Reisebericht aus dem Sauerland Im Ferienort Willingen trifft Landleben auf Partymeile

Willingen · Kegelclubs lassen die Kuh fliegen, Familien wandern auf dem Milchlehrpfad, ein Promi-Wirt organisiert Alphorn-messen: Der Ferienort Willingen im Sauerland kennt keine Berührungsängste – bietet aber manche Überraschung. Ein Reisebericht.

 Ferienregion im Hochsauerland: Schafe weiden auf der Hochheide am Ettelsberg, die Kabinenseilbahn bringt Wanderer und Biker zu ihren Revieren.

Ferienregion im Hochsauerland: Schafe weiden auf der Hochheide am Ettelsberg, die Kabinenseilbahn bringt Wanderer und Biker zu ihren Revieren.

Foto: Matthias Korte

Frau Müller trägt eine robuste Daunenjacke, dazu festes Schuhwerk und einen weißen Bergbauhelm. Mitten im Sommer. Frau Müller hat eine Mission: Sie möchte anderen Menschen zeigen, wie man runterkommt. Zehn Personen folgen ihr. Es geht in die Grube Christine in Willingen, wo bis ins Jahr 1971 Schiefer abgebaut wurde. Der Stollen ist kühl und dezent beleuchtet. Wasser perlt an Decken und Wänden von Schieferplatten ab. In einer kleinen Schieferkammer, etwa fünf Meter hoch, bleibt die Gruppe stehen und formiert sich zum Kreis. „Komm an in diesem Raum der Stille“, sagt Susanne Müller mit sanfter Stimme. „Alles, was du hörst, ist ein Tropfen, der lieblich von der Decke fällt.“ Stimmt, man kann kleine Tropfen hören, sonst nichts. „Spüre in dich hinein, wie du da stehst, und wie die Erde sich dreht, in diesem Berg in Willingen.“ Das Kurzzeitgedächtnis verarbeitet den Vormittag: Anfahrt von Bonn, gut zwei Stunden, Stau bei Dortmund, Regen im Sauerland. „Loslassen, sein lassen, zulassen. Nur wer loslässt, wird gelassener.“