Moderne Sklavenarbeit

Die meisten Menschen wissen nicht, welche Rohstoffe in ihren Handys sind und wie sie abgebaut werden

 Noch heute herrschen schwerste Arbeitsbedingungen in den Minen in Bolivien, wo auch wertvolle Rohstoffe für die Herstellung von Handys gewonnen werden.

Noch heute herrschen schwerste Arbeitsbedingungen in den Minen in Bolivien, wo auch wertvolle Rohstoffe für die Herstellung von Handys gewonnen werden.

Foto: UROSR/GETTYIMAGES

Für viele Menschen ist das Handy das wichtigste Gerät, das sie besitzen,und ein Leben ohne es ist kaum noch vorstellbar. Sie beschäftigen sich durchschnittlich drei Stunden am Tag mit ihm und, wenn es kaputt ist, kaufen sie sich einfach ein neues, am besten das neueste Modell.

Dabei wissen die meisten Menschen gar nicht, welche und wie viele Rohstoffe in ihren Handys sind, wo diese Rohstoffe herkommen und unter welchen Bedingungen sie abgebaut werden.

Denn in Handys sind viele wertvolle Rohstoffe, wie zum Beispiel Wolfram im Vibrationsalarm, Gold und Kupfer in den Kontakten und Leitungen - diese verhindern eine chemische Reaktion. Auch im Mikroprozessor wird Gold verwendet. Zink benutzt man an den Lötstellen und das seltene Element Tantal ist in den Kondensatoren vorhanden. Tantal macht den Speicherplatz größer und die Bauteile kleiner. Platin braucht man für Kontakte und Indium ist im Display vorhanden. Der Stoff leitet und ist durchsichtig.

Diese Rohstoffe kommen meistens aus Minen, in denen die Arbeitsbedingungen nicht gerecht sind. Wolfram kommt zum Beispiel aus Bolivien. Dort wird in der Mine "Bolsa Negra" mit Hammer und Pickel der Stein abgetragen. Die Arbeiter wechseln sich immer ab, weil diese harte Arbeit niemand lange durchhält.

In dem Bergbau arbeiten etwa 250 Männer, aber auch 50 Frauen. Die meisten Frauen arbeiten in der Mine, weil ihre Männer weg oder tot sind und sie jetzt ihre Kinder versorgen müssen. Sie haben keine andere Wahl.

Alle Arbeiter kauen Kokablätter, denn ohne sie wäre die schwere Arbeit und die feuchte Kälte unerträglich.

Eine Schicht dauert etwa zwölf Stunden. Auch wenn die Arbeiter krank sind, gehen sie in die Mine, weil sie ansonsten kein Geld bekommen würden. Viele Arbeiter haben Rheuma oder Probleme mit der Lunge. In einer Woche bekommen die Arbeiter für zwei Tonnen Wolfram 300 Euro.

Über viele Zwischenhändler kommt das Wolfram dann zum Beispiel nach Deutschland und dann in unsere Handys. Durch diese vielen Zwischenhändler wissen sogar meistens die Hersteller nicht mehr, woher genau die Rohstoffe kommen.

Ein Wissenschaftler, Frank Melcher, der solche Metalle untersucht, meinte, dass in manchen Minen die Bedingungen heute schlechter seien als vor 2000 Jahren. Wenn die Rohstoffe unter gerechten Bedingungen abgebaut würden, würden sie zwar teurer gehandelt werden, aber wären für den Käufer nur ein wenig teurer.

Teures Recycling

Recycling wäre hingegen viel teurer, deshalb wollen die Hersteller lieber die billigen Rohstoffe aus den schlechten Bedingungen benutzen.

Beim Recycling gibt es Rohstoffe, die einfach zu entfernen sind, wie zum Beispiel Kupfer, aber auch welche, die deutlich schwieriger zu entfernen sind, wie zum Beispiel Gold. Teile vom Elektroschrott werden also nach Indien exportiert, um dort von schlecht bezahlten Arbeitern unter schlechten Arbeitsbedingungen das Kupfer herausholen zu lassen. Allerdings gehen dabei alle anderen wertvollen Rohstoffe, die im Handy enthalten sind - zum Beispiel Wolfram, Gold, Zink, Tantal, Platin und Indium - verloren.

Handy lange nutzen

Also sollte man sein Handy möglichst lange behalten und es nicht wegschmeißen, wenn es einmal herunterfällt oder der Akku nicht mehr so gut funktioniert. Stattdessen sollte man es reparieren lassen. Wenn der Akku fest eingebaut ist oder das Handy gar nicht mehr funktioniert, kann man es zwar nicht mehr reparieren, aber man kann es zu Sammelstellen bringen, die die kaputten Handys recyceln, anstatt sie wegzuschmeißen.

Man sollte beim Kauf eines neuen Handys auch darauf achten, dass es auch Handys aus größtenteils gerechter Herstellung oder recyceltem Material gibt, wie zum Beispiel von der niederländischen Firma "Fairphone". Diese Handys sind meistens kaum teurer oder billiger als andere Handys aus ungerechterer Herstellung. Man kann problemlos fast alle Teile austauschen und das Handy ist trotzdem robust.

Friedrich-Ebert-Gymnasium, Klasse 8d

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