Neue Dissertation Als Bonner ihre jüdischen Mitbürger verrieten

Bonn · Eine Dissertation der Universität München belegt am Beispiel der Stadt Bonn die Mitschuld zahlloser Menschen an der Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger ab 1933.

 Der Stolperstein für Eva Merkelbach liegt vor dem Haus mit der Nummer 32 in der Mozartstraße.

Der Stolperstein für Eva Merkelbach liegt vor dem Haus mit der Nummer 32 in der Mozartstraße.

Foto: Benjamin Westhoff

Es war pure Angst, die Eva Merkelbachs Leben bestimmte, seit beim Novemberpogrom 1938 auch im nationalsozialistischen Bonn die Synagogen brannten. Die Bonnerin, Jahrgang 1874, war jüdischer Abstammung. Aber solange sie in „privilegierter Ehe“ mit einem Nicht-Juden verheiratet war, ging das Damoklesschwert der Entrechtung noch an ihr vorüber. 1942 war Merkelbach jedoch zum zweiten Mal Witwe geworden und versuchte, sich im Haus ihrer Söhne Rudolf und Oskar Ladewig in der Mozartstraße 32 möglichst unsichtbar zu machen. Denn ohne Ehemann hätte sie im Terrorstaat eigentlich wie die anderen Bonner Juden und weiteren Minderheiten in die Vernichtungslager Osteuropas deportiert werden sollen. Ihre Söhne hatten aber einen Kriminalsekretär namens Seibel überredet, die Mutter mit dem Vermerk „ausgewandert“ von der Todesliste zu streichen.