lebendige Mode- und Kunstszene und vor allem die Shopping-Vielfalt, wenn es um Mode geht.

Dabei sind es nicht nur die großen Namen, die anziehen, sondern auch die kleinen Labels in den Geschäftsvierteln abseits der Königsallee. Eine der erfolgreichsten Düsseldorfer Modedesignerinnen mit eigener Marke ist Marion Strehlow. Als Stadtführerin zeigt sie nun auch Mode-Begeisterten das Leben und Arbeiten in anderen Ateliers. „Das Projekt soll auf die kreative Szene in Düsseldorf aufmerksam machen“, erklärt sie. Viele ihrer Designer-Kollegen seien in Hinterhöfen und besonderen Wohnräumen versteckt. Mit der Stadtführung sollen Interessierte nicht nur vier Kreativstätten Düsseldorfs in acht Stunden kennenlernen, sondern auch die urbane Seite der Stadt abseits der großen Attraktionen erleben.

Aus einem Konzept wurde Wirklichkeit

„Erst war es nur so eine fixe Idee, mit Fashion-Fans abseits der touristischen Pfade die Wohnräume oder versteckten Hinterhof-Werkstätten von Designern zu besuchen und so auf die kreative Szene aufmerksam zu machen“, erzählt Strehlow. Als dann aber ihr Konzept „behind the scene“ auf Anhieb den Urbanara-Award von Tourismus NRW gewann, wurde aus dem Konzept schnell Wirklichkeit.

„Diese Aktion ist die ideale Plattform, um exklusive Einblicke in die Arbeit junger Düsseldorfer Modedesigner zu bieten, die in den ehemaligen Arbeitervierteln wie Flingern oder Bilk mit viel Liebe zum Detail und in oft in aufwendiger Handarbeit in ihren Studios produzieren“, sagt Ole Friedrich, Geschäftsführer der Düsseldorf Tourismus (DT). Der Erfolgsdruck einer prosperierenden Stadt bestimmt gerade in aufstrebenden Stadtteilen die Situation von Kreativen, die trotz steigender Mietkosten in Düsseldorf weiterhin ihre urbanen Nischen finden: in Wohnateliers, Hinterhofwerkstätten oder alten Industriegebäuden.

Und weil der exklusive Streifzug für Einheimische und Touristen durch die innovative Szene offenbar perfekt in den Kontext der neuen Düsseldorfer Dachmarke „Nähe trifft Freiheit“ passt, startete Marion Strehlow ihren ersten Rundgang mit maximal zehn Teilnehmern gleich als Tagesausflug mit Übernachtungsoption. Denn wer will, kann im Designhotel „Friends“ am Worringer Platz übernachten. Laurence Leleux und Ursbob (Hermannstraße), Tina Miyake (Ackerstraße), Marianna Deri (Kühlwetterstraße) und Marion Strehlow (Höhenstraße) öffnen ihre Türen, und die Besucher können hautnah erleben, wie und wo Kleider entstehen und genäht werden.

Besondere Kleider aus Kimonos

Als erstes Atelier öffnet die Designerin Tina Miyake an der Ackerstraße ihre Türen. Die gebürtige Japanerin erstellt seit vielen Jahren besondere Kleider: „Für meine Kollektionen kaufe ich gebrauchte Kimonos und verarbeite diese mit neuen Materialien zu Kleidern.“ Auch wenn das Wiederverwenden von gebrauchten Kleidern in Japan sehr unüblich ist, geht Miyake den Weg des Recycling: „Ich möchte mit meiner Mode auch einen Beitrag für die Umwelt leisten.“

„Bei unserer Tour kommt man mit den Designern ins Gespräch und bekommt einen sehr persönlichen Einblick in den Schaffungsprozess einer Kollektion, der den meisten Menschen sonst verborgen bleibt“, sagt Marion Strehlow. „Man kann sich Tipps abholen und es werden viele Anekdoten erzählt.“

Eine solche hat auch Modeexpertin Marianna Déri auf Lager: Etliche Jahre hat sie für die Branchenriesen gearbeitet, doch „irgendwann konnte ich die Arbeitsbedingungen der Menschen in Asien nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren“. Mit jeder Reise sei sie deprimierter geworden und habe sich schließlich als Designerin selbstständig gemacht. „Mittlerweile lasse ich in einer familiären Atmosphäre in Essen produzieren“, sagt Déri. Jetzt müsse sie nicht mehr Wasser in Flüssen ertragen, das vor lauter Chemikalien täglich seine Farben wechselt, sondern könne unter guten Bedingungen kleine Kollektionen entwerfen.

Die Geschichte von Marion Strehlow

Auch Marion Strehlow öffnet ihr Studio, das sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Wollte sie eigentlich schon immer Modedesignerin werden? Sie lacht und erzählt, dass sie schon mit zehn Jahren ihre eigenen Sachen genäht hat. Nicht um Modemacherin zu werden, sondern weil ihr die Kleidung, die ihre Eltern für sie kauften, nicht gefiel. Nach einem Praktikum als Modejournalistin absolvierte sie eine Ausbildung zur Schneiderin und studierte schließlich an der Modeschule Eller. Das ist jetzt fast 20 Jahre her. Aus Marion Strehlow wurde eine erfolgreiche Designerin mit eigenem Store, erst in Düsseldorf Friedrichstadt und dann in Unterbilk.

Aber auch das war der Künstlerin irgendwann zu unfrei. Zu bestimmten Zeiten den Laden öffnen, nicht gehen können, wann man möchte: einfach nicht Marions Ding. Also legte sie Atelier, Wohnung und Showroom zusammen. Die Designerin lebt inmitten ihrer Entwürfe und ihre Kreationen leben mit ihr. Und in Düsseldorf lebt die Mönchengladbacherin deshalb gerne, weil man hier eine junge, lebendige und kreative Mischung aus Musikern, Designern, Performance-Künstlern und Malern findet. Und genau das will sie bei ihren Führungen durch die Kieze zeigen.

Info: Die Tour ist mit Brunch im Hotel Friends und Dinner im Restaurant Vitale la cucina buchbar. Sie kostet 199 Euro. Düsseldorf Tourismus bietet die Führung auch mit Übernachtung an. Kosten: zwischen 229 und 259 Euro an. Die nächsten Führungen: 22. September und am 1. Dezember. Weitere Infos:www.duesseldorf-tourismus.de/oeffentliche-touren/

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