Wegwerf-Becher verstopfen Papierkörbe Corona-Krise verschärft Müllproblem in Bonns Innenstadt

Bonn · Die Stadtreiniger von Bonnorange setzen jetzt mehr Personal ein, das Abfalleimer leert und die Fußgängerzone putzt. Der Verein City Marketing ist trotzdem unzufrieden. Warum größere Papierkörbe keine Lösung sind.

Eine private Mülltonne an der Remigiusstraße läuft über. Aufgenommen an einem November-Samstag gegen 18 Uhr.

Eine private Mülltonne an der Remigiusstraße läuft über. Aufgenommen an einem November-Samstag gegen 18 Uhr.

Foto: Andreas Baumann

Überquellende Papierkörbe und herumfliegender Abfall waren in den Fußgängerzonen und an den Rheinufern schon immer ein Problem – vor allem nach sonnigen Wochenenden und trubeligen Einkaufssamstagen in der Innenstadt. Die Corona-Krise hat die Situation aber noch verschlimmert. Die Stadtreinigung ergreift erste Maßnahmen.

„Unser Aufwand hat sich in der Pandemie deutlich erhöht“, berichtet Bonnorange-Sprecher Jérôme Lefèvre. Zwar sind die Restaurants seit Wochen geschlossen und die Passantenzahlen in der Innenstadt gesunken. Dafür werden aber deutlich mehr Getränke und Speisen in Wegwerfbechern und -verpackungen gekauft, Das Meiste davon landet in den öffentlichen Papierkörben. „In der Spätschicht haben wir deshalb seit 17. November eine weitere Papierkorbtour eingerichtet. Sie unterstützt die Handreinigerkolonne in der Bonner Innenstadt und fährt weitere Hot Spots im Stadtgebiet ab“, so Lefèvre. In der City würden die rund 100 Papierkörbe seitdem nicht mehr viermal, sondern fünfmal am Tag geleert. Erste Erfolge seien sichtbar. „Sollte sich die Situation wieder verschlechtern, werden wir Maßnahmen ergreifen, um für ein sauberes Stadtbild unter den aktuell widrigen Bedingungen zu sorgen.“

Fußgängerzone wird zweimal täglich gesäubert

Gesäubert wird die Fußgängerzone laut Bonnorange zweimal täglich in einer Früh- und einer Spätschicht. Seit Januar 2020 geschieht das auch am Sonntagnachmittag – vorher gab es sonntags nur eine Reinigungsrunde. Für die Leerung der Papierkörbe sind pro Schicht jeweils vier Personen eingesetzt.

Trotz des Mehraufwands erkennt Stadtführer Norbert Volpert vom Verein „Stattreisen“ auf seinen Touren allerdings keine Fortschritte bei der Sauberkeit. „Wenn man am Alten Zoll, im Hofgarten oder in der Fußgängerzone mit Touristen unterwegs ist, kann das manchmal richtig peinlich sein“, sagt der Bonn-Experte, der auch bin der Vergangenheit schon öffentlich auf das Müllproblem hingewiesen hat. „Das war vor Corona so und hat sich nicht gebessert.“ Besonders schlimm sei es von Samstag auf Sonntag, zumal viele Händler und Gewerbetreibende ihre Abfalltonnen schon am Samstagabend vor die Häuser stellten. Die werden wiederum von etlichen Passanten weiter vollgestopft, bis sie überquellen.

„Take away“-Müll wird zunehmend zum Problem

Dass zunehmende „Take away“-Käufe die Sauberkeit in der Innenstadt beeinträchtigen, hat auch Karina Kröber vom Verein City Marketing beobachtet. Den Verein hätten dazu schon Beschwerden erreicht. „Zufrieden sind wir mit der Situation nicht“, konstatiert Kröber, die selbst am Friedensplatz wohnt. „Ich denke schon, dass die Bonnorange-Kolonnen ordentlich arbeiten. Möglicherweise fehlt es an Personal.“ Mehr Reinigungsstunden oder mehr Papierkörbe kosten natürlich mehr Geld – diese Kosten dürfe man aber nicht über die Straßenreinigungsgebühren allein den Hauseigentümern aufbürden, findet die Optikerin. Eine saubere Innenstadt sei schließlich wichtig für die Kommune.

Größere Papierkörbe sind laut Bonnorange keine Lösung. „Das vorwiegend in der Innenstadt eingesetzte Modell Tara hat mit 100 Litern bereits ein erhöhtes Volumen“, erklärt Lefèvre. „Noch größere Körbe würden zu schwer werden, um sie von unseren Mitarbeitenden leeren zu lassen.“ Auch die Anzahl hält Bonnorange für ausreichend: Bei rund 4000 im Stadtgebiet stehe rechnerisch ein Papierkorb für 83 Einwohner zur Verfügung, was im Städtevergleich „ein sehr guter Wert“ sei. In der Fußgängerzone von Bad Godesberg sind es etwa 40 Papierkörbe, an den Rheinpromenaden auf beiden Rheinseiten jeweils 25. Auf der Bonner Uferseite hat Bonnorange das Reinigungsintervall im Sommer bereits auf einmal täglich erhöht. Durchschnittlich leeren die Stadtreiniger täglich 2000 Papierkörbe.

Überquellende Mülleimer können gemeldet werden

Überquellende Abfalleimer können die Bonner im Internet über den Mängelmelder der Stadt mitteilen. Im Oktober 2019 hat Bonnorange begonnen, Körbe mit Aufklebern zu versehen. Aufgedruckt sind die Internetadresse des Mängelmelders und ein QR-Code, der mit dem Smartphone gescannt werden kann. Der Handlungsdruck bleibt. „Seit einigen Jahren nimmt die Nutzung der öffentlichen Räume stark zu“, sagt Bonnorange-Sprecher Lefèvre. Was die Stadtreiniger seitdem beobachten: „mehr achtlos liegengelassener Müll und Glasbruch, wiederholtes mutwilliges Beschädigen, Abbrennen oder Abtreten von Papierkörben“.

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