Harte Reaktion nach Dortmunder Ausschreitungen gefordert

Berlin/Dortmund · Es flogen Steine, Flaschen, Dosen. Ohne Rücksicht auf Kinder und Frauen. Nach den Ausschreitungen von BVB-Anhängern vor dem Dortmunder Stadion wird der Ruf nach harten Konsequenzen laut.

 Fans von Dortmund halten Transparente in die Höhe.

Fans von Dortmund halten Transparente in die Höhe.

Foto: Ina Fassbender/Archiv

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach den gewalttätigen Attacken Dortmunder Fußball-Randalierer harte Konsequenzen gefordert. "Ich hoffe auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung (Montag). Unmittelbar vor dem Topspiel der Bundesliga BVB-RB Leipzig wurden Leipziger Fans, Unbeteiligte - darunter auch Kinder und Frauen - und Polizisten unter anderem mit Steinen beworfen.

De Maizière sagte, die gewalttätigen Szenen "lassen einem den Atem stocken". Nach Ansicht des Bundesinnenministers gehören die Krawallmacher "nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel". RB Leipzig hatte die Dortmunder Vereinsführung zu einer lückenlosen Aufklärung der Geschehnisse aufgefordert. Die BVB-Clubspitze verurteilte die gewaltsamen Angriffe scharf und kündigte gemeinsam mit der Polizei eine schnelle Aufarbeitung der Vorfälle sowie deutliche Sanktionen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten an.

Bei den Ausschreitungen im Vorfeld des Bundesliga-Topspiels richtete sich die Gewalt nach Polizeiangaben plötzlich gegen jeden erkennbaren Leipziger Anhänger - unabhängig davon, ob es sich dabei um Kinder, Frauen oder Familien handelte. Die Polizei berichtete von einem "völlig enthemmten Mob". "Solche Bilder, in solche hasserfüllten Fratzen habe ich noch in keinem meiner Polizeieinsätze gesehen - ich bin schockiert!", schilderte der Dortmunder Einsatzleiter, Polizeidirektor Edzard Freyhoff, in einer Mitteilung am Sonntag.

Auch während des Spiels beruhigte sich die Stimmung nach Angaben de Polizei nicht: Die Südtribüne des Stadions sei ein "einziges Meer" voller Banner und Plakate mit teilweise diffamierendem, beleidigendem und beschämendem Inhalt gewesen. Auch in den Fällen will die Polizei dem Anfangsverdacht von Straftaten wie Beleidigungen nachgehen. Ein Mitarbeiter eines TV-Senders sei nur knapp einer ernsthaften Verletzung durch eine geworfene Metallstange entgangen. Hierzu werde wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Die Polizei hatte bis Sonntag Kenntnis von zehn Verletzten, darunter sechs Gästefans und vier Polizisten. Außerdem ist ein Diensthund der Polizei verletzt worden, wie aus einer Mitteilung hervorging. Die Polizei hatte am Samstagabend elf mutmaßliche Straftäter aus der Ultraszene des BVB und einen Leipziger vorläufig festgenommen. Die Männer sind nach dem Abschluss polizeilicher Maßnahmen inzwischen wieder auf freiem Fuß, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag.

Die Polizei ruft Zeugen auf, sich zu melden, damit Straftaten nicht ohne Folgen bleiben. Umfangreiche Ermittlungen sind angelaufen: "Die Auswertung von Film-, Video- und Beweismaterial wird uns in den nächsten Wochen intensiv beschäftigen", hieß es bereits am Sonntag.

Fanclubs von RB Leipzig kritisierten das BVB-Sicherheitskonzept. In einer Stellungnahme an DFB, Deutsche Fußball Liga und BVB schrieb der Fanverband des Bundesliga-Aufsteigers und Tabellenzweiten: "Wir Fans von RB Leipzig sind seit Jahren Einiges gewohnt, aber was in Dortmund los war, war bisher unerreicht!". Ein Sicherheitskonzept sei zu "keiner Zeit zu erkennen" gewesen. Mit Bussen angereiste Fans seien überfallen, geschlagen und deren Eintrittskarten gestohlen worden.

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