Unterwegs in Omans Hauptstadt Maskat Große Oper in der Schweiz Arabiens

Maskat · Die Sehenswürdigkeiten in Omans Hauptstadt Maskat tragen die Handschrift des kunstsinnigen Landesvaters Sultan Qaboos. Urlauber genießen die Sonne am Strand, beobachten Delfine oder Schildkröten – und bestaunen die imposante Konzertorgel aus Bonn im Königlichen Opernhaus.

Sumit Pruthi möchte nicht dauernd „Sultan“ sagen. Also verständigt sich der 30-jährige Reiseleiter mit seinen Gästen darauf, dass er stattdessen „Chef“ sagt, wenn es um Omans Staatsoberhaupt Qaboos bin Said Al-Said geht. Ziemlich häufig spricht Sumit vom „Chef“, denn ohne den läuft in der „Schweiz Arabiens“ nichts. Der Sultan lenkt das friedliche östlichste Land der arabischen Halbinsel seit 47 Jahren und hat es dank Ölmilliarden seit 1970 aus der Rückständigkeit in die Moderne befördert.

Statt damals zehn gebe es nun 30.000 Kilometer „schöne Straßen, alles von Strabag gebaut“, sagt Sumit, während der Mercedes-Benz-Sprinter über den gepflegten Highway zwischen Sohar und der Hauptstadt Maskat rollt. Nicht ein einziges Graffiti verunziert die hell getünchten Grundstücksmauern, von denen fast alle Anwesen umgeben sind. Nirgends Müll am Wegesrand – Sauberkeit ist Trumpf im Oman. Wer mit einem schmutzigen Auto erwischt wird, zahle umgerechnet 25 Euro Strafe – kein Witz, versichert Sumit.

Zwei Wochen nach dem 18. November schwelgt die Hauptstadtregion Maskat nach wie vor in Rot-Weiß-Grün an vielen Fassaden – mit Fähnchen, Girlanden und Porträts des beliebten Herrschers. „Wir haben seinen 77. Geburtstag gefeiert, er ist unser Vater, der Vater des Landes“, schwärmt Sumit. Rot symbolisiert die Monarchie, Weiß den Frieden, Grün Fruchtbarkeit und den Islam. Nach vier Festwochen spendiert der „Chef“ drei Feiertage obendrauf.

Oman
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Am nächsten Morgen mahnt Sumit, der indisch-pakistanische Wurzeln hat und somit zur großen Schar der ausländischen Gastarbeiter im Oman zählt, zur Eile. Die Gruppe soll möglichst vor neun Uhr die Sultan Qaboos Grand Mosque erreichen, bevor die Kreuzfahrttouristen einfallen. Die britische Celebrity Constellation hat am Morgen im Hafen von Maskat angelegt – und 25 Busse nähern sich.

Die Ausflügler verlieren sich allerdings schnell auf dem riesigen Areal und in dem gigantischen Gotteshaus, das der „Chef“ am 4. Mai 2001 persönlich eröffnet hatte. Die Besucher durchstreifen Omans größte Moschee mit staunenden Augen.

Ein islamisches Gotteshaus der Superlative: Aus 58 Einzelstücken wurde der persische Teppich in der Männergebetshalle zusammengefügt, mit 70 mal 60 Metern Fläche, 21 Tonnen Gewicht und 1,7 Milliarden Knoten war es vorübergehend der größte Teppich der Welt.

Imposant der Kronleuchter in der 6000 Gläubige fassenden Gebetshalle – aus Swarovski-Kristall, dessen 1122 Lampen die 50 Meter hohe Kuppel im Dunkeln golden leuchten lassen. Carrara-Marmor, Sandstein aus Indien, Teakholz aus Burma – kunstvoller und verschwenderischer geht es kaum. „Ich möchte, dass das größte Gebäude im Oman eine Moschee ist“, soll Sultan Qaboos gesagt haben. Hochhäuser mag der unverheiratete kinderlose Monarch nicht. Folglich musste das höchste Gebäude von Maskat, das 90 Meter hohe Sheraton Hotel, klein bei geben: Das Hauptminarett der Großen Moschee überragt das Hotel um 1,50 Meter.

Eine Besichtigung des Opernhauses darf man in Maskat ebenfalls nicht versäumen. Und auch dieses trägt die Handschrift des musikliebenden Herrschers. Ein weißer Palast aus Tausendundeiner Nacht hebt sich gegen den strahlend blauen Himmel ab. Das Hauptfoyer empfängt mit Marmorböden und Täfelungen, das Theater prangt in Rot und Gold.

Mitten in diesem märchenhaften Ambiente ist plötzlich von Bonn die Rede: Die Konzertorgel des Opernhauses mit Teakholzprospekt, 4542 Pfeifen, vier Manualen und 70 Registern hat die Bonner Orgelbauwerkstatt Klais angefertigt. Das Instrument kann auf Schienen von der Hinterbühne nach vorne gefahren werden. „Am 30. August 2011 wurde unsere Orgel im neuen königlichen Opernhaus von Maskat von Ian Hockley, dem Orgelsachverständigen und Organisten des Sultans, abgenommen“, bestätigt das Bonner Unternehmen auf seiner Internetseite. Sultan Qaboos ist eben das Beste gerade gut genug. Was Gäste und Untertanen nicht minder fasziniert: Er hielt sein Land aus den Kriegen ringsum heraus.

Der Oman erwarb sich einen Ruf als sicherer Hort und betört Mitteleuropäer, die sich im Dezember und Januar nach Sonne sehnen, mit strahlendem Licht, leuchtenden Farben und exotischen Düften. Als Mitbringsel vom Souk in Mutrah, wo der Vormittagsausflug ausklingt, lohnen etwa Weihrauch, Kardamom, Muskat und Sandelholz.

Mit dem Speedboot flitzen die Besucher aus Deutschland früh am nächsten Morgen über das blaue Wasser im Golf von Oman. Die See ist ruhig, ein guter Tag, um Delfine zu beobachten. Die Gischt sprüht, die Felsformationen der Jissah Bucht werden mit der Entfernung immer kleiner.

Von Delfinen ist erst mal nichts zu sehen, doch dann klingelt das Smartphone von Kapitän Essa: Der „Delfin-Flüsterer“ der Tauchbasis Extra Divers Qantab bekommt einen Tipp von Fischern, wo sich gerade Spinnerdelfine aufhalten. Das Speedboot prescht pfeilschnell hin und trifft tatsächlich auf einen Schwarm zierlicher Spinner.

Die Bootsinsassen sind begeistert und drehen mit ihren Mobiltelefonen Videos der leichthin durchs Wasser springenden Meeressäuger. „Die Chance, Delfine anzutreffen, liegt bei rund 90 Prozent, weil sich die Tiere in unserer Gegend das ganze Jahr über aufhalten, ja, wir haben hier wirklich Glück“, sagt Barbara Alessi vom Team der Extra Divers Qantab.

Die Omanis mögen und respektieren die Delfine und Wale vor ihrer Küste – ebenso wie die Meeresschildkröten. Von den fünf großen omanischen Nistarealen liegt eines unmittelbar im Bereich der Privatbucht Barr Al Jissah, wo sich im Barr Al Jissah Resort & Spa drei Luxushotels aneinander reihen: das exklusiv-luxuriöse Al Husn („Das Schloss“), das gehobene Al Bandar („Die Stadt“) im Zentrum des Resorts sowie das familienorientierte Al Waha („Die Oase“).

Touristen und Schildkröten kommen einander nicht in die Quere, dafür sorgt Mohammed Al-Hassani (47) aus dem nahen Dorf Quantab, der seit zwölf Jahren die Reptilien hegt. Der Turtle Ranger Manager des Resorts führt stolz Buch: 2017 legten die Schildkrötenmütter in 110 Nestern am Strand genau 4755 Eier ab, das waren 18 Nester mehr als im Vorjahr. Das Schlüpfen der Babys fasziniert die Gäste des Resorts Jahr für Jahr. Ebenso wie Speisen im Omani-Stil am Strand: Im Beduinenzelt auf Kissen gebettet, genießen Besucher typisch orientalische Köstlichkeiten wie Hummus und Fattoush, Tabouleh und Moutabel.

Der Oman möchte sich den Tourismus weiter erschließen, zumal das Öl nicht auf ewig ergiebig sprudeln wird. Vielleicht steigere sich die Besucherzahl von jetzt 3,15 Millionen jährlich schon bald auf sieben Millionen, sagt Reiseleiter Sumit. Auf Massentourismus legt Sultan Qaboos dabei freilich keinen Wert.

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