Ehemalige Synagoge in Ahrweiler Kabarett mit Andreas Hauffe

AHRWEILER · Leicht macht es Andreas Hauffe seinem Publikum nicht gerade, voller Fröhlichkeit aus sich herauszugehen. Allzu schwarz ist mitunter sein Humor, und auch bei seinem Auftritt in der Ahrweiler Synagoge sah man manchen Zuschauer unbehaglich auf seinem Stuhl herumrutschen.

 Andreas Hauffe inmitten des Publikums in der ehemaligen Synagoge.

Andreas Hauffe inmitten des Publikums in der ehemaligen Synagoge.

Foto: Martin Gausmann

Schließlich ging es in der ersten Programmhälfte seines Musik-Kabarettprogramms "Das war ich nicht" fast ausschließlich um die Themen Tod und Krankheit. Wenn auch in schöne Geschichten verpackt und mit mal fetzigen, mal bluesigen Eigenkompositionen angereichert. "Der Tod ist ein Charakterschwein", wusste Hauffe, denn er gehe, ohne mit der Wimper zu zucken, über Leichen.

Zu allem Überfluss komme er auch immer noch im ungünstigsten Moment, außer für die Wiener, denn die halte nur die Vorfreude auf ihr baldiges Dahinscheiden noch am Leben. Dort lohne sich auch ein Gang über den Zentralfriedhof ganz besonders, nicht nur wegen der Musikbox auf dem Grab von Falco.

Mit Galgenhumor gesegnet war ein Delinquent im Mittelalter, der an einem Montag hingerichtet wurde und auf dem Schafott noch flachste: "Die Woche fängt ja gut an!" Mit einer modernen Weiterentwicklung der altehrwürdigen Moritat zeichnete Hauffe ein blutig-rotes Sittengemälde der heutigen Zeit mit gespaltenen Schädeln, plötzlich auftauchenden Stauenden und der Gefahr, von herabfallenden Politikern erschlagen zu werden, wenn die die Sache ernst nehmen würden wie in Japan, dem Land mit der höchsten Selbstmordrate.

Wie er überhaupt auf das Thema "Tod" kam? Sein Therapeut hatte ihm dazu geraten, seine Ängste zu bekämpfen, indem er den Tod auf offener Bühne lauthals beschimpfte und sich über ihn lustig machte, so als könne der Sensenmann ihm heute nichts mehr anhaben. Wo doch die Deutschen ohnehin von ihrer Unsterblichkeit überzeugt sind, denn sterben tun ja immer nur die anderen.

Nach dem Tod seiner Mutter und einiger Freunde innerhalb kurzer Zeit hatte ihn vor einigen Jahren das Thema "Sterben" nicht mehr losgelassen und das Gedanken-Kreisen sein Leben verdüstert.

Dank seiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema kennt er natürlich auch die Angst des Publikums davor, sein Testament zu machen: "Die Unterschrift darunter bedeutet das eigene Todesurteil, und wer unterschreibt das schon gerne?" Andererseits werde für Drückeberger juristisch einwandfrei festgestellt: "Der Tod ist die stärkste Form der Dienstunfähigkeit." Erst recht, wenn er auf eine Dienstreise zuschlägt.

Was bleibt von einem Abend zwischen herzhaftem Schmunzeln und tiefsinnige Nachdenklichkeit, bei dem auch die Themen Gesellschaft, Reisen, Erotik und Partnerschaft mit sarkastischen Seitenhieben gestreift werden? Die Erkenntnis, dass die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, quer durch alle Schichten der Gesellschaft immer mehr nachlässt. Selbst am eigenen Leben sind stets die anderen schuld. Fragt sich nur, ob es eine gute Idee ist, beim jüngsten Gericht vor seinen Schöpfer zu treten und zu behaupten: "Das war ich nicht."