Anzeige Hightech-Mehl: Moderne Müller sind Technikexperten

Als Paul Reinholz seinen Freunden erzählte, dass er Müller wird, konnten die sich darunter gar nichts vorstellen. „Ich musste erst mal erklären, wie technisch das Herstellen von Mehl inzwischen abläuft“, erklärt er. Der Beruf ist viele Jahrhunderte alt – und auch heute noch unentbehrlich.

 Warten, schalten, einstellen: Paul Reinholz hat nach der Ausbildung gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. FOTO: STEFAN SAUER/DPA-TMN

Warten, schalten, einstellen: Paul Reinholz hat nach der Ausbildung gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. FOTO: STEFAN SAUER/DPA-TMN

Foto: dpa-tmn

Die Nahrungsmittelindustrie käme zum Erliegen ohne Mehl. Nach einem Schulpraktikum in den Nordland Mühlen Jarmen in Mecklenburg-Vorpommern stand für Reinholz fest: Hier will ich eine Ausbildung machen. Die begann er nach dem Realschulabschluss. „Ich mag die Vielseitigkeit. Kein Tag gleicht dem anderen“, sagt der 19-Jährige über seinen Job.

Tatsächlich ist das Aufgabenfeld der Müller, die man seit 2006 Verfahrenstechnologen Mühlen- und Getreidewirtschaft nennt, groß. „Verfahrenstechnologen sind Allrounder“, sagt Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mühlen. Sie kümmern sich nicht nur um die Einstellung der Maschinen, sondern halten auch Kontakt zu Kunden und Landwirten.

Wer eine moderne Mühle betritt, taucht ein in eine computergesteuerte Hightech-Welt – komplett automatisiert und mancherorts vollständig digitalisiert. Warten, schalten, einstellen – Verfahrenstechnologen wissen, wie die Maschinen funktionieren. „Die älteren Kollegen hören schon am Geräusch einer Maschine, wenn etwas nicht stimmt“, sagt Reinholz. Er arbeitet in einer vergleichsweise kleinen Anlage, die gut 150 Tonnen Getreide am Tag mahlt. In großen Mühlen kommen täglich mehr als 1000 Tonnen Getreide unter die Walze. Um diese Mengen zu bewältigen, gibt es Schichtbetrieb. „Das ist das Einzige, was mich an meinem Job wirklich stört“, schildert Reinholz.

Wer die dreijährige Ausbildung machen will, braucht ein Interesse für Technik. Angehende Azubis müssen außerdem fit in Naturwissenschaften sein. Die formalen Voraussetzungen sind niedrig: „Es reicht zum Beispiel ein Hauptschulabschluss“, erklärt Haarbeck. Aber gute Leistungen in Mathe und Physik sollten sich auf dem Zeugnis widerspiegeln. Wichtig für den Beruf seien außerdem handwerkliches Talent und kaufmännisches Geschick. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, hat gute Aussichten: „Mühlenbetriebe haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden“, sagt Haarbeck. Zu unbekannt sei der Beruf. Die Mühle ist eine Männerdomäne: Der Frauenanteil unter den Auszubildenden lag 2014 nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit Sitz in Bonn bei 8,2 Prozent.

Die Ausbildungsvergütung liegt im ersten Jahr je nach Region zwischen 373 und 881 Euro, wie das BIBB mitteilt. Ein Müllergeselle kommt nach Angaben des Verbands Deutscher Mühlen auf ein Einkommen zwischen 24 000 und 36 000 Euro brutto pro Jahr. Es kann aber auch weniger sein.

Bei der Mühlenindustrie handelt es sich allerdings um eine sehr kleine Branche mit vergleichsweise wenigen Stellen. „Das erschwert die Situation sowohl für Bewerber als auch für Betriebe“, sagt Susanne Eikemeier, Sprecherin bei der Bundesagentur für Arbeit.

Für Paul Reinholz ist die nächste Station die Meisterschule in Braunschweig. Er hat große Pläne: „Ich will irgendwann eine Mühle leiten.“ Er weiß, dass er dafür den Ort wechseln muss, aber er hat damit kein Problem. „Das ist einfach fesselnd, wenn man diesen riesen Maschinenraum betritt für den man dann verantwortlich ist.“⋌tmn

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