Klarinettist Andy Miles am 12. Juli Keine halben Sachen beim GA-Sommergarten

BONN · Die Messlatte muss hoch liegen für Andy Miles. Sehr hoch. Der Ausnahme-Klarinettist bewegt sich mühelos in allen möglichen Genres, spielt Klassik ebenso wie Jazz, Tango und Klezmer und verlangt sich selbst dabei einiges ab. Es ist dieses Streben nach mehr, das im Interview anlässlich seines Konzerts beim GA-Sommergarten am kommenden Sonntag immer wieder anklingt.

Wenn er sich etwas verpflichtet, dann mit Haut und Haaren. "Nach dem Abitur musste ich mich entscheiden, ob ich Jazz-Saxofon oder klassische Klarinette studieren wollte", erzählt Miles. "Nachdem ich dann eine Aufnahme von Beethovens 4. Sinfonie gehört hatte, mit diesen wunderbaren Klarinettenpassagen, war die Wahl getroffen. Das wollte ich auch können. Also habe ich 12 bis 13 Stunden pro Tag geübt." Für den jungen Musiker gab es nur ein Ziel: ein Top-Orchester. Die Berliner Philharmoniker wären schön gewesen, am Ende wurden es die Hamburger.

"Meine musikalische Heimat habe ich dann aber beim WDR Rundfunkorchester gefunden", sagt Miles. Und die Zeit, nebenher Neues auszuprobieren. "Nachdem ich mich eingelebt hatte, fühlte ich mich nicht ganz ausgelastet. Also habe ich mir die Frage gestellt, was ich eigentlich wirklich will. Bei einem der ganz großen Klangkörper mitwirken? Oder doch lieber als Solist arbeiten?" Er habe sein Innerstes befragt, sagt er, auf seine Seele gelauscht. Und eine Antwort erhalten. "Ich wollte bewusst nicht so eine Karriere wie Sabine Meyer, die 80 Prozent der Zeit nur klassische Musik spielt, sondern mich vielmehr breiter aufstellen."

So kam er zurück zu jenem Jazz, dem er als Jugendlicher gefrönt hatte, und begann, das Aufbrechen und Überschreiten von Grenzen zu seiner Passion zu machen. Eine Jazz-Fassung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" kam gut an, weiter Crossover-Projekte folgten. Inzwischen spielt Miles ebenso selbstverständlich Werke von Artie Shaw wie von Astor Piazolla - oder Carl Philipp Emanuel Bach. "Das Solfeggietto von Letzterem war gewissermaßen mein Bewerbungsstück", erklärt der Klarinettist lachend. "Jeder Klavierschüler lernt das Stück relativ früh kennen, aber es gibt eine Bearbeitung eines argentinischen Komponisten für Eddie Daniels, der mein großes Vorbild ist. Diese Klarinettenstimme ist so unglaublich schwer, dass es nur sehr wenige Musiker spielen können. Und ich habe mir gesagt, dann lege ich die Messlatte gleich mal hoch."

Mittlerweile ist Miles in allen möglichen Formationen und Sparten unterwegs, in Bands wie auf dem Dach der Bundeskunsthalle, wo er unter anderem den jungen Pianisten Benjamin Nuss mitbringt, oder in Orchestern. Symphonischer Tango, symphonischer Jazz, neuerdings auch symphonischer Klezmer. Dabei ist ihm die Balance mit der Klassik ein zentrales Anliegen: "Auf der einen Seite bin ich Teil eines kreativen Prozesses, der in diesem Moment stattfindet und unvorhersagbar ist, auf der anderen liebe ich diese unglaublich tief gehenden, ausgefeilten Kompositionen. Beides gehört zu mir." Beim GA-Sommergarten liegt der Schwerpunkt allerdings auf Latin Jazz, auf Stücken von Antonio Carlos Jobim, Sergio Mendez und Hermeto Pascoal. "Wir werden aber auch ein paar Überraschungen einbauen", verspricht Miles. "Das wird eine runde Sache."

Andy Miles spielt am Sonntag, 12. Juli, von 11.30 bis 14.30 Uhr bei freiem Eintritt auf dem Dach der Bundeskunsthalle. Bitburger und das Café-Restaurant Speisesaal sorgen als Partner des GA-Sommergartens für die kulinarischen Angebote. Für gehbehinderte Besucher gibt es im Inneren der Bundeskunsthalle einen Aufzug.

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