Ökodorf Sieben Linden So geht nachhaltiges Leben

Das Ökodorf Sieben Linden in Sachsen-Anhalt versorgt sich weitgehend selbst. Das Dorf ist autofrei und eine Oase inmitten von Monokultur-Feldern.

 Kinder stehen vor einem Hochbeet mit Zucchini-Pflanzen.

Kinder stehen vor einem Hochbeet mit Zucchini-Pflanzen.

Foto: picture alliance / dpa

Wie können Menschen ihren ökologischen Fußabdruck so stark verringern, dass sie nicht mehr verbrauchen als ihnen global zusteht? Seit 20 Jahren gehen die 140 Bewohner des Ökodorfs Sieben Linden in Sachsen-Anhalt dieser Frage nach und haben erstaunlich viel Spaß dabei.

Es ist ein warmer Sommertag. Menschen jedes Alters tummeln sich vor einem bunten Empfangszelt. Kinder laufen fröhlich durch das Dorf, und Eltern müssen sich keine Sorgen machen. Denn Sieben Linden ist autofrei. Die Gäste, die mit dem Auto gekommen sind, um das Sommercamp zu besuchen, müssen es vor dem Dorf stehen lassen.

Das Ökodorf bildet inmitten von Monokultur-Feldern eine Oase. Man hört Vogelstimmen, Frösche und Grillen. Schmetterlinge, Libellen und Bienen sind ein alltäglicher Anblick. Die Wege sind nicht asphaltiert und alle Häuser bestehen aus Stroh, Lehm und Holz: es gibt sogar ein dreistöckiges Strohballenhaus.

Am anderen Ende des Dorfs beginnen die Gemüsegärten: Hier wird vieles angebaut, was die Dorfbewohner und auch Sommercamp-Gäste verzehren.

Vieles, was für die Bewohner Sieben Lindens selbstverständlich ist, ist für die Gäste ungewöhnlich: zum Beispiel die Beschränkung der Quadratmeterzahl pro Person und die gemeinschaftliche Nutzung von Dingen und der Infrastruktur.

Um möglichst intakte natürliche Kreisläufe wieder aufzubauen, gibt es in Sieben Linden nur Komposttoiletten – ein Aha-Erlebnis für viele Besucher, die das dann doch überhaupt nicht eklig finden. Etwa 65 Prozent des Gemüses und saisonbedingt jede Menge Obst werden im Dorf selber angebaut.

Die restlichen Lebensmittel sind biologisch und werden möglichst regional und saisonal dazugekauft. Häufig kommen beim Anbau auch Pferde zum Einsatz. Ansonsten wären landwirtschaftliche Maschinen unvermeidbar.

Im Dorf gibt es keine Langeweile. Die vielen ehrenamtlichen Freizeitangebote wie Kino, Yoga, Tanz, Chor und ein Kneipenbesuch haben den schönen Nebeneffekt, dass viel Fahrerei vermieden wird. Alle Sieben Lindener zahlen einen festen monatlichen Betrag und können sich alle Lebensmittel, die entweder im Dorf angebaut oder zentral eingekauft werden, einfach nehmen. Sie können wahlweise selber kochen oder auch an den im Gemeinschaftsbereich bereiteten Mahlzeiten teilnehmen. Zusätzliche Leckereien wie Schokolade gibt es im dorfeigenen kleinen Bioladen.

Im Gegensatz zu anderen ländlichen Regionen wächst Sieben Linden langsam, aber stetig. Einerseits werden viele Kinder geboren, andererseits sind auch viele Menschen an einem Zuzug interessiert, denn trotz oder gerade wegen der ökologischen Ausrichtung ist die Lebensqualität in Sieben Linden ziemlich hoch.

Aber das Leben in Sieben Linden bedeutet auch harte Arbeit, nicht nur körperliche: Alles, was die Gemeinschaft betrifft, wird auch gemeinschaftlich beschlossen. So auch, wer neu hinzuziehen darf und wer nicht.

Otto-Kühne-Schule, Klasse 8b

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