Lehrling Man ist gar nicht allein

Nach dem letzten Tag als Schüler folgt der erste als Auszubildender im neuen Betrieb. Alle sind aufgeregt und fühlen sich erst mal nicht zurecht.

Eine große Truppe: Die neuen Auszubildenden der Wirtgen GmbH in Windhagen.

Foto: Wirtgen GMbH

Endlich ist er da: der erste Tag als Auszubildender. Monate vorher hatte man sich beworben, in der Hoffnung, beim täglichen Durchforsten seines Posteingangs die ersehnte Zusage vorzufinden. Da war sie dann endlich, das Herz pocht schneller, die Eltern und Freunde freuen sich mit, die Glücksgefühle überrennen einen und man ist vor Enthusiasmus kaum zu bremsen. Doch was bewirkt das nun?

In diesem Moment wird man sich bewusst, dass die gewohnte Zeit und der tagtägliche Ablauf nun ihr Ende genommen haben. Jahrelang hatte man sich mühsam in der Schule durchgequält und auf diesen einen Tag gewartet.

Endlich eigenes Geld verdienen, den Eltern nicht immer auf der Tasche liegen müssen: Ja, das muss ein tolles Gefühl sein. Doch im selben Moment realisiert man, dass man wieder bei Null anfängt. Die Ernüchterung setzt schnell ein, man hatte doch Jahre damit verbracht, endlich dem ersehnten Ende zusteuern zu können und nun ist alles auf Anfang. Es kommt einem vor, als sei man vorhin noch eingeschult worden, ehe man sich den Abschlussprüfungen gegenüber sieht.

Von nun an ist man überall der Neue, derjenige, der sich nicht auskennt, oder der eine Azubi, der den Mitarbeitern den Kaffee holen kann. Klar, man hat sich vorher gewisse Wunschunternehmen ausgesucht, eventuell Praktika dort gemacht und kennt die einen oder anderen Mitarbeiter. Jedoch haben die altbekannten Freunde andere Wege eingeschlagen und fortan ist man für das erste auf sich allein gestellt.

Werde ich mich in der neuen Umgebung zurechtfinden? Wie wird man behandelt? Sind meine Sorgen berechtigt? Ist dieser Beruf der richtige für mich? Neben diesen Fragen schwirrten mir zahlreiche weitere Fragen im Kopf.

Nun stehe ich an meinem ersten Tag in der großen Empfangshalle, zahlreiche aufgeregte Gesichter um mich herum erblickend, ehe es heißt, wir sollen bitte alle in den Konferenzraum folgen. Dort angekommen, wird man sich bewusst, dass man selbst und all die anderen Anwesenden fortan den Weg in das Berufsleben wagen.

Der Gedanke des Alleinseins verschwand schnell. Man ist nicht der Einzige, der sich deshalb Sorgen gemacht hat, unbekannt ist und sich nicht auskennt. Fortan bestreiten wir, die neuen Auszubildenden, unseren weiteren Lebensweg und mir wird klar, dass ich mich auf die Zukunft freue.

Es gibt so viel Interessantes zu erkunden, jede Menge neuer Abteilungen, Menschen und Kenntnisse, von denen man profitieren und lernen kann. Das tagtägliche Aufstehen ist jetzt nicht mehr mit Angst, sondern mit Freude auf den neuen Tag verbunden. Man kann endlich das machen, was man so lange ersehnt hatte.

Von nun an beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der sich zum Guten wendet, denn man ist nicht allein, sondern Teil eines Ganzen und erlangt zahlreiche Erkenntnisse über sich selbst und den Berufsalltag.

Schnell findet man in jeder Abteilung Bezugspersonen und auch die „Mit-Azubis“ sind seit den ersten Tagen zu neuen Freunden geworden, mit denen ich den Berufsalltag überstehen kann.