Neue Generation Alles wandelt sich

Ein bisschen wirkt das Koutourou Ouzeri in der europäischen Kulturhauptstadt Paphos auf Zypern wie ein Gemischtwarenladen. In den Regalen stehen alte Schreibmaschinen aus einer Zeit, als das Wort Computer noch keine Bedeutung hatte.

 Der Hafen mit dem mittelalterlichen Kastell ist einer der zentralen Schauplätze der Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr.

Der Hafen mit dem mittelalterlichen Kastell ist einer der zentralen Schauplätze der Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr.

Foto: dpa

Telefone mit Wählscheibe aus fernen Urzeiten, als Handys undenkbar waren. Historische Fahrräder baumeln ebenso von der Decke wie Koffer aus den 20ern des vergangenen Jahrhunderts.

Und über dem Herd hängen glänzende Kupferpfannen. "Aber die sind auch nur Deko", sagt Eigentümer und Küchenchef Nicolaou Demetris und schmunzelt. Ein bisschen Lokalkolorit muss eben doch sein, auch wenn der Koch zu der neuen Generation Zyprioten gehört, der den Besuchern der Mittelmeerinsel mehr bieten will als Sonne, Meer und ansonsten möglichst alles wie zu Hause.

Was heißt: Gerade für die vor allem britischen Gäste baked beans und Linksverkehr inklusive. Ihm geht es darum, den Touristen das echte Zypern zu zeigen. Dass er und sein Lokal mit der wunderschönen Außenterrasse genau Teil davon sind, belegen letztendlich vor allem seine Gäste: Mindestens die Hälfte sind Einheimische. Und sie schätzen vor allem eines: Demetris' Küche.

Demetris ist mit dieser Idee vom Tourismus zypriotischer Prägung nicht alleine. Da ist beispielsweise Natalia Antoniou. Eines Tages fragte sich die junge Frau, warum die einzigen Souvenirs, die die Touristen in Zypern kauften, in Taiwan gefertigte Kühlschrankmagnete und importierte Strohhüte waren.

Dabei kann Zypern nicht nur auf eine lange Geschichte zurückblicken, sondern auch eine lange Tradition im Kunsthandwerk.

Doch wie Touristen und lokales Kunsthandwerk zusammenbringen? Sie gründet "the place". In der Mischung aus Kunsthandwerkermarkt und Kulturzentrum gibt es garantiert echtes zypriotisches Handwerk. Man kann den Künstlern bei der Arbeit zusehen - und auch selbst tätig werden.

Anschließend lädt der kleine Biergarten zum Entspannen ein. Das Konzept scheint auch hier aufzugehen, bei einem Reiseratgeber hat sich "der Platz" bereits unter die Top Ten der Orte geschoben, die man in Paphos gesehen haben muss.

Dass man sich auch in Sachen Kulturhauptstadt klein aber extrem fein präsentiert, mag nicht ganz freiwillig sein. Zwischen Bewerbung und Start lag auch in Zypern die Wirtschaftskrise. Doch während die Griechen durch Proteste auffielen, nahmen die Zyprioten mehr oder weniger stillschweigend die Auflagen der Troika an. Große Sprünge sind zwar nicht möglich, aber überall auf der Insel herrscht eine enthusiastische Aufbruchsstimmung.

Aber dann ist da natürlich die immense Historie, auf die die Zyprioten zurückgreifen können, eine unschätzbare Grundlage, die einem niemanden nehmen kann. 10 000 Jahre Geschichte lassen sich auf der Insel belegen, prähistorische Funde machen den historischen Schatz dieser Insel ebenso aus wie Überreste aus der geometrischen und der archaischen Periode. Die klassische, hellenistische und römische Zeit nicht zu vergessen. Amphitheater wie das in Kourion, riesige unterirdische Gräberstätten in Paphos und vor allem die dortigen Mosaiken lassen die Vergangenheit heute erfahrbar machen.

Gerade die Mosaike zählen zu den schönsten ihrer Art. Eigentlich kein Wunder, gilt die Insel doch als Geburtsstätte der Göttin Aphrodite, der Göttin der Liebe und der Schönheit. Aber auch die Byzantiner, Venezianer, Osmanen und Briten haben ihre Spuren auf der Insel hinterlassen. Sie alle zusammen machen die kulturelle Vielfalt aus. Eine Geschichte, die sich beim Spaziergang durch die wilde, karge und doch berauschende Landschaft spielend leicht erfahren lässt.

Eine Geschichte, die Demetris mit der Muttermilch aufgesogen hat. Wenn er in seinem Element ist, dann könnte man ihn für einen Dirigenten halten. Wie ein Balletttänzer bewegt er sich durch seine Küche. Bevor die ersten Gäste eintreffen, ist er nervös, wie er schulterzuckend zugibt. Ist alles vorbereitet, dann ist das Kochen selbst ein Genuss, sagt er. Demetris nimmt sich gern die Zeit, mit seinen Gästen zu plaudern. Darüber, dass man seinen Job mit Liebe machen muss, "sonst wird man nichts erreichen".

Er gestikuliert mit Händen und Füßen, um sich ja auch wirklich verständlich zu machen. Er glaubt an sich, an seine Idee, seine Familie, die mitarbeitet, und an seine Insel und ihre Traditionen. Er glaubt, sagt er, an dieses besondere Gefühl. Und er glaubt an den Wandel. "Alles wandelt sich." Zum Besseren. Davon ist er überzeugt.

Zypern ist die drittgrößte Mittelmeerinsel nach Sizilien und Sardinien. Auf 9251 qkm leben gut 1,12 Millionen Menschen. Zypern ist seit 1974 geteilt. Der Süden wird von der Republik Zypern beherrscht. Der Nordteil steht unter Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern.

Anreise: Mit Germania ab Düsseldorf nach Paphos oder mit Germanwings ab Köln/Bonn nach Larnaca

Reisezeit: Das Klima in Zypern ist im Sommer heiß und trocken, die Temperaturen können schon mal über 40 Grad steigen; Regenfälle sind Seltenheit. Die Winter sind eher mild (5 bis 15 Grad) und auch regnerischer. Frühjahr und Herbst sind die besten Reisezeiten.

Unterkunft: Das Abgebot in Paphos ist vielfältig - von Luxushotels wie dem Asimina Suites Hotel direkt am Strand bis zu Privatzimmern in den Hügeln rund um die Stadt. Wer ein Auto mieten möchte: Auf Zypern herrscht Linksverkehr.

Weitere Infos:www.visitcyprus.com

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