Bild aus dem Jahr 1931 Josef Winden stand auf der Nordspitze des Kölner Doms

KÖLN/WEIBERN · Was haben die Bauarbeiter des Empire State Building in New York und Steinmetze aus der Eifel gemeinsam? Sie sind schwindelfrei. Den Beweis dafür lieferten im Jahr 1931 fast gleichzeitig der US-Fotokünstler Lewis Hine mit seiner weltbekannten Serie Steelworker und ein nicht mehr namentlich bekannter Fotograf am Kölner Dom.

 Auf der Nordspitze des Kölner Doms: Josef Winden aus Weibern und sein "Sherpa" Anton Dick im Jahr 1931.

Auf der Nordspitze des Kölner Doms: Josef Winden aus Weibern und sein "Sherpa" Anton Dick im Jahr 1931.

Foto: GA (Repro)

Bekannt ist jedoch der Name des Mannes, der auf dem Plakat von "Mein Köln" ohne Netz und doppelten Boden auf der Nordspitze des Kölner Doms steht. Es ist Steinmetz Josef Winden aus Weibern.

Sein Sohn Heinz (70), der heute in Kasel bei Trier lebt, hütet das Original-Foto, auf dem auch Josef Windens "Sherpa" und Kollege Anton Dick zu sehen ist, wie seinen Augapfel. Trotz seines Wegzugs ist der Jurist immer noch "bekennender Weiberner".

Doch wer war der Mann, der scheinbar ohne jede Angst 157 Meter über der Domplatte für den Fotografen posierte? Josef Winden stammt aus einem Dorf im oberen Nettetal, in dem Steinmetz nicht nur Beruf, sondern Berufung ist. Denn rund um Weibern wird Tuff abgebaut, ein weicher Basaltstein, der seinen Ursprung im Vulkanausbruch des Laacher Sees vor 13 000 Jahren hat.

Der Beruf stand für Josef Winden, Jahrgang 1906, folglich schon qua Geburtsort fest. Es ist das Dorf der Steinmetze. Auch heute noch. Und was ein echter Steinmetz ist, der will einen Dom unter den Füßen spüren.

Josef Winden trat 1927 in die Dombauhütte ein. "Für die jungen Steinmetze galt es als sportliche Herausforderung, auf die Domspitze zu klettern", sagt Heinz Winden über seinen Vater. Dessen erstes Gastspiel auf dem Dom dauerte acht Jahre. 1935 ging's mit einer ganzen Steinmetztruppe aus der Eifel nach Berlin.

Denn auch am Olympiastadion waren die schwindelfreien Steinbeißer gefragt. Damals begründete Winden etwas, was heute noch Bestand hat: die Städtefreundschaft zwischen Berlin-Neukölln und Weibern. Denn Winden, der 1920 zu den ersten Mitgliedern des heutigen TuS Weibern, überregional durch die Handball-Bundesligamannschaft Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern bekannt, gehörte, organisierte 1936 ein Sportereignis in der damaligen Reichshauptstadt.

Die Weiberner Steinmetze traten im Handball gegen eine Mannschaft ihrer Neuköllner Berufskollegen an. Wer gewonnen hat, ist nicht überliefert. Die Freundschaft blieb - wenn auch vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen. 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, zog es Winden wieder zum Dom, dessen Bauhütte er bis 1971 angehörte.

Seiner Passion, dem Handball, widmete er sich bis zu seinem Tod am 13. Oktober 1974. 1949 und 1950 als Spieler der zweiten Weiberner Mannschaft, von 1955 bis 1970 als Chef des TuS Weibern, seit 1970 als Ehrenvorsitzender. Eine Leidenschaft, die Sohn Heinz übrigens geerbt hat. Er ist Ehrenmitglied des Deutschen Handball-Bundes.

"Sport verbindet", diese Devise gab Windens Jupp, so wurde er in der Eifel genannt, 1957 aus. Die "Lokomotive Schleife-Weißwasser" reiste aus der "Ostzone" zum "Länderspiel" in der Eifel an. Winden und Ernst Porz, der vor dem Zweiten Weltkrieg Lehrer in der Oberlausitz war, hatten den Besuch eingefädelt. Die Gastgeber wurden im Tuffsteinstadion mit 14 zu fünf Toren geputzt. Eine Niederlage, die mit den Gästen anschließend bei Nette-Pils verdaut, respektive gefeiert wurde.

Egon Schild vom TuS Weibern erinnert sich: "Die waren besser geschult, hatten staatliche Unterstützung und haben uns auf dem Platz das Fürchten gelehrt." Und beim Gegenbesuch 1958 unter Aufsicht der Volkspolizei haben die Eifeler "höflich, wie wir damals waren", die Spiele gegen Schleife und Frankfurt/Oder mit je einem Tor Rückstand verloren. Sie wollten ja wieder zurück in den Westen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Poster "Mein Köln" kann im Format DIN A 1 (84 x 60 cm) zum Preis von 17,95 unter der Rufnummer 0221/56799307 bestellt werden.

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