40 Jahre GA-Wandertag Zwischen den Flüssen

Remagen / Bad Breisig · In diesem Jahr wird der GA-Wandertag 40 Jahre alt. Aus diesem Grund zeigt der GA noch einmal die schönsten Wandertags-Touren. Heute zeigt der GA, dass es nicht immer am Rhein entlang gehen muss.

Es muss nicht immer der Rhein sein. Sicherlich gehört das linksrheinische Flussufer zwischen Remagen und Bad Breisig zu einem Abschnitt, der bei Wanderern und Radfahrern gleichermaßen beliebt ist. Eine Wanderung zwischen diesen beiden Städten und dem dazwischen liegenden Sinzig muss allerdings nicht zwingend am Rhein entlangführen. Wer Steigungen nicht scheut, kann auf den Höhen eine wunderbare Landschaft entdecken – so wie es auch beim GA-Wandertag im Jahr 2011 der Fall war:

Am Remagener Bahnhof beginnt die knapp 20 Kilometer lange Wanderung – vielleicht aber nicht sofort. Schließlich lohnt es sich, etwas Zeit in einen Rundgang durch das Stadtzentrum zu investieren. Menschen lebten im Bereich des heutigen Remagen bereits zu den Zeiten der alten Römer. Der Name RIGOMAGUS ist allerdings keltischen Ursprungs. Erstmals erwähnt wurde er in einem Bericht des römischen Historikers Ammianus Marcellinus über den Germanenfeldzug des Kaisers Julian im Jahr 356. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Remagen im Jahr 755. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt heutzutage das Friedensmuseum in den Türmen der einstigen Ludendorff-Brücke. Diese ging als Brücke von Remagen im Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein. Ein weiterer Anziehungspunkt – nicht nur für Gläubige – ist die Apollinariskirche auf dem Apollinarisberg. Diesen gilt es vom Bahnhof aus hoch zu wandern. Dabei wird schon klar: Wer die Höhen genießen will, muss sie erst einmal hinauf.

Durch ein kleines Waldstück hinter Remagen erreicht der Wanderer das Forsthaus Erlenbusch, das bereits seit 1913 existiert. Einen Steinwurf entfernt bewirtschaften Bauern ihre Felder. Der Rhein und der Trubel der Stadt Remagen sind hier gedanklich schon ganz weit weg. Feld und Wald wechseln sich ab, ebenso wie asphaltierte und unbefestigte Wege. Vorbei an einigen Höfen führt der Weg über den Heimersheimer Pfad wieder in Richtung Wald und zunächst an ihm entlang. Zahlreiche Hinweistafeln weisen auf den Artenreichtum der dortigen Flora hin. Bald ist der Wanderer wieder von Bäumen umgeben, die Wege sind ein Paradies für Jogger und Menschen, die ihre Hunde spazieren führen. Mitten im Gehölz trifft der Wanderer auf einen Zaun am Wegesrand – mit Grabsteinen dahinter. Ein Schild erläutert, dass sich nicht mehr feststellen lässt, wann diese jüdische Ruhestätte einst angelegt wurde. Einige Gräber sind noch erhalten, deren Daten reichen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück, erfährt der geschichtlich Interessierte, der dann weiter durch den Wald geht.

Steil ist der Aufstieg von Remagen, nicht minder steil ist der Abstieg nach Bad Bodendorf, der unvermittelt erreicht wird. Spätestens hier wird deutlich, dass der Weg nichts für völlig Untrainierte ist. Die Schritte werden kürzer, wenn es auf den Sinziger Stadtteil zugeht. Auch dieser kann eine lange Geschichte vorweisen. Als „budendorpht“ taucht der Ort in einem Verzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahr 893 auf. Andere Quellen weisen auf eine mögliche noch ältere Erwähnung hin. Im Laufe der Geschichte wurde Bodendorf aufgrund seiner Lage an der Nordtrasse der alten Aachen-Frankfurter-Heerstraße mehrfach gebrandschatzt. Eine Tafel an der Schützenstraße zählt oranische Kriegsvölker (1568), spanische Truppen (1588), Kaiserliche (1642), Münsteraner Truppen (1667), Franzosen (1676), Lothringer (1692) und Engländer (1704) auf. Davon haben sich die Bodendorfer indes nicht unterkriegen lassen und ihren Ort immer wieder aufgebaut. So zeigt sich dem Wanderer etwa ein wunderbares Fachwerkpanorama in der Hauptstraße. Von dort aus geht es gen Süden in Richtung Ahr. Am Fluss entlang führt der Weg nach Sinzig. Sanft plätschert der Fluss zum Rhein dahin. Doch Vorsicht: Die Strecke entlang der Ahr ist eine beliebte Fahrroute und wird von einigen Radlern mitunter mit einer Fahrradautobahn verwechselt.

Wer mit Kindern unterwegs ist, wird jetzt nicht um einen Zwischenstopp herumkommen. Ende der 1960er Jahre legte eine Gruppe von Naturfreunden auf der Flurgrenze zwischen Bad Bodendorf und Sinzig einen Teich an. Nach einem dort lebenden Schwanenpärchen wurde er Schwanenteich genannt. Nach und nach entstanden weitere Tiergehege. Heute lassen sich Pfauen, Esel, Hühner, Enten, Schafe, Ziegen oder Kaninchen bestaunen. Über die nächste Brücke wird dann die Flussseite gewechselt, und bald ist Sinzig erreicht.

Für das Jahr 40 nach Christus lässt sich auf dem Gebiet des heutigen Sinzig die Ziegelei einer römischen Legion nachweisen. Eine Tonwarenmanufaktur ist wiederum für das Jahr 140 belegt. Die älteste bislang bekannte urkundliche Erwähnung Sinzigs stammt aus dem Jahr 762. Im Mittelalter blühte die Stadt als Kaiserpfalz auf. Nachweislich residierte der berühmte Kaiser Friedrich Barbarossa zwischen 1152 und 1180 hier viermal. 1267 wurden Sinzig schließlich die Stadtrechte verliehen. Die Innenstadt um Rathaus und St.-Peter-Kirche bietet sich für eine Verschnaufpause an. Der Wanderer sollte diese Gelegenheit nutzen. Über die Helenbergstraße geht es nämlich steil bergan, bis mit wenig Luft in den Lungen die Höhe des Ziemert, des Sinziger Hausbergs, erreicht ist.

Der Wanderer befindet sich nun rund 200 Meter über dem Meeresspiegel. Dabei werden ihm vermutlich rot-weiße Schilder am Wegesrand auffallen. Diese weisen auf den Rheinburgenweg hin, den der Wanderer bereits an früheren Stellen der Strecke gekreuzt hat. Auf einer Länge von etwa 200 Kilometern führt der Rheinburgenweg vom Rolandsbogen bei Remagen bis zum Bingener Mäuseturm. Der Wanderer kann sich nun an den Schildern des Weges 3,3 Kilometer durch den Wald orientieren, bis sich zu seiner Rechten ein offenes Feld auftut. Hier befinden sich der Gutshof Mönchsheide und der gleichnamige Bad Breisiger Segelflugplatz. Beides wird allerdings rechts liegengelassen. Schließlich wartet der Abstieg nach Bad Breisig über einen Seitenarm des Förster-Steffens-Wegs, der auf der Frankenbachstraße endet. Bad Breisig ist erreicht.

Der Ortsteil Niederbreisig erhielt 1958 den Titel „Bad“, die erste Thermalquelle wurde aber schon 1914 erbohrt. Selbstredend ist die Geschichte des Orts viel länger. Der Name „Breisig“ entstammt dem Keltischen, und in der Römerzeit begann bei „Brisiacum“ mit dem Vinxtbach die Grenze zwischen den Provinzen Nieder- und Obergermanien.

Von der Frankenbachstraße ist der Bahnhof von Bad Breisig in knapp zwei Kilometern erreicht. Einmal noch muss der Wanderer seine Kräfte sammeln: Der Dahlienweg steigt zur Eifelstraße hin gut an. Am Bahnhof angekommen könnte nun nach knapp 20 Kilometern die Rückreise angetreten werden – vielleicht aber nicht sofort.

Durch den Kurpark geht es zum Rhein. Auf der Promenade gibt es viele Möglichkeiten, sich nach getaner Wanderarbeit zu stärken und dabei auf den dahinfließenden Strom zu schauen. So ganz ohne Rhein geht es eben doch nicht.

Anlässlich des 40. GA-Wandertags im September präsentieren wir in den kommenden Wochen dienstags und donnerstags die zehn schönsten Routen aus 40 Jahren GA-Wandertag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort