Mehr-Generationen-Urlaub Mit Oma und Opa in den Sommerurlaub

Heidelberg · Der Nachholbedarf an gemeinsamer Zeit ist bei Enkeln und Großeltern groß. Doch wer einen Mehr-Generationen-Urlaub unter Pandemiebedingungen plant, muss einiges beachten.

 Gemeinsam mit den Kindern sowie Oma und Opa Urlaub machen - nach Monaten der Corona-Isolation ein schöner Gedanke. Foto: Roger Richter/Westend61/dpa-tmn

Gemeinsam mit den Kindern sowie Oma und Opa Urlaub machen - nach Monaten der Corona-Isolation ein schöner Gedanke. Foto: Roger Richter/Westend61/dpa-tmn

Foto: Roger Richter

Nicht nur bei den Großeltern ist die Sehnsucht nach den Enkeln groß, auch der Nachwuchs fragt immer öfter nach Oma und Opa. Nach einem Jahr Pandemie und mit der Impfkampagne mag sich in vielen Familien ein hoffnungsvoller Gedanke regen: Im Sommer könnte ein vergleichsweise unbeschwerter Urlaub wieder möglich sein, am Meer, in den Bergen, eigentlich egal – Hauptsache Oma und Opa kommen mit, die Familie findet wieder zusammen.

Aber ist das wirklich eine gute Idee?

Damit Opa beim Sandburgbauen helfen und Oma mit durch die Wellen hüpfen kann, sollten die Großeltern in jedem Fall gegen das Coronavirus geimpft sein, sagt Jürgen Bauer, Professor für Geriatrie und Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien Krankenhauses Heidelberg. „Kein Risikofaktor toppt das Alter. Auch wenn die Oma rüstig ist, hat sie ein dramatisch erhöhtes Erkrankungsrisiko.“

Ein Restrisiko für Geimpfte bleibt nach Ansicht des Altersmediziners trotzdem. Hundertprozentige Sicherheit gebe es einfach nicht.

Im eigenen Auto zum Ferienhaus

Um die Gefahr einer schweren Erkrankung der Großeltern bestmöglich zu minimieren, sollte man den Mehr-Generationen-Urlaub gut planen. „Eine gute Strategie für die Sommermonate ist es, auch im Urlaub die Kontakte zu kontrollieren und sich abzugrenzen“, sagt der Geriater. Statt einer Flugreise empfiehlt Bauer neben Deutschland Ziele wie Frankreich, Italien oder Dänemark, die mit dem Auto erreichbar sind.

Während sich in den großen internationalen Hotels der touristischen Hotspots unter Umständen Menschen aus der ganzen Welt mischen, ist man in einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus unter sich. Das hat noch einen Vorteil: Wenn aus unüberwindbarer Distanz plötzlich Dauernähe wird, ist es gut, ausreichend Platz zu haben.

Erwartungshaltung vorher abklären

„Wir wissen aus vielen umweltpsychologischen Studien, dass zu enge Verhältnisse häufig unnötig zu Konflikten führen“, sagt Professor Hans-Werner Wahl, wie Bauer einer der Direktoren des Netzwerks Alternsforschung der Universität Heidelberg. „Man sollte jedem seinen Raum geben und gucken, dass die Rahmenbedingungen viel Autonomie und Flexibilität erlauben.“ Oma und Opa sind vielleicht überfürsorglich, Kinder und Enkel eventuell durch Home-Office und Home-Schooling gestresst. Daher rät der Experte, vor der Reise miteinander über die jeweiligen Erwartungen und Bedürfnisse zu sprechen.

Wann das Hotel doch die bessere Unterkunft ist

Doch nicht jeder will nach Corona unbedingt ins Ferienhaus. Nach monatelanger Selbstversorgung freuen sich viele darauf, wieder in einem Restaurant bedient zu werden oder im Wellnessbereich zu entspannen. Dann bietet sich ein Hotel mit großem Familienzimmer an.

„Hier kann man vor der Buchung fragen, welche Hygienemaßnahmen es gibt und ob diese den eigenen Erwartungen entsprechen“, sagt Ekaterina Arlt-Kalthoff vom Online-Reisemagazin Kidsaway. „Und auf Fotos im Internet kann man sehen, wie weitläufig die Hotelanlage ist, wie viel Platz es gibt, um anderen Gästen aus dem Weg zu gehen.“

Gemeinsam Zeit an der frischen Luft verbringen

Aktivurlaub im Grünen ist in Pandemiezeiten optimal, um Menschenmengen zu meiden. „Um den Austausch untereinander zu fördern, würde ich Urlaub in der Natur empfehlen, wo es nicht so viele Anregungen von außen gibt, sondern man eher aufgefordert ist, gemeinsam zu überlegen und zu gestalten“, sagt Psychologe Wahl.

Ob Schnitzeljagden, Fahrradtouren und Bootsausflüge, Stockbrot und Geschichten am Lagerfeuer oder alte Spiele, die Oma und Opa noch aus ihren Kindertagen kennen – je mehr Zeit die Familie an der frischen Luft verbringt, desto besser. „Auf jeden Fall sollte man auf kostenfreie Stornierungen achten und frühzeitig buchen“, rät Ekaterina Arlt-Kalthoff von Kidsaway.

Wenn der Sommerurlaub dann endlich in greifbare Nähe rückt, bleibt viel Zeit, um die gemeinsamen Aktivitäten zu planen. Mindestens sieben Tage vor Abreise sollten Eltern und Kinder ihre Kontakte reduzieren, um die Großeltern nicht unnötig zu gefährden.

© dpa-infocom, dpa:210401-99-59283/2

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