Südafrika Entlang der Küste zu Tafelberg und den Big Five

Kapstadt · Südafrika hat sich zu einem Touristenmagnet entwickelt. Safaris sind für viele Urlauber ein Muss im Programm, aber das Land an der Südspitze des Kontinents hat noch mehr zu bieten.

 Das Wahrzeichen Kapstadts: der Tafelberg.

Das Wahrzeichen Kapstadts: der Tafelberg.

Foto: Marcel Wolber

Schon früh am Morgen, noch vor Sonnenaufgang stehen die Touristen bereits an der Reeling der MS Albatros. Ein Pflichttermin steht an, denn gleich wird das Kreuzfahrtschiff Kapstadt erreichen. Und den Anblick der Silhouette der Metropole an der Spitze Südafrikas will sich kaum jemand entgehen lassen, zumal den Tafelberg nur ein paar zarte Wolken schmücken und nicht wie so oft Nebel den Blick auf das Wahrzeichen Kapstadts verbirgt.

Hier im Südwesten der Republik Südafrika unmittelbar an der Tafelbucht des Atlantischen Ozeans endet für die meisten der Kreuzfahrer ein Reiseabschnitt, der fünf ganz unterschiedliche Küstenorte des Landes beinhaltete: auf der einen Seite einer der wohl europäischsten Städte Afrikas, Kapstadt, dort die Industriestädte Port Elizabeth und East London sowie Durban mit seinen Stränden und Promenaden und dazwischen das malerische Mossel Bay.

Doch bevor es für die Touristen nach Hause geht, stehen noch zwei Tage in Kapstadt auf dem Programm, die man ganz klassisch für Stadtführungen, Badeurlaub, eine Safari, Ausflüge in die Weinanbaugebiete oder eine Tour über die Kaphalbsinsel nutzen kann.

Doch zunehmend interessieren sich die Besucher auch für die andere Seite der zweitgrößten Stadt Südafrikas. In den vergangenen Jahren sind Dutzende Reiseveranstalter entstanden, die ausländischen Touristen sogenannte "Township Tours" anbieten. Sie bringen die Besucher in jene städtischen Randgebiete, wo die schwarze Bevölkerung bis zum Ende der Apartheid, der institutionalisierten Trennung von Schwarzen und Weißen, bis vor 20 Jahren leben musste.

Entlang der Küste Südafrikas
56 Bilder

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Foto: Marcel Wolber

Das Leben in den Armensiedlungen ist weit weg von den exklusiven Boutiquen und den hippen Cafés im Zentrum Kapstadts. Nur wenige weiße Südafrikaner haben jemals einen Fuß in eine Township gesetzt. Und obwohl es ähnliche Angebote bereits in den brasilianischen Favelas oder den kenianischen Slums gibt, gehen die Meinungen über diese Art von Touren noch immer weit auseinander. Kritiker sprechen von "Armutsporno" - eine Gelegenheit für Touristen, das Leben von armen Südafrikanern durch die Scheiben eines Reisebusses zu begaffen und Schnappschüsse von barfüßigen Kindern zu machen, die vor dem Hintergrund selbstgezimmerter Hütten Ball spielen.

"Das ist der Grund, warum wir Dinge in unserem Angebot verändert haben", sagt Nathi, der aus Langa stammt, einer der ältesten Townships Südafrikas. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner bietet er deshalb auch geführte Rundgänge zu Fuß an. "Wir laufen und reden mit den Menschen. Wir fahren nicht einfach mit einem Auto durch und machen ein paar Bilder", sagt er.

Diese Art des Tourismus nutze den Townships, etwa wenn Arbeitsplätze entstünden, meint Nathi. Besucher kauften afrikanische Handwerkskunst von den Einheimischen oder übernachteten in den Bed&Breakfast-Unterkünften, die vor Ort entstünden. Zudem förderten die Touren die Integration und würden die Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen verbessern, glaubt er. "Wenn in den 1980er Jahren Weiße in den Townships auftauchten, waren das entweder Polizisten oder Soldaten", sagt Nathi. Heute wüssten schwarze Kinder, dass sie sich nicht fürchten müssten, wenn weiße Besucher kämen. "Heutzutage sehen wir, das mehr und mehr weiße Südafrikaner diese Touren mitmachen", ergänzt sein Geschäftspartner Chipo.

In Kapstadt, das eine der höchsten Kriminalitätsraten weltweit hat, leben viele weiße Südafrikaner sowie die wachsende schwarze Mittelschicht in exklusiven Wohngegenden, geschützt durch hohe Mauern und Alarmanlagen. Die weißen Südafrikaner seien geschockt über die Situation in den Armenvierteln, hat Chipo festgestellt. "Viel interessanter ist aber, dass sie davon geschockt sind, wie freundlich die Schwarzen in den Townships zu ihnen sind, schlussendlich ist es also sehr positiv."

Eine andere Möglichkeit, sich Kapstadt zu nähern, sind musikalische Safaris. „In Kapstadt gibt es 20 Gitarristen pro Quadratkilometer und einen Saxofonisten hinter jeder Ecke“, sagt Ian Harris schmunzelnd. Vor Jahren schon hat sich der Unternehmer Harris der Pflege der jüngeren südafrikanischen Geschichte und der Jazz-Szene am Kap verschrieben. Er bietet Cape Town Jazz Safaris an - eine Tour für kleine Gruppen, die in der Wohnung oder im Studio eines Musikers beginnt und dann durch Kapstädter Jazz-Bars und -Bühnen bis tief in die Nacht fortgesetzt wird.

Für die klassischen Safaris, die wahrscheinlich viele Südafrika-Urlauber auf dem Programm stehen haben und die längst auch abseits der ausgetretenen Pfade des Krüger-Nationalparks salonfähig geworden sind, bieten sich auch die anderen Küstenorte, in denen es vielleicht etwas weniger zu sehen gibt, an. Von Mossel Bay, Port Elizabeth oder East London erreicht man zum Beispiel den Addo Elephant National Park, das Pumba Private Game Reservat, das Samara Private Game Reservat oder das Botlierskop Private Game Reservat.

Klein, aber fein lautet in der Regel die Devise der vielen privaten oder öffentlichen Wildtierparks, die sich im Kap-Staat seit Jahren etablieren. Wobei gerade der Addo Elephant National Park mit seinen 164.000 Hektar Fläche eher nicht zu den kleineren Wildtiergebieten gerechnet werden kann. Vielmehr ist der Park der drittgrößte Südafrikas und wurde 1931 zum Schutz der elf letzten überlebenden Elefanten der Region gegründet. Langfristig soll der Park, in dem heute mehrere hundert Dickhäuter leben, auf eine Größe von 3600 Quadratkilometern anwachsen und weltweit der einzige sein, in dem man die „Big Seven“ sehen kann: Elefant, Rhinozeros, Löwe, Büffel, Leopard, Wal und Weißer Hai. Ob man die gewünschten Tiere tatsächlich sieht, ist aber auch bei den kleineren Parks wie Pumba und Botlierskop nie gewiss. Aber die Chancen sind auch dank der erfahrenen Ranger, die genau wissen, welche Arten welche Plätze bevorzugen, recht groß. (mit Material von dpa)

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