Integration – Was steckt dahinter?

Wichtige Säulen sind Sprache, Bildung, Arbeit und Wertevermittlung.

 Viele können dazu beitragen, dass Integration gelingt.

Viele können dazu beitragen, dass Integration gelingt.

Foto: BOARDING1NOW/GETTYIMAGES

"Schon wieder retteten Helfer ein Schlauchboot mit Hunderten von Flüchtlingen vor der Küste Griechenlands." Herr Müller greift zur Fernbedienung und schaltet den Fernseher seufzend aus: "Schon wieder Flüchtlinge. Wo sollen die denn alle Asyl bekommen? Deutschland ist schon überfüllt! Die geben sich nicht mal Mühe, sich zu integrieren."

"Woher willst du das denn wissen? Hast du schon mal mit einem gesprochen oder irgendwelche Erfahrungen mit ihnen gemacht? Außerdem haben sie viel zu wenig Möglichkeiten, überhaupt etwas zu tun, weil sie direkt von Leuten wie dir verurteilt werden", erwidert seine Frau.

Stimmt das? Haben die Flüchtlinge denn die Chance, sich zu integrieren? Was bedeutet überhaupt Integration?

Unter dem Begriff "Integration" versteht man das Einbeziehen einer Person in eine fremde Gemeinschaft. Dies kann auch eine neue Schülerin in einer Klasse oder einen neuen Mitspieler in einem Fußballverein betreffen. Heutzutage verbindet man diesen Begriff allerdings meistens mit Flüchtlingen oder Immigranten.

Vom stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten und Minister für Integration, Joachim Stamp, FDP, erfuhren wir Folgendes: "Es werden unterschiedliche Stufen der Integration durchlaufen: vom Erwerb der deutschen Sprachkenntnisse über die Integration auf dem Arbeitsmarkt und die Anpassung von Werten und Einstellungen bis hin zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft."

Die Stadt Bonn bietet eine Vielzahl von kulturellen Events zum Thema Integration an und er-möglicht Immigranten und Einheimischen, durch Veranstaltungen neue Menschen und ihre Kulturen kennenzulernen. Eines dieser Events ist das Kultur- und Begegnungsfest. Es fand im September 2018 in der Bonner Innenstadt statt. Über 80 Organisationen und Vereine nahmen teil, darunter auch Tanz- und Musikgruppen aus verschiedenen Kulturen. Der Bürgermeister hielt eine Eröffnungsrede. Außerdem wurde der Integrationspreis des Jahres 2018 vom Integrationsrat verliehen.

Es gibt auch ein Kommunales Integrationszentrum (KI) in Bonn. Das KI Bonn wird wie alle anderen KI in NRW vom Ministerium für Integration und Bildung gefördert. Dort kümmert man sich vorrangig um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die Mitarbeiter beraten und begleiten diese, beschäftigen sich außerdem mit Antidiskriminierungsarbeit und fördern die Teilnahme von Immigranten in politischen oder gesellschaftlichen Bereichen. Auch viele Schulen in Bonn bieten Integrationsmöglichkeiten für Flüchtlinge, indem sie Sprachunterricht anbieten.

Joachim Stamp berichtete, dass Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Integrationsbeirat die "Integrationsstrategie 2030" entwickelte: "Sie wird auf den vier Säulen Sprache, Bildung, Arbeit und Wertevermittlung ruhen. Die Wertevermittlung soll sich als Querschnittsaufgabe durch alle Integrationsmaßnahmen ziehen. Zusätzlich werden wir eine Öffentlichkeitskampagne starten, die durch positive Vorbilder und deren persönliche Geschichte auf die vielen Erfolge unserer Einwanderungsgesellschaft in NRW aufmerksam machen soll, mehr Menschen mit Migrationshintergrund für eine Berufstätigkeit im Öffentlichen Dienst gewinnen und für die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft werben soll."

Auch die Otto-Kühne-Schule Godesberg trägt zur Integration bei. Seit 2016 gibt es eine internationale Vorbereitungsklasse (IVK) für Schüler ab 15 Jahren. Diese soll Jugendlichen, die nach Deutschland gekommen sind, helfen, die Sprache zu lernen und sich zurecht zu finden.

Die Schüler nehmen außerdem an außerunterrichtlichen Aktivitäten wie Chor oder AGs teil, um möglichst schnell in die Schulgemeinschaft integriert zu werden. Sie haben wöchentlich zwölf Stunden Deutschunterricht und besuchen zusätzlich den Unterricht anderer Klassen. Das Ziel ist es, die Schüler möglichst schnell ins deutsche Bildungssystem einzugliedern. Dies kann sowohl eine Regelklasse als auch ein Berufskolleg sein. Außerdem können ältere Schüler einen Hauptschulabschluss machen.

Doch Integration funktioniert nicht immer. Beispielsweise gehen Flüchtlingskinder häufig nicht in den Kindergarten und können in der Schule aufgrund mangelnder Basiskenntnisse nicht mit einheimischen Kindern mithalten. Außerdem wollen manche Immigranten keine Zeit in die Schullaufbahn ihrer Kinder investieren, dadurch haben die Kinder oft nicht die Möglichkeit, ausreichend Bildung zu erlangen, und erfahren später Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt.

Zusätzlich ist der Übergang von der Primarstufe in die Sekundarstufe selektiv, so dass Kinder mit Migrationshintergrund der Zugang zu Bildung oft verschlossen bleibt. Die Bundesregierung verweigert zudem auch einigen Flüchtlingen Integrationskurse, die allerdings von jedem Flüchtling dringend benötigt werden. Viele Flüchtlinge sind nicht qualifiziert genug, um einen guten Job zu bekommen.

In den letzten Jahren ist aufgefallen, dass Flüchtlingskinder überdurchschnittlich oft nicht versetzt werden und ihnen im späteren Leben ein hohes Armutsrisiko droht. "Wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Integration in Deutschland ist die Beherrschung der deutschen Sprache. Nur wer die deutsche Sprache beherrscht, hat die Chance, erfolgreich an Bildung und Beschäftigung teilzuhaben. Ohne eine gemeinsame Sprache misslingt Kommunikation und kommt es zu Missverständnissen", so Stamp.

Grundsätzlich kann bei der Integration von Flüchtlingen genau das Gleiche missglücken, wie bei jedem, der hier aufgewachsen ist, auch - nur dass sie sich hier in einem fremden Land mit einer fremden Kultur befinden.

Otto-Kühne-Schule Godesberg, Klasse 8b

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