GA-Wandertag: Von Mönchen, Fliegern und Gourmets GA-Wandertag führt durch die Mönchsheide in Bad Breisig

BAD BREISIG · Die Mönchsheide bei Bad Breisig hat eine wechselvolle Geschichte. Drei Strecken des GA-Wandertags am 22. September führen dort vorbei.

Mit der Mönchsheide lernen die Teilnehmer des GA-Wandertags 2019 ein herrliches Plateau kennen, auf dem außer dem Zwitschern der Vögel nichts zu hören ist. Wenn nicht gerade auf dem dortigen Segelflugplatz Motorsegler starten. Die Mönchsheide liegt auf Bad Breisiger Gebiet an der Grenze zum Sinziger Stadtteil Franken. Und an der dortigen Kranz-Hütte ist eine Rast vorgesehen, es gibt Verpflegung und Getränke für die zehn, 20 und 30 Kilometer langen Wanderstrecken.

Angesichts des Flugbetriebs an Wochenenden muss niemand irritiert sein, wenn in der Höhe gleitende Segler ihre beschaulichen Runden ziehen. Von der Hütte aus führt die Wanderstrecke dicht am Fluggelände vorbei. Neugierige, die sich etwas umsehen möchten, sind willkommen zu einem ersten Kennenlernen auf der rustikalen Terrasse des Flugplatz-Casinos, wo übrigens neben herzhaften Gerichten selbstgebackener Kuchen lockt. Der Luftsportverein Mönchsheide Andernach e.V. mit etwa 120 aktiven Mitgliedern nutzt den Platz. Dazu gehört auch eine große Gruppe von Mädchen und Frauen. Flugbetrieb ist von Ostern bis Oktober.

In aller Ruhe verfolgt Wolfgang Bachmann von seinem Stuhl unter einem Sonnenschirm aus den Flugbetrieb. Per Funk ist er mit den verschiedenen Stationen auf dem Flugplatz verbunden, wo in kurzen Abständen Motorsegler, Segelflugzeuge und Ultraleichtflugzeuge starten und landen. Er lobt die Jugendarbeit des Vereins, sie sei Mannschaftssport, spricht über die verschiedenen Aufgaben auf dem Platz, die trainiert werden. Da gibt es den Windenfahrer, der mit seinem schweren Gerät am anderen Ende des Flugplatzes stationiert ist, da gibt’s den „Leppofahrer“, der das schwere Seil von der Winde zum Start schafft. Dort wird das Seil am Flieger eingehakt, es strafft sich mehr und mehr und zieht den Segler schließlich hoch. Der bleibt in telefonischer Verbindung mit dem Startleiter. Wenn eine Höhe von 350 bis 450 Metern erreicht ist, wird das Seil ausgeklinkt und fliegt an einem kleinen Fallschirm zu Boden. Der Segelflug beginnt.

Zisterzienserorden als Namensgeber

Interessant zu beobachten sind die fast lautlosen Landungen auf dem weichen Rasen. Jugendliche können mit dem Training anfangen, wenn sie 14 Jahre alt sind, berichtet Bachmann, auf dem Privatgelände dürfen sie in dem Alter schon Autofahren. „Aber wir bringen ihnen Verantwortungsgefühl bei“, stellt er klar. Neben den Flugzeugen des Vereins, vor allem Segler und Ultraleichtflieger, stehen einige private Maschinen auf der Mönchsheide. Touristen haben die Möglichkeit, eine Runde als Beifahrer zu buchen. Die Flugzonen sind festgesetzt, und es gibt Kontrollzonen, die nur mit Genehmigung des Flughafens Köln-Bonn benutzt werden dürfen.

Den Namen Mönchsheide hat das gesamte Areal durch Mönche, die die Flächen ursprünglich rodeten. Sie gehörten dem weit verzweigten Netz des Zisterzienserordens an, der auch in Oberbreisig eine Niederlassung hatte. Diese wiederum gehörte zur Abtei Marienstatt im Westerwald. Die Mönche bewirtschafteten das riesige Gelände nicht selbst, sondern gaben es zur Pacht. Nach der Säkularisierung 1802 wechselten die Besitzer mehrmals.

Die Wanderstrecke führt ein Stück weiter des Weges an einem repräsentativen Gebäude vorbei, wo gutes Essen im Mittelpunkt steht. Es ist der Gutshof Mönchsheide, der in einem Pachtvertrag aus dem Jahre 1785 als „Hofgut Mönchsheide“ und als „burggräflicher freier Hof“ dokumentiert ist. In den 1980er Jahren war der Gutshof weitgehend zerstört und nicht mehr betriebsfähig, er wurde restauriert und hat sich inzwischen mit seiner gehobenen Küche und der Lage fernab vom Autoverkehr einen Ruf gemacht.

Friedlich ging es nicht immer zu auf dem Plateau. Die Nazis bauten das Gelände auf der Höhe ab 1937 mithilfe von Arbeitslosen, später auch mit Kriegsgefangenen, zu einem Militärflughafen aus und rodeten dafür noch mehr Wald. Den Aktivitäten setzten amerikanische Truppen ab Pfingsten 1944 ein Ende und errichteten in der exponierten Lage eine Funkstation. Nach dem Krieg sollte das gesamte Areal verkauft werden. Die damaligen Gemeinden Nieder- und Oberbreisig verwiesen auf ihre Rechte aus der Zeit vor der Enteignung durch die Nazis und erhielten das Areal zurück.

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