Rosenmontagszug in Bonn GA-Redakteur Andreas Mühl erlebte den Kamelle-Rausch

Bonn · Kinder, wie die Zeit vergeht: Kaum habe ich meinen Kamelle-Wurf-Rhythmus gefunden, mich warm geworfen, da naht auch schon die Dorotheenstraße und damit unser Finale des Rosenmontagzuges aus völlig ungewohnter Perspektive - als Gast auf dem Wagen der Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval. Doch der Reihe nach...

Um 11.30 Uhr heißt es Antreten am Aufstellungsgelände nahe des Hauptbahnhofes. Noch frierend, aber in allerbester Gesellschaft besteigen wir den Wagen von Marlies Stockhorst. Hardtbergs Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand ist dabei, François Acquaviva aus der Partnerstadt Villemomble, Maritim-Chef Henrik Große Perdekamp und auch Alexander Bojanowski vom Bonner Studentenwerk.

"Sie müssen sich das Wurfmaterial einteilen, sonst stehen Sie schon am Rathaus mit leeren Händen vor der Ehrentribüne", mahnt Stephan Eisel, Vize-Chef des Festausschusses und erfahrener Begleiter der Präsidentin. Überhaupt Wurfmaterial: Vom Schokoriegel über Goldbären, Schnecken, Berliner, Apfelstückchen bis hin zu Tempotaschentüchern ist so ziemlich alles an Bord, nur keine Kamelle.

Die bunte und bestens gelaunte Menschenmenge in der Innenstadt fordert sie trotzdem unentwegt: Kamelle! Wer dabei nett lächelt, bekommt zumindest von mir eine Extraportion. Und jene Zuggucker, die in der Altstadt vergnügt aus ihren Fenstern in der ersten Etage lehnen, werden Ziel für meinen Karnevals-Nudeln-Weitwurf. Denn die Nudelpakete sind etwas schwerer, und es lässt sich damit besser zielen.

Zwar trifft nicht jeder Wurf ins Schwarze, dafür zwickt aber mein rechter Oberarm nach gut zwei Stunden und Hunderten Haribo-Tütchen, die ich unters Volk gebracht habe. Und selbst das Finale in der Dorotheenstraße ist famos: Alle Zugteilnehmer defilieren am Wagen der Präsidentin vorbei und verabschieden sich fröhlich mit Musik und Alaaf vom Rosenmontagszug 2013. Übrigens: Die Kamelle haben gereicht - knapp.

Kamelle

Der Rosenmontagszug ist so schön, da macht Hans-Joachim Fandel gleich zweimal mit. Zuerst ist der Cadettenführer der Bonner Ehrengarde mit dem Kinderprinzenpaar unterwegs. Dann stellt er sich wieder hinten an und macht die ganze Tour mit der Bonner Ehrengarde: am Ende eindeutig der Mann mit den meisten Kilometern.

Mit viel Stoff ist die Kolpingsfamilie Bonn-Zentral unterwegs, die passend zum Motto "Bönnsche Bröcke - drövver jöcke" ein Wassertaxi vorstellt. Die Gruppe hält als eine gut 30 Meter lange Bahn den Rhein mit seinen Wellen zwischen sich. Die Bonner Tang-Soo-Taekwondo-Schule wendet ein ähnliches Prinzip an und lässt einen 16 Meter langen chinesischen Drachen zwischen sich tanzen.

Die Radengel an den Karnevalswagen helfen ganz irdisch weiter: Besonders nett ist ein Wagenbegleiter, der einem Kind ein Tütchen Gummibärchen aufhebt und es ihm persönlich übergibt. So kommt der Junge gar nicht auf die Gedanken, plötzlich vor die Räder zu laufen.

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