Ein steiniger Weg zum "Big-Player"

Basketball: Ups an Downs bei "Air Canada" oder Vince Carters Leidensgeschichte. Der Guard der Toronto Raptors meldet sich in der NBA als Superstar zurück

  Vince Carter , hier bei einem Spiel in Los Angeles am 15. Februar, wandelte sich trotz langer Verletzungsphase zum Spielführer und exzellentem Passer. Foto: ap

Vince Carter , hier bei einem Spiel in Los Angeles am 15. Februar, wandelte sich trotz langer Verletzungsphase zum Spielführer und exzellentem Passer. Foto: ap

Beuel. Vince Lamar Carter, Profi-Basketballer in der Nordamerikanischen Profi-Liga NBA, ist Leistungsträger bei den Toronto Raptors. Doch der Weg zum Big-Player glich eher einer Berg- und Talfahrt als einer steilen Karriere.

Als Vince Carter am 26. Januar 1977 geboren wurde, ahnte niemand, dass er mit 21 Jahren die NBA verzaubern würde. Doch schon bald stürzte er in ein tiefes Leistungsloch; erst im Alter von 26 Jahren feierte er ein großartiges Comeback.

Doch fangen wir von vorne an. Als Kind wuchs er bei seiner Mutter Michelle und seinem Stiefvater Harry Robinson in Daytona Beach, Florida auf. Bereits mit sieben Jahren musste er die Scheidung seiner Eltern verkraften. Die Rückschläge in Vince Carters Leben würden andere vielleicht dazu veranlassen, auf Konfrontation zu schalten und sich zu verweigern, doch Vince vermied jeden Streit.

Er versuchte immer, den Weg der Verständigung zu wählen. "What ever" erwiderte er nur, wenn er wieder zu hören bekam, er solle seine Meinung sagen. Statt dessen ging er Basketball spielen - um sich abzulenken. Das ist seine Art. Vince ist jemand, der die "Ohs" und "Ahs" der Fans, die Bewunderung, liebt.

Bereits auf der Mainland Highschool spielte er jeden Abend. In einer Saison führte Vince seine Mannschaft mit durchschnittlich 20 Punkten, 10,5 Rebounds und 4,1 Assists pro Spiel zur Meisterschaft. In 34 Spielen hämmerte er 92 Dunks durch den Ring.

Trotz allem blieb er auf dem Boden. "Jeder liebte Vince, weil er nie arrogant war", erzählt der damalige Direktor seiner Schule. Für einen Menschen ist das eine gute Eigenschaft, doch für einen Basketball-Star eher hinderlich. Stars wie Michael Jordan oder Larry Bird hat es nie interessiert, wie es Mitspielern oder Gegnern geht.

"Einfach immer drauf" lautet deren Motto! Als die Colleges sich um den Jungstar Vince Carter rissen, wurden auch die NBA-Teams auf den heranwachsenden Star aufmerksam. Doch zunächst ließ man ihm Zeit, um den letzten notwendigen Schritt zum Profi zu machen.

Vince Carter entschied sich für die legendäre University of North Carolina, wo er zusammen mit Antawn Jamison, Ademola Okulaja und Ed Cota spielte. Nach der Zeit am College folgte der Wechsel in die NBA. Jeder wollte Vince verpflichten. 1998 wurde er von den Golden State Warriors gedraftet und anschließend sofort für seinen ehemaligen Teamkollegen auf dem College Antawn Jamison zu den Toronto Raptors geschickt.

Die Raptors sparten auf diese Weise die Gehaltszahlungen. Das erste NBA-Jahr wurde ein sehr erfolgversprechendes. Schon nach wenigen Spielen wurde er zum Retter seiner Toronto Raptors gekürt. Bald darauf hatte er eine Allstar-Nominierung und wurde zum "Rookie of the Year" gewählt. In der Saison 99/00 entwickelte sich seine spielerische Potenz weiter.

Im Februar 2000 gewann er den Slam-Dunk Contest im Allstar-Game. Bei den Olympischen Spielen in Sydney wurde Vince Carter mit dem US-Team Olympiasieger. Das Highlight, von dem Vince Carters Gegner immer noch Albträume bekommen, ist wohl der Dunk über den 2,18 Meter großen Frederic Weiss, der durch die ganze Welt ging und Vince bekannt machte.

Viele verglichen ihn schon früh mit "His Airness" (Michael Jordan) oder anderen Superstars. Im Jahr 2001 verletzte er sich. Seine Knieprobleme, die er schon lange mit sich herumschleppte, traten wieder auf. In diesem Jahr spielte er selten, doch wenn er spielte, wurde er mit 30 bis 40 Minuten pro Spiel verheizt. Das trug nicht zur Genesung des Superstars bei.

Seine Statistiken sanken. In dieser Saison lief nichts rund. "Air Canada" war abgestürzt, ein Ende der Misere war nicht in Sicht. In der Sommerpause fing er an zu begreifen, dass es so nicht weitergehen konnte. Plötzlich war "Air Canada" in der Trainingshalle zu sehen: Er trainierte wieder! Doch am Anfang der Saison stand bereits fest, dass das verletzte Knie die Saison nicht überstehen würde.

Er bestritt in der folgenden Saison 02/03 nur 43 Spiele, seine Statistiken sanken ins Bodenlose. Die fetten Jahre schienen endgültig vorbei zu sein - und das für den Mann, der sogar einen eigenen Schuh auf dem Markt hat. Vince Carter spielte nicht mehr 60 Minuten und erzielte keine 51 Punkte mehr, wie er es einmal in einem Spiel gegen die Phönix Suns geschafft hatte.

Aber er arbeitete heftig an seinem Comeback, um in der Saison 2003/2004 wieder angreifen zu können. Offenbar mit Erfolg: Der 1,98 m große Guard wurde von Trainer Larry Brown sogar für das amerikanische Olympia-Team an Bord geholt, weil dieser bemerkt hatte, dass der neue Vince Carter hart an sich und seiner Fitness gearbeitet hatte.

Vince war begeistert und versprach Großes. Im Qualifikationsturnier auf Puerto Rico dunkte er in gewohnter Manier. Die USA siegten in Serie - Vince war glücklich. Trotzdem startete die Saison für die Toronto Raptors und Vince nicht nach Maß. Da half auch die Neuverpflichtung des Jungspielers Chris Bosh nicht weiter. Die Raptors starteten schlecht in die Saison: vier Niederlagen in Folge!

Aber eins hat sich geändert: Vince hat die Wandlung vom Ego-Zocker zum Spielführer und exzellenten Passer genommen. Vince hat es geschafft, er ist wieder "ready for take-off". Eines fehlt Vince noch zum Glück: die Qualifikation für die Play-offs. Dazu braucht er eine gute Mannschaft. Der Manager der Raptors verpflichtete in einem Mega-Deal von den Chicago Bulls Jalen Rose, Donyell Marshall und weitere Offensivkräfte.

Vince Carter und die Raptors sind wieder wer im Osten der NBA. Und die NBA hat ihren verlorenen Superstar wieder zurückgewonnen. In der NBA zittert man wieder vor den krachenden Dunks von Vince Carter.

Ernst-Kalkuhl-Gymnasium, Klasse 8a

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