Hurtigruten-Passagiere unter Quarantäne Aida verschiebt Kreuzfahrt-Start
Rostock · Corona hält Kreuzfahrtschiffe der Aida-Flotte noch länger im Hafen. Ein Schiff der Hurtigruten steht in Norwegen unter Quarantäne.
Während Tui Cruises wieder an einem deutschen Hafen aktiv ist, hat der Branchenkonkurrent Aida Cruises die Rückkehr ins Kreuzfahrtgeschäft nach der Corona-Zwangspause verschoben. Am Sonntag hat das Unternehmen die geplanten Mini-Kreuzfahrten auf der Ostsee für die erste Augusthälfte abgesagt. Zuvor waren bei elf Crewmitgliedern Corona-Infektionen festgestellt worden.
Auch in Norwegen hat das Corona-Virus ein Kreuzfahrtschiff gestoppt. Bei Crew-Mitgliedern wurde das Corona-Virus festgestellt. Das Expeditionsschiff „Roald Amundsen“ lag am Sonntag im nordnorwegischen Tromsø vor Anker und wurde isoliert, Passagiere befanden sich nach Hurtigruten-Angaben keine mehr an Bord.
Verband fordert Corona-Test von Kreuzfahrt-Passagieren
Der Reisebüro-Verband VUSR spricht sich unterdessen für eine allgemeine Corona-Testpflicht auf Kreuzfahrtschiffen aus. „Es sollte für den Kreuzfahrtgast eine Testpflicht vor dem Antritt der Reise geben“, sagte Marija Linnhoff, Vorsitzende des Verbands unabhängiger selbstständiger Reisebüros, der „Rheinischen Post“.
Die Kosten sollten von den Gästen selbst getragen werden. „Wer sich eine Kreuzfahrt leisten kann, kann sich auch das leisten“, meinte Linnhoff. Sie plädierte auch für eine generelle Testpflicht für alle Urlaubsrückkehrer.
36 Crew-Mitglieder der Roald Amundsen infiziert
Nach dem Ausbruch des Coronavirus unter der Besatzung des Passagierschiffs „Roald Amundsen“ in Norwegen ist das Virus mittlerweile bei 36 Crew-Mitgliedern nachgewiesen worden. Wie die Reederei erklärte, wurden mittlerweile alle 158 Besatzungsmitglieder auf Corona getestet, bei 122 davon fielen die Tests negativ aus.Unter ihnen sei auch ein deutscher Staatsbürger, teilte die norwegische Reederei Hurtigruten mit. 33 andere Betroffene kämen aus den Philippinen sowie jeweils einer aus Frankreich und Norwegen. Im Zuge der Corona-Nachverfolgung wurde Hurtigruten nach eigenen Angaben zudem darauf aufmerksam gemacht, dass das Virus bei einem Passagier bestätigt worden sei, nachdem dieser auf einer vorherigen Tour mit der „Roald Amundsen“ auf Reisen gewesen sei.
Planmäßig hatte die „Roald Amundsen“ am Freitagnachmittag in Richtung Spitzbergen in See stechen sollen - die Reise wurde jedoch abgesagt, nachdem am Freitag die ersten Infektionen bei vier Crew-Mitgliedern des Schiffes bekanntgeworden waren. Diese vier Personen kamen in ein Universitätskrankenhaus. Alle weiteren Mitglieder der Besatzung befinden sich weiter auf dem Schiff, von ihnen zeigt nach Hurtigruten-Angaben aber keiner Anzeichen einer Krankheit oder Symptome für eine Covid-19-Erkrankung, auch die 32 am Samstag hinzugekommenen Corona-Infizierten nicht.
Alle Passagiere, die auf den beiden am 17. und 24. Juli begonnenen Touren mit der „Roald Amundsen“ unterwegs gewesen seien, seien über die Lage informiert worden, hieß es.
All diese Passagiere müssten gemäß der norwegischen Corona-Richtlinien für zehn Tage in Quarantäne. Auf der ersten Tour seien 209 Gäste an Bord gewesen, auf der zweiten 178.
Tourismus-Experte zweifelt an Corona-Konzepten der Reedereien
Der Tourismus-Experte Alexis Papathanassis bezweifelt, dass das Hygiene-Konzept der Kreuzfahrtreedereien längerfristig trägt. „Ich bin skeptisch, inwiefern die Szenarien wirklich durchdacht sind. Wenn es jetzt wieder einen Corona-Ausbruch auf einem Schiff gäbe - das wäre Branchenselbstmord“, sagte er kürzlich dem „Spiegel“.
Die Unternehmen erwirtschaften ihren Gewinn nicht nur mit dem Preis für die Passage, sondern ebenso aus Gastronomie, Boutiquen und weiteren Angeboten an Bord sowie den Arrangements bei Landgängen. All das fällt um mehrere Nummern kleiner aus, wenn kaum mehr als die Hälfte der kalkulierten Passagiere an Bord sein darf. Die Kosten hingegen sind ähnlich hoch wie bei einem voll besetzten Schiff.
Tui Cruises ist bereits wieder unterwegs
Das Tui-Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 2“, das coronabedingt nur 1500 statt 2900 Passagiere aufgenommen hatte, war ohne Landgang auf der Nordsee unterwegs und legte in den frühen Morgenstunden am Schiffs-Terminal im Hamburger Stadtteil Steinwerder an.
An Bord galten umfangreiche Regeln. So mussten etwa jeden Morgen zwischen 8:30 und 11:30 Uhr die Gäste in einer Schlange vor einem Raum zum Fiebermessen antreten, sagt Friederike Grönemeyer, die bei Tui Cruises für die Unternehmenskommunikation zuständig ist. (Mit Material von dpa)