Interview mit Norbert Eckschlag "Wir beliefern 800.000 Menschen"

SIEGBURG · Beim 37. Wandertag des General-Anzeigers am 7. September spielt sie eine zentrale Rolle: die Wahnbachtalsperre. Sie liefert für 800.000 Menschen in der Region Trinkwasser.

Das Betriebsgelände des Wahnbachtalsperrenverbandes (WTV) in Siegelsknippen ist Ausgangspunkt für vier Wandertouren, von denen eine den Stausee umrundet. Der WTV informiert am Rande des Wandertags über seine Arbeit. Norbert Eckschlag ist Geschäftsführer des Verbandes. Mit ihm sprach Hans-Joachim Wimmeroth.

Herr Eckschlag, in den vergangenen Wochen hat es zum Teil sehr heftige Niederschläge gegeben. Freut Sie der Regen?

Norbert Eckschlag: Das kommt darauf an. Normalerweise ist das so: Im Sommer wird viel Wasser verbraucht, dementsprechend sinkt der Pegel in der Talsperre. Im Winter regnet es dann meist intensiv und auch länger anhaltend, dann füllt sich die Talsperre wieder. Die Starkregenfälle der vergangenen Zeit bringen nun zwar Füllung, aber Probleme machen eher die Stoffe, die der Regen in das Talsperrenwasser einbringt. Rasch abfließendes Wasser kann zu Bodenerosionen führen und Schadstoffe in die Talsperre einbringen. Zum Glück sind die Böden zur Zeit gut durchfeuchtet, so dass das Wasser eher versickert als blitzartig abläuft.

Bei Schadstoffen denkt man auch an Dünge- und Pflanzenschutzmittel oder Gülle aus der Landwirtschaft. Haben Sie damit Probleme?
Eckschlag: Nein, gar nicht. Seit 25 Jahren haben wir eine hervorragend funktionierende Kooperation mit unseren Landwirten. Hier im Hause sind zwei Wasserberater beschäftigt, die mit den Bauern etwa über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder den sinnvollen Umgang mit Gülle sprechen. Wir haben ein spezielles Güllefahrzeug angeschafft, das gegen geringes Entgelt von den Bauern angefordert werden kann. Die Gülle wird in Behältern so lange gelagert, bis Pflanzen da sind, die die Nährstoffe verwerten können. Dann muss die Gülle schnell ausgebracht und möglichst nah an die Wurzeln gebracht werden. Das kostet den Bauern etwa so viel, als würde er die Gülle in Eigenleistung lagern und mit dem "alten Güllefass" ausbringen. Das ist eine Win-Win-Situation.

Nun geht es in der Landwirtschaft nicht nur um Gülle, sondern auch um Anbaumethoden, oder?

Eckschlag: Da haben Sie vollkommen recht. Wir haben vor vielen Jahren ein spezielles Fahrzeug zur Direktsaat in Grünland aus den USA angeschafft. Das schlitzt die Grünlandfläche auf und legt Maiskorn oder Getreidekorn als Saatgut in den Schlitz. Das ist etwas ganz Besonderes, weil die Direkteinsaat ins Grünland oder der Maisanbau mit einer Grasuntersaat die Erosion in den Wahnbach oder die Talsperre deutlich reduziert. In der Zwischenzeit haben wir drei von diesen Direktsaatmaschinen im Einsatz.

Was soll das bringen?

Eckschlag: Sie kennen sicher herkömmliche Maisäcker. Dort stehen mit etwa zehn Zentimeter Abstand viele Maispflanzen nebeneinander, 60 Zentimeter weiter wächst die nächste Reihe und so fort. Zwischen den Reihen ist nichts als braune Erde. Bei heftigem Regen wird der Boden ausgewaschen. Das wollen wir mit diesen neuen Verfahren verhindern.

Früher war die Annäherung an die Talsperre fast ein Sakrileg, seit 2013 führt sogar ein Wanderweg darum herum. Gibt es da keine Probleme mit den Hinterlassenschaften der Wanderer?

Eckschlag: Es gibt Trinkwassertalsperren, um die ist ein Zaun gezogen. Das haben wir nicht. Wege gibt es bei uns seit den 50er Jahren - klassische Forstwege. Die haben wir für den Talsperrenweg genutzt, da ist im Prinzip nichts Neues hinzugekommen. Es gibt natürlich Zeitgenossen, die ihren Müll herumliegen lassen. Das gilt leider auch für manche Angler. Insgesamt aber haben wir sowohl Wanderer wie Angler, die ein verlängerter Arm des WTV sind. Sie machen uns auf Mängel aufmerksam oder sammeln Müll ein.

Wie ist der WTV personell aufgestellt?

Eckschlag: Der WTV hat 170 Mitarbeiter, davon sind immer um die 15 bis 20 Auszubildende. Die meisten - zur Zeit drei pro Jahrgang - lernen Industriemechaniker; hinzu kommt jedes Jahr ein Energieanlagenelektroniker und ein Kaufmann für Büromanagement. Aber wir bilden auch Fachinformatiker, Forstwirte und Chemielaboranten aus.

Wohin liefern Sie Ihr Wasser?

Eckschlag: Wir beliefern täglich rund 800.000 Menschen mit unserem Wasser. Das heißt, wir entnehmen pro Tag 80.000 Kubikmeter Talsperrenwasser und bis zu 80.000 Kubikmeter Grundwasser, bereiten es auf und verteilen es. Das Wasser geht in Teile des Rhein-Sieg-Kreises, in die gesamte Stadt Bonn, aber auch ins benachbarte Rheinland-Pfalz. Unser Wasser gibt es sogar am Nürburgring.

Wie kommt das Wasser zum Verbraucher?

Eckschlag: Wir haben hier oben auf dem Siegelsknippen drei Rohre mit 80 Zentimetern Durchmesser. Durch diese Rohre fließt mit natürlichem Gefälle über ein System von 220 Kilometern Länge das Wasser zu den kommunalen Abnahmestellen. Von dort wird es dann über das kommunale Wasserverteilungsnetz zum Endverbraucher geleitet.

Was dürfen die Teilnehmer des Wandertags hier erwarten?

Eckschlag: Wir werden unsere landwirtschaftlichen Geräte zeigen, natürlich unsere Wassermischung zum Trinken anbieten. Und unsere Azubis haben die dafür erforderlichen "Wassertheken" und Infostände in Eigenregie gebaut, an denen sich die Wanderer erfrischen und über unsere Arbeit informieren können.

Zur Person

Norbert Eckschlag, Jahrgang 1953, ist seit 2002 Geschäftsführer des Wahnbachtalsperrenverbandes. Der gebürtige Bochumer lebt mit seiner Familie in Siegburg, ist verheiratet und hat drei Kinder sowie drei Enkel. Eckschlag hat an der Technischen Hochschule in Aachen Bauingenieurswesen studiert, ist Diplom-Ingenieur, und hat anschließend noch in der Umweltverwaltung des Landes NRW die große Staatsprüfung im Wasserwesen abgelegt.

Der GA-Wandertag am 7. September

Start: Sonntag, 7. September, 9 bis 11 Uhr beim Wahnbachtalsperrenverband (WTV) in Siegburg-Siegelsknippen (dort ist zugleich bis 17.30 Uhr das Ziel).

Vier Wanderrouten stehen zur Auswahl (sechs bis 25 Kilometer), es wird ein Bus-Shuttle-Service angeboten. Informationen zu Abfahrtsorten und -zeiten folgen noch.

Startkarten sind in allen GA-Zweigstellen, in der GA-Agentur Bianca Quadt (Bonn-Beuel) und in der Tourist Information im Bahnhof Siegburg erhältlich. Sie kosten im Vorverkauf für Erwachsene 3,50 Euro, an der Tageskasse vier Euro (Kinder und Jugendliche drei Euro Vorverkauf/3,50 Euro Tageskasse; Kinder bis sechs Jahre frei).

Startkarten-Vorteile: Kostenloser Bus-Shuttle, kostenlose Verpflegung, Vorteilscoupon, Teilnahme an der Tombola und Urkunde.

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