GA-Wandertag Vorbei an „Höllekretze“ und Hexenbuche
RHEINBACH · Wer sich beim 39. GA-Wandertag für die 30-Kilometer-Strecke entscheidet, wandert nicht nur durch schöne Landschaften rund um Rheinbach, sondern passiert auch sagenumwobene Plätze.
Wer sich beim GA-Wandertag am Sonntag, 4. September, für die mit 30 Kilometern längste Strecke entscheidet, den erwarten auf dem Weg einige interessante Passagen. Los geht es – wie für alle teilnehmenden Wanderer – im Freizeitpark und ein Stück über den Dreeser Weg. Über den Bach Hackesiefen geht es zum Teich Hackesiefen. Gerne erzählen sich die Rheinbacher, dass dort der Sage nach um Mitternacht eine Frau aus dem dunklen Gewässer steigen soll, die ihren Kopf unter dem Arm trägt. Da mag sich der Wanderer freuen, dass er bei Tag dieses sagenumwobene Gewässer passieren kann.
Weiter geht es den Locher Pfad hinauf zum Parkplatz Speckelstein, wo die Wanderer dann ein Stück durch offenes Feld zum kleinen Wohnweiler Scherbach gelangen, der zum Ortsteil Neukirchen gehört. Gerade mal ein gutes Dutzend Häuser gibt es in Scherbach. Die größte Attraktion: die unverbaubare Aussicht über Rheinbach und Meckenheim bis zum Siebengebirge, bei gutem Wetter ist sogar der Kölner Dom zu erkennen. Und nicht zu vergessen der abgedeckte Dorfbrunnen. In früheren Zeiten wurden Kinder davor gewarnt, dort zu spielen, weil der „Höllekretze“ darin wohne, erinnern sich ältere Scherbacher.
Weiter geht es zum ebenfalls winzigen Wohnweiler Krahforst. Einst hatte Krahforst allerdings größere Bedeutung: es hatte ein eigenes Gericht und bildete im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine eigene Herrschaft, wie Stadtarchivar Dietmar Pertz im Jubiläumsheft „700 Jahre Rheinbach“ zu den Ortschaften festhält.
Über den 379,5 Meter hohen Hochkopf, auf dessen Kuppe ein alter Grenzstein steht, gelangen die 30-Kilometer-Wanderer zu den Wohnplätzen Sürst Hardt, die mit Eichen, Loch und der Winterburg zum Rheinbacher Ortsteil Queckenberg gehören. Schon im späten 15. Jahrhundert gab es Hinweise auf Bergbau in der Sürst, so Stadtarchivar Pertz in einem Vortrag über die Bergbaugeschichte in Rheinbach. Im 18. Jahrhundert bauten die Heisterbacher Zisterziensermönche in der Sürst Kupfer und Blei ab.
Im 19. Jahrhundert wurde die Suche von Unternehmern intensiviert, wie bis 1811 angelegte Suchstollen zeigen. Später legte ein Unternehmer das Kupfer- und Bleibergwerk Grube Emma Carolina an – ein Straßenname weist noch heute darauf hin –, musste aber ebenso aufgeben wie andere etwas später die Grube „Hedwigsglück“ in Kurtenberg und Blitzenhardt sowie „The Rheinbach Copper Mines London“ mangels Ertrags. Schließlich wurde der Erzabbau 1917 durch Weisung des Kriegsministeriums eingestellt.
Nach dem Wald von Blitzenhardt geht es für die Wanderer zur sogenannten Hexenbuche. Diese im Volksmund auch „Krus Boch“ genannte, rund hundertjährige Buche steht als Naturdenkmal unter Schutz. Entdecken manche Betrachter in den polypartigen Verzweigungen auch den Sitzplatz der Hexe, wenn sie die Buche als ihren Hexenbesen für Ausritte benutzte, hat der frühere Stadtförster Hans Lenzen in einem Beitrag zur Sammlung „Vor den Toren der Stadt Rheinbach“ eine andere Erklärung für das sehr verflochtene Astwerk (Hexenbesen): wahrscheinlich ein Bakterium.
Weiter führt die Strecke durch den Ersdorfer Wald vorbei am Lupuswinkel (auch Vulpus- oder Wolfswinkel). Dieser Flurname hält vermutlich ein früheres Zusammentreffen mit einem heute im hiesigen Wald nicht mehr heimischen Wolf fest.
Der Weg führt dann vorbei am Tomberg, einem Basaltkegel, mit der Ruine der 1473 zerstörten Tomburg auf der Kuppe. Schließlich folgen die Wanderer eine Strecke der historischen Römerstraße, die vor Ort auch erläutert wird, bevor sie das letzte Stück durch den Stadtwald und freies Feld zum Ziel am Hexenturm gelangen.