Für einen Liter Öl entstehen fünf Liter giftiges Wasser

Der Tar-Sand-Abbau in Kanada ist sehr aufwendig und führt laut Greenpeace zu großen Umweltschäden.

 Die Aufnahme zeigt den Teil eines riesiges Tar-Sand-Abbaugebietes in der Provinz Alberta in Kanada.

Die Aufnahme zeigt den Teil eines riesiges Tar-Sand-Abbaugebietes in der Provinz Alberta in Kanada.

Foto: picture-alliance

Siegburg. Im größten Industriegebiet der Erde fräsen sich haushohe Bagger weiter voran, die schwarze Erde wird von Tonnen schweren Muldenkippern abtransportiert. Nach der Verarbeitung fließt giftige Flüssigkeit in offene Giftseen von gigantischen Ausmaßen.

Ort des Geschehens ist der Öl- oder Tar-Sandabbau in der im Westen Kanadas gelegenen Provinz Alberta nahe der Boomtown "Fort Mc Murray", auch "Fort Mc Money" genannt. Sie ist laut Christoph von Lieven, Tar-Sand-Experte bei Greenpeace, die "am schnellsten wachsende Quelle von Treibhausgasen weltweit".

Tar-Sand, zu deutsch Ölsande, wird hauptsächlich im Tagebau gefördert und besteht aus Lehm und Sand mit darin gebundenem Erdöl. Die Herstellung ist sehr aufwendig. "Die Produktionskosten liegen hier bei etwa 16 bis 30 Dollar pro Barrel Öl, anstatt bei herkömmlichen Fördermethoden bei ein bis zwei Dollar, so von Lieven. Beinahe alle großen Ölkonzerne seien an diesem Geschäft beteiligt.

Die Gewinnung des schwarzen Goldes aus Tar-Sand gilt als wesentlich umweltschädlicher als die kommerziellen Fördermethoden. Denn der Ölsand liegt mehrere Dutzend Meter unter der Erde. Dieser wird laut von Lieven überwiegend durch überirdischen Tagebau mit Baggern und Muldenkippern gefördert.

Dadurch werde die Umwelt, riesige Wald- und Sumpfgebiete mit über 200 Tier- und Pflanzenarten, zerstört. Dieses Gebiet erstreckt sich über eine Fläche, die etwa die Größe Englands oder die doppelte Bayerns umfasst.

Bei einer weiteren Methode wird der Ölsand unterirdisch abgebaut. Dazu wird der Sand durch riesige Rohre mit heißem Wasser ausgespült und von wieder anderen aufgesogen. Wald und Sümpfe werden hierdurch auf den ersten Blick zwar geschont, jedoch trocknen diese auf Dauer aus und sacken ein, so von Lieven.

Außerdem sei die Erhitzung von solch großen Mengen an Flusswasser sehr umweltschädlich, da die dabei entstehenden Giftstoffe wie Quecksilber, Arsen, Schwefel und Kohlenwasserstoffe sofort ins Grundwasser und somit in das riesige Süßwasserareal gelangen. Beim Trennverfahren in der Raffinerie entstehen für einen Liter Öl drei bis fünf Liter Flüssigkeit mit den genannten Giftstoffen.

Laut von Lieven werden täglich zirka 500 Millionen Liter dieser "Brühe" in so genannte Giftseen gepumpt, wovon wiederum elf Millionen Liter durch undichte Dämme ins Grundwasser und den Athabasca-Fluss fließen. Diese Giftseen haben bereits Ausmaße von 130 Quadratkilometern. Viele Fische des Athabascas weisen starke Mutationen auf, das gesamte Flusswasser ist mit Giftstoffen belastet, so Greenpeace.

Die Ureinwohner dort sind damit ihrer Lebensgrundlage beraubt. Vielen bleibt nun nur noch, selber in der Tar-Sand-Industrie zu arbeiten.

Nach Angaben der Bewohner von Fort Chipewyan ist die Krebsrate in den Dörfern am Fluss ungefähr 200 Prozent höher als in anderen Teilen des Staates.

Wenn die kanadische Regierung und die des Bundesstaates Alberta sowie die Ölkonzerne an dieser schmutzigen Geldmache festhalten und weiter den Klimawandel außer Acht lassen, so werde Kanada nicht nur seine Klimaziele weit verfehlen, sondern auch voraussichtlich "2015 den höchsten Pro- Kopf-CO2-Ausstoß der Erde" haben, so von Lieven.

Anno-Gymnasium Siegburg, Klasse 8b

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