Friedensdorf Oberhausen Auszeit vom Krieg

Seit gut 50 Jahren hilft das Friedensdorf International in Oberhausen kranken und verletzten Kindern aus aller Welt wieder gesund zu werden. Dann kehren sie wieder zurück zu ihren Familien.

 Kinder des Friedensdorfs in Oberhausen spielen auf ihrem Dorfplatz.

Kinder des Friedensdorfs in Oberhausen spielen auf ihrem Dorfplatz.

Foto: picture alliance / Roland Weihra

Lachen, schreien, fangen spielen: Ich komme mir vor wie auf einem Schulhof in einem fernen Land. Zusammen mit meiner Konfirmandengruppe besuche ich das Friedensdorf International. Hierhin kommen Kinder aus den ärmsten und kriegerischsten Regionen der Welt.

Meist wird ein komplettes Flugzeug nur für diese Kinder gebucht, wenn sie aus ihrem Heimatland nach Deutschland geholt werden. Diese Kinder haben sich in ihren Heimatländern schwere Verletzungen und zum Beispiel unbehandelte Knochenbrüche zugezogen.

Es ist eine schwierige Aufgabe für die Helfer, den kleinen Kindern im Alter von zwei Monaten bis zwölf Jahren zu erklären, warum sie jetzt von ihren Familien getrennt werden müssen. Allerdings haben sich die Eltern selbst gemeldet, damit ihr Kind in Deutschland wieder gesund wird.

Nachdem das Flugzeug mit den kranken Kindern am Flughafen Düsseldorf gelandet ist, werden die Kinder herausgetragen und mit einem Krankentransport, den das Deutsche Rote Kreuz freiwillig durchführt, in ein Krankenhaus gebracht, das sich bereit erklärt hat, das Kind kostenlos zu operieren – und das bundesweit.

Nachdem die Kinder im Durchschnitt oft bis zu einem halben Jahr im Krankenhaus waren und behandelt worden sind, werden sie in das Friedensdorf Oberhausen gebracht. Hier werden sie von zahlreichen Ehrenamtlern und rund 170 hauptberuflichen Pflegern behandelt, da täglich Verbandswechsel und unter anderem die Rehabilitation nötig sind.

Der gesamte Aufenthalt, vom Flug, den Operationen, dem Krankenhausaufenthalt und die Zeit im Friedensdorf ist für die Kinder und deren Familien kostenfrei, da sich das ganze „Friedensdorf International“ komplett durch Spenden finanziert. Dazu sind jährlich rund fünf Millionen Euro nötig.

In den Häusern sieht es wie in einer Jugendherberge aus. „ Das ist es auch, nur eben für eine längere Zeit“, sagt eine Praktikantin. Das Friedensdorf gibt es schon seit 50 Jahren.

Wenn die Kinder wieder gesund sind, werden sie zurück in ihr Heimatland geflogen und, egal wie es zu Hause ist, ob Krieg oder Armut herrscht, die Kinder freuen sich immer darauf, erzählen die Betreuer. Und vor dem Abflug singen sie jedes Mal gemeinsam: „Es geht nach Hause, nach Hause, nach Hause“. Das Friedensdorf wird heute wie damals vor 50 Jahren immer noch benötigt.

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