Rosi Gollmann: "Die Andheri-Hilfe ist mein Leben"

Die Gründerin der Bonner Hilfsorganisation sprach über die Geschichte und Projekte in Indien und Bangladesch mit Schülern der Klasse 8b des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums

Rosi Gollmann: "Die Andheri-Hilfe ist mein Leben"
Foto: privat

Bonn. Rosi Gollmann, Gründerin der Bonner Andheri-Hilfe, hilft seit 50 Jahren den Menschen in Indien.

Klasse: Was ist Ihr neuestes Projekt?

Rosi Gollmann: Die meisten dörflichen Schulen in Indien haben keine Toiletten. In der Pause gehen die Kinder rings um die Schule in die Felder, um ihre Notdurft zu verrichten, dies täglich. Manche Eltern lassen ihre Töchter nicht mehr zur Schule gehen, weil sie Angst haben, sie könnten dabei beobachtet werden. Durch die verschmutzten Felder kommen auch Keime in die Brunnen, und viele Menschen müssen sterben. Wir arbeiten jetzt daran, die 150 Schulen mit Sanitäranlagen auszurüsten. In einem Pilotprojekt lernen Kinder, warum solche Anlagen wichtig sind, und ihr Wissen geben sie an die Eltern weiter.

Klasse: Wie viel kostet dies?

Gollmann: Eine Toilettenanlage mit Trinkwasseranlage kostet jeweils etwa 3 300 Euro. Für das gesamte Projekt sind das 500 000 Euro.

Klasse: Woher nehmen Sie die Ideen und die Kraft für solche Projekte?

Gollmann: Die Ideen kommen meistens von den Menschen selbst. Sie kommen zu uns und erklären uns, was sie dringend brauchen. Wir beraten und helfen gegebenenfalls. Ja, und die Kraft bekomme ich daher, dass ich weiß, ich tue etwas für andere, die es nötig haben. Und wenn ich dann den Erfolg und die Freude sehe, geht mir das Herz auf.

Klasse: Macht Ihnen die Arbeit immer Spaß?

Gollmann: Ja, ich habe noch nie einen Moment gehabt, in dem ich dachte, dass es nicht mehr weitergeht.

Klasse: In Deutschland haben Sie schon viele Auszeichnungen bekommen. Wie reagiert die indische Regierung auf Ihre Tätigkeiten?

Gollmann: Es gibt Projekte, bei denen die indische Regierung uns gefragt hat: "Wie macht Ihr das?" Oftmals übernimmt sie auch unsere angefangenen Projekte. Wir haben also auch eine gewisse Vorbildfunktion, und das freut uns sehr. Die Anerkennung durch die Regierung ist für mich und die Andheri-Hilfe die höchste Auszeichnung.

Klasse: Können Sie sich ein Leben ohne die Andheri-Hilfe vorstellen?

Gollmann: Nein. Alles begann mit einem Bericht in der Zeitschrift "Stern", der über die unvorstellbaren Zustände von Waisenkindern in Bombay berichtete. Eine damalige Schülerin der Schule, an der ich als Lehrerin tätig war, hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Vor genau 50 Jahren kam also die Idee der Hilfe für Indien auf. Der Andheri-Verein ist schon 42 Jahre alt. Ich werde jetzt 82 Jahre alt, also habe ich mich mehr als die Hälfte meines Lebens dieser Aufgabe gewidmet. Für mich ist die Andheri-Hilfe mein Leben.

Infos über die Andheri-Hilfe unter www.andheri-hilfe.de

Carl-von-Ossietzky-Gymnasium, Klasse 8b

Zur PersonRosi Gollmann, 1927 in Bonn geboren, arbeitete als Religionslehrerin an Bonner und Kölner Berufsschulen. 1959 begann ihr Engagement für Indien, 1967 gründete sie die Andheri-Hilfe Bonn. 1971 gab sie zugunsten der Organisation den Schuldienst auf. Sie ist unverheiratet und hat eine Adoptivtochter. 2001 gab sie den Vorsitz des Vereins ab und ist seitdem weiterhin als Ehrenvorsitzende aktiv. Der Verein betreut derzeit rund 200 Projekte in Indien und Bangladesch und hilft damit rund 700 000 Menschen.

Die Schule Weitere Informationen über das Carl-von-Ossietzky-Gymnasium

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