Orientierung auf Radrouten So funktioniert das Knotenpunktsystem in der Region

Bonn/Region · Wer eine Radtour durch Bonn oder den Rhein-Sieg-Kreis plant, sucht sich meist ein Ziel und die entsprechende Route aus und fährt los. Vereinfacht werden soll die Fahrt durch das Knotenpunktsystem. Wie funktioniert es?

 Knotenpunkt 79 an der Kennedybrücke in Bonn: Anhand der Nummern können sich Radfahrer orientieren.

Knotenpunkt 79 an der Kennedybrücke in Bonn: Anhand der Nummern können sich Radfahrer orientieren.

Foto: Benjamin Westhoff

Um bei einer Fahrradtour den Weg zum Ziel zu finden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einen montieren das Smartphone an das Rad und lassen bei der Fahrt das Navi laufen, andere greifen auf eine haptische Karte zurück, wieder andere orientieren sich auf ihrer Tour an den ausgeschilderten Ortsnamen. In Nordrhein-Westfalen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die einheitliche rot-weiße Beschilderung für Radrouten etabliert, in den vergangenen Jahren ist die Beschilderung um das sogenannte Knotenpunktsystem erweitert worden. Das Knotenpunktnetz, das auch in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis etabliert wurde, verbindet die Kreuzungen verschiedener Radrouten. Die einzelnen Kreuzungen, auch Knotenpunkte genannt, dienen als Orientierungspunkte.

Seit wann gibt es das Knotenpunktsystem?

Entstanden ist das sogenannte Fietsrouten-Netzwerk 1995 in Belgisch-Limburg. Anschließend dehnte es sich über ganz Flandern sowie die Niederlande aus und kam später dann, nach dem Vorbild aus den Nachbarländern, auch nach Deutschland. 2005 wurde das System erstmals in NRW im Kreis Heinsberg installiert. Die Radregion Rheinland, zu der auch Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis zählen, gilt als das größte zusammenhängende Knotennetzwerk NRWs. Seit 2014/2015 wurde es flächendeckend eingeführt. 442 Knotenpunkte gibt es derzeit, wie der Verein Radregion Rheinland mitteilt. Das Streckennetz ist mehr als 3000 Kilometer lang.

Orientierung auf Radwegen: Wo sind die Knotenpunkte zu finden?

Das System soll einheitlich Orientierung im Radwegenetz bieten. Kreuzen sich zwei Radrouten, befindet sich dort ein Knotenpunkt. Diese Punkte sind numeriert, die Zahl ist oben an der rot-weißen Beschilderung angebracht. Unter den Wegweisern zu nahen und fernen Orten weisen Einschübe mit der entsprechenden Nummer in die Richtung der nächstgelegenen Knotenpunkte. Zudem gibt es an jedem Knotenpunkt eine Infotafel mit einer Übersichtskarte mit Strecken zu den jeweils nächsten Knotenpunkten, so der Verein. Der Radtourenplaner NRW zeigt eine Übersicht über die Knotenpunkte. DIe Übersichtskarte ist zudem Bestandteil der aktualisierten und vor Kurzem erschienenen Radwanderkarte, in der unter anderem auch Themenrouten vorgestellt werden. Diese gibt es kostenpflichtig auf der Homepage von Radregion Rheinland zu bestellen.

Welche Vorteile bietet das Knotenpunktsystem?

Der Vorteil besteht nach Angaben der Radregion Rheinland darin, dass sich Radfahrer keine Ortsnamen mehr merken müssen, sondern nur noch die Nummern der Knotenpunkte. Anhand dieser kann die Route gefahren werden. Auch sei keine GPS-Navigation mehr notwendig. „Durch die Knotenpunkte lassen sich die nächsten Radtouren ganz einfach, auch ohne Ortskenntnisse, planen und gestalten“, sagt Mirca Litto, Geschäftsführerin des Vereins Radregion Rheinland. Durch die Ausschilderung mehrerer Knotenpunkte in der Nähe könne die Route immer wieder angepasst werden und die Tour spontan umgeplant werden.

Wie funktioniert das Knotenpunktsystem in der Praxis?

Zur Planung einer Tour anhand des Knotenpunksystems notieren sich Ausflügler vor der Fahrt die Nummer der Knotenpunkte auf ihrer Route, die sie in der Radwanderkarte finden. Während der Radtour folgen die Fahrer dann der entsprechenden Beschilderung. Auch an den einfachen rot-weißen Schildern sind die Hinweise auf die Knotenpunkte zu finden. Zwei Beispiele für mögliche Touren in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis:

Tour 1 soll vom Fähranleger in Graurheindorf bis zur Burg Morenhoven in Swisttal führen. Los geht es am Knotenpunkt 13 nahe der Fähre. Ein Blick auf die Karte verrät, dass sechs Knotenpunkte (70, 71, 4, 5, 76 und 75) auf der knapp 22 Kilometer langen Route bis zum Ziel mit dem Knotenpunkt 84 warten. Die Knotenpunkte liegen an der Grenze zwischen Alfter und Tannenbusch (70), in Alfter (4, 5, 76 und 5) und am Bahnhof Kottenforst (75).

Tour 2 soll von der Siegfähre 21 Kilometer bis nach Heisterbacherrott ins Siebengebirge führen. Los geht es somit am Knotenpunkt 83. Radfahrer sollten von dort die Punkte 82, 81 und 80 in Beuel ansteuern. Von dort führt die Strecke am Rhein entlang bis nach Königswinter (5). Kurz vor der Fähre (4) führt die Route dann in den Bergbereich bis zum Wanderparkplatz kurz vor Heisterbacherrott (9) und dem Ziel dieser Beispielroute.

Bei beiden Beispielrouten zeigt sich: Die Wege entlang der Knotenpunkte erleichtern die Orientierung, sie sind jedoch nicht die kürzesten. Der Weg über das normale Fahrradnetz ist bei der ersten Tour 1,7 Kilometer kürzer. Tour 2 führt aufgrund der Knotenpunkte erst in Königswinter in Richtung Bergbereich, und nicht bereits in Oberdollendorf. Dies macht einen Unterschied von 3,1 Kilometern aus. Die Route ist zudem anstrengender: Statt 275 Gesamthöhenmeter bei einem Anstieg ab Oberdollendorf sind beim Anstieg ab Königswinter insgesamt 366 Höhenmeter zu bewältigen.

Wie ist die Situation in den Nachbarregionen?

Zur Radregion Rheinland gehören die Städte Bonn, Köln und Leverkusen sowie der Oberbergische Kreis, der Rhein-Kreis Neuss, der Rhein-Erft-Kreis, der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis. Dort ist das Netz ebenfalls schon etabliert. Zudem besteht nach Angaben von Radragion Rheinland eine Vernetzung mit den umliegenden Regionen wie den Kreisen Euskirchen und Düren oder auch der Städteregion Aachen.

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