Hilfe aus der Batterie Wie das E-Bike die Waden schont

Region · Elektrofahrräder sind gefragt. Fast jedes fünfte verkaufte Rad in Deutschland hat einen Elektroantrieb. Doch wann lohnt sich die Anschaffung?

Welcher Fahrradfahrer hat das nicht schon mal erlebt: Man strampelt sich an einer Steigung ab und kommt ganz schön ins Schwitzen, während man von einem anderen Radler mühelos überholt wird. Er nimmt den Berg scheinbar ohne größere Kraftanstrengung. Sehr wahrscheinlich sitzt dieser Fahrradfahrer auf einem Pedelec, besser bekannt als E-Bike. Wer mit Elektroantrieb unterwegs ist, der hat mit Steigungen, Gegenwind oder längeren Strecken kein Problem. Der Unterstützungsmotor bringt im richtigen Moment einen sanften Schub.

Elektrofahrräder liegen im Trend. Fast jedes fünfte verkaufte Rad in Deutschland hat nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW einen Elektroantrieb. Am weitesten verbreitet sind sogenannte Pedelecs (Pedal Electric Cycle, umgangssprachlich E-Bikes). Der Fahrer tritt in die Pedale und wird dabei bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern durch den Elektromotor unterstützt. Verkehrsrechtlich stehen Pedelecs auf einer Stufe mit gewöhnlichen Fahrrädern. Es besteht keine Führerschein-, Helm- und Versicherungspflicht, und Radwege dürfen benutzt werden. Dagegen gelten Speed-Pedelecs, deren Unterstützung erst bei 45 Stundenkilometern abschaltet, rechtlich als Kleinkrafträder.

Wer solch ein S-Pedelec fährt, braucht einen Führerschein (Klasse AM oder B), ein Versicherungskennzeichen und muss die Straße benutzen. Ähnlich verhält es sich mit den E-Bikes im ursprünglichen Sinn, die auch ohne Treten fahren und mehr einem Mofa ähneln – eine Variante, die vergleichsweise selten anzutreffen ist. Für wen sind Elektrofahrräder geeignet? Die Investition will gut überlegt sein. Der Kaufpreis beträgt schnell das Dreifache eines herkömmlichen Fahrrads. Für ein qualitativ gutes Pedelec sollte man mindestens 2000 Euro in die Hand nehmen, raten Experten. Speed-Pedelecs liegen teilweise deutlich über 3000 Euro. Da stellt sich schnell die Frage, welchen Zweck das Elektrofahrrad erfüllen soll.

Für diejenigen, die in der Freizeit ab und an gerne radeln und genug Kraft in den Beinen haben, wird sich die Anschaffung angesichts des Preises kaum lohnen. Im Freizeitbereich könnten Pedelecs aber für Radfahrer interessant sein, die schnell aus der Puste kommen, aber längere Strecken fahren wollen. Auch bietet der Unterstützungsmotor die Möglichkeit, hügelige Landschaften per Rad zu erkunden. Besonders Pendler haben Elektroräder inzwischen für sich entdeckt: als Autoersatz im Alltag. Unter diesem Aspekt lassen sich dann auch die relativ hohen Anschaffungskosten verschmerzen. Das Elektrofahrrad ist in jeder Hinsicht günstiger als ein Auto, und bei der Fahrtzeit ist es je nach Strecke durchaus konkurrenzfähig. Die Suche nach dem Parkplatz entfällt ebenso wie das lästige Warten im Stau. Zugleich tut man etwas für seine Gesundheit und für die Umwelt. Allerdings kann der Nutzen eines Elektrofahrrads durch die vorhandene Infrastruktur geschmälert werden. Pedelec-Fahrer wollen im Alltag zügig von A nach B kommen, etwa auf dem Weg zur Arbeit.

Wo das Radwegenetz in schlechtem Zustand ist, wo man ausgebremst wird oder erst über Umwege ans Ziel gelangt, stellt sich schnell Frust ein. In jedem Falle empfiehlt sich vor der Anschaffung eine ausgiebige Testfahrt, zum Beispiel beim Händler. Das höhere Gewicht – die meisten Pedelecs wiegen mehr als 20 Kilo – und der Antrieb sorgen für ein ganz neues Fahrgefühl. Das schnellere Tempo birgt allerdings auch ein höheres Unfallrisiko.

Den größten Fahrkomfort und die meiste Stabilität bietet ein Mittelmotor, dessen Kraft über die Kette auf das Hinterrad übertragen wird. Preiswertere Modelle besitzen häufig einen Nabenmotor am Vorderrad. Der Nachteil dabei: Das Vorderrad kann leicht durchdrehen oder wegrutschen. Herzstück des Rads ist der Akku, der je nach Modell am Rahmen oder am Gepäckträger sitzt. Die Ladezeit für eine Komplettladung beträgt wenige Stunden. Die Herstellerangaben über die Reichweite sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. So können sich die versprochenen 120 Kilometer schnell reduzieren, etwa durch den Grad der Trittunterstützung, das Gelände, das Gewicht des Fahrers, aber auch Faktoren wie Gegenwind oder Reifendruck. Die üblichen Kapazitäten für Pedelec-Akkus bewegten sich zwischen 300 und 500 Wattstunden, so die Verbraucherzentrale NRW. Viele Räder würden damit in der Praxis zirka 60 Kilometer schaffen.

„Vor dem Kauf sollte man unbedingt prüfen, ob ein Ersatz-Akku erhältlich ist und wie viel er kostet“, sagt Umweltberaterin Gabriele Bock von der Verbraucherzentrale NRW in Troisdorf. Die meisten Pedelec-Hersteller geben die Haltbarkeit der Batterien mit 500 bis 1000 Ladezyklen an. Deshalb sollte man beim Kauf den Austausch nach einigen Jahren gleich mitbedenken. Die Preise für Akkus liegen bei 500 bis 800 Euro. Idealerweise sollte der Akku vom Rad abnehmbar sein. Das erleichtert das Aufladen und die Lagerung.

Weitere Infos rund um Pedelecs und E-Bikes bieten Verbraucherzentrale (www.mehrwert.nrw/elektrorad) und ADFC (www.adfc.de/pedelecs).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort