Mitten unter uns Viele verschiedene Tiere leben in der Rheinaue

Bonn · Tiere unterschiedlichster Herkunft haben sich in der Rheinaue in Bonn angesiedelt. Die Nutria ist sogar eine Attraktion dort und gehört zum alltäglichen Erscheinungsbild.

 Nutrias stammen ursprünglich aus Südamerika und leben inzwischen auch in der Rheinaue.

Nutrias stammen ursprünglich aus Südamerika und leben inzwischen auch in der Rheinaue.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Eisenlohr

Die weitläufige Parkanlage Rheinaue in Bonn, die anlässlich der Bundesgartenschau 1979 angelegt worden ist, ist ein beliebter Ausflugsort und bekannt für ihre großen Seen und Teiche. Nicht nur Menschen besuchen täglich den Park, auch zahlreiche Tiere haben sich dort angesiedelt.

Mittlerweile ist die Nutria sogar eine Attraktion in der Rheinaue. Die kleinen, pelzigen Nager, auch Biberratten genannt, gehören inzwischen schon zum alltäglichen Erscheinungsbild – wie auch Enten, Gänse und Schwäne. Sie sind nicht scheu und haben sich an die Passanten und Zuschauer gewöhnt.

Allerdings ist die Nutria keine heimische Art. Ursprünglich aus Südamerika stammend, wurde die Nutria durch Pelztierzüchter wegen ihres weichen Fells importiert. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland über 1000 Nutria-Farmen, die jährlich um 100 000 Felle lieferten. Nicht nur die Felle, sondern auch das Fleisch der Nutrias wurde verkauft und verzehrt. Es gilt als sehr schmackhaft und wird mit Spanferkel verglichen. Ein Fachbuch für Pelztierzüchter der DDR aus dem Jahr 1953 beschreibt die Verarbeitung des Fleisches zu Rouladen, Mettwurst, Kochsalami und Landjägern.

Sogar in den Gefängnissen der DDR gab es Nutriafleisch mit Pellkartoffeln. Die kulinarische Nutzung freilebender Tiere wird heute aufgrund des möglichen Trichinenbefalls nicht mehr empfohlen.

Nicht nur in Deutschland haben sich die Bestände der ausgewilderten Nutrias extrem vergrößert. Problematisch ist, dass Nutrias durch ihre Grabtätigkeiten Uferbereiche und teilweise auch Wege oder Straßen zerstören können.

In den Niederlanden wurde die Tiere zur Jagd freigegeben, da man Sorge vor einer Unterhöhlung der Deiche hatte. In Niedersachsen wurde über eine Verstärkung der Jagd diskutiert, da sich die Population zwischen 2013 und 2016 versechsfacht hatte.

Derzeit ist die Nutria nicht im Bundesjagdgesetzt aufgeführt, aber dennoch bundesweit bejagbar. Ein Jäger darf Nutrias im Falle, dass die Tiere Schaden anrichten, ohne spezielle Genehmigung bejagen.

Auch Schildkröten sind inzwischen in der Rheinaue zu beobachten. Oft sonnen sie sich auf Steinen, um Licht und Wärme zu tanken. Meist handelt es sich um ausgesetzte Schmuckschildkröten, die ebensowenig wie die Nutria in Deutschland heimisch sind. Ursprünglich sind sie in Nord- und Südamerika beheimatet. Durch ihr schnelles Wachstum und ihre Lebensdauer sind Tierhalter häufig überfordert und setzen die Tiere aus.

Ist die Rheinaue also ein Ort der gelungenen Integration? Leben heimische Tierarten und eingeführte Arten, sogenannte Neozoen, in einem gesunden und stabilen System zusammen? Der Schein des stabilen Ökosystems trügt. Durch das übermäßige Füttern der Tiere durch Parkbesucher vermehren sich die Tiere stärker, Tierkot verunreinigt die Gewässer. Da kein Frischwasser in die Seen gelangt, drohen diese in heißen Sommern „umzukippen“. Durch starkes Algenwachstum wird das Wasser für Wasservögel, Fische und Säugetiere giftig. Im Sommer 2018 mussten 400 tote Tiere aus den Seen geborgen werden.

Durch den Klimawandel ist damit zu rechnen, dass es in Zukunft sogar noch heißere Sommer geben wird. Die Besucher sind daher dringend dazu aufgerufen, das Füttern der Tiere einzustellen, da man damit mehr schadet als hilft.

Denn so kann der „multikulturelle“ Lebensraum Rheinaue lebenswert für Tiere und Besucher bleiben – schließlich gehören alle Bewohner – so exotisch sie auch sein mögen – zum Erscheinungsbild des Parks und ein wenig zu unserem alltäglichen Leben dazu.

Amos-Comenius-Gymnasium
Klasse 8a
(Schuljahr 2019/20)

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