Finale des Sitzungskarnevals in Beuel Beuele Wieve reagieren auf Karnevalsstreik trotzig

Beuel · Cat Ballou und die Chaos-Truppe Big Maggas aus Hamburg katapultierten die Prunksitzung der Beueler Stadtsoldaten zu einem fulminanten Finale des bönnschen Sitzungskarnevals. Der Streikaufruf der Gewerkschaften wurde hingegen belächelt.

 Kleine Stadtsoldaten bestaunen ihre großen Vorbilder: Pänz des Kindercorps wachsen bald in die roten Tanzstiefel des Kadettencorps rein.

Kleine Stadtsoldaten bestaunen ihre großen Vorbilder: Pänz des Kindercorps wachsen bald in die roten Tanzstiefel des Kadettencorps rein.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Vereinsmotto „Ein Gefühl: Wir“ war das verbindende Element bei der Prunksitzung im Brückenforum. Die Stadtsoldaten-Familie rückte am Samstagabend nach der zweijährigen Karnevalspause wieder eng zusammen, schunkelte und feierte ausgelassen Fastelovend. „Der Sessionsstart im November verlief bei uns nicht ohne Stottern im Getriebe. Ich musste einige Kameraden aus einem langen Winterschlaf herausholen und für unser Brauchtum wieder begeistern“, sagt Kommandant Hans Hallitzky.

Am Donnerstag steigen Lena und Lara in den Narrenring

Das ist ihm offensichtlich gelungen. Etwa 90 Aktive in Uniform marschierten in den Saal und bilden die Schutztruppe für Wäscherprinzessin Lena I. (Obliers). Sie kündigte bei ihrem Besuch im Brückenforum forsch an: „Mit diesen Stadtsoldaten im Rücken werde ich an Weiberfastnacht das Rathaus im Handumdrehen erobern.“ Beuels Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn winkte zwar noch verschmitzt lächelnd ab, aber ganz tief im Herzen ist die werdende Mutter viel zu sehr Karnevalistin, um Lena I. nicht den Narrensieg zu wünschen.

Obermöhn Ina Harder redete sich in Rage. Sie nahm den Streikaufruf „Ohne uns kein Karneval“ der Komba-Gewerkschaft und des Beamtenbundes für diesen Dienstag vor dem Beueler Rathaus auf die Schippe: „Die Gewerkschaften rufen zu einem ganztägigen Warnstreik auf, und zwar von 8 bis 14 Uhr. Das nennen die ganztägig. Was machen Beamte eigentlich nach 14 Uhr? Uns Weiber wird das nicht aufhalten. Wir rücken mit allen 17 Damenkomitees an und bauen am Mittwoch alles selbst auf. Basta.“

Apropos Stadtsoldaten-Familie: In der Session 2023 gibt es zwei Premieren zu vermelden. Erstens: Der Stadtsoldaten-Nachwuchs, also das Kindercorps, durfte nach den Aufführungen auf der Bühne erstmals im Saal bleiben. Maren Füllenbach, Leiterin des Kindercorps, übergab die Pänz in die Obhut der Eltern oder Großeltern, damit sie ihre erste Prunksitzung miterleben dürften.

Und man merkte den Kids ihre Freude darüber, besonders beim Auftritt von Cat Ballou, an. Mit großen Augen und flottem Hüftschwung schwärmten sie aus und vergötterten ihre Lieblingsband. „Die Kinder haben in den vergangenen zwei Jahren auf viel verzichten müssen. Wir haben deshalb unsere Regeln geändert. Das macht auch Sinn, weil wir den Nachwuchs für unser Brauchtum dauerhaft begeistern wollen“, erklärt Hallitzky.

Erstmals saßen Frauen im Elferrat

Zweite Premiere: Im Elferrat saßen erstmals zwei Frauen. Vanessa Jülich und Lena Meyer, beide Mitglied im Kadettencorps, sorgten für ein jüngeres, frischeres Bild auf dem rot-blauen Podium. Die Beueler Stadtsoldaten zählen zu den wenigen Formationen, die dem weiblichen Nachwuchs, nach dem altersbedingten Ausscheiden aus dem Kadettencorps, eine rot-blaue Zukunft anbieten – und zwar auch im vereinseigenen Damenkomitee.

„Dä Tuppes vum Land“ besticht in Reimform

Beim sich immer mehr ausbreitenden Partykarneval haben es Redner seit Jahren im Sitzungskarneval zunehmend schwerer, als ein Highlight des Abends bezeichnet zu werden. „Dä Tuppes vum Land“ zählt zu den Ausnahmen. Jörg Runge ist einer der letzten Akteure, der seine Rede in Reimform darbietet. Und wer ihn zu Beginn der Session schon einmal erlebt haben sollte, der muss keine Sorge haben, dass er dieselbe Rede ein zweites Mal hört. Runge aktualisiert seinen Vortrag permanent und geht stets auf aktuelle Ereignisse aus Politik und Gesellschaft ein. In Beuel erhob sich das Publikum von den Plätzen und skandierte „Zugabe“.

Nach dem finalen Spektakel mit der StattGarde wurde vielen Rot-Blauen bewusst, dass die Session jetzt mit dem Straßenkarneval auf die Zielgerade einbiegt und sie noch einmal richtig in den Umzügen gefordert sind. Wolfgang Frohn, Chef des Reitercorps, freut sich ganz besonders auf Veilchendienstag.

Am letzten Tag der Session satteln die Reiter ihre Pferde und nehmen an einem Karnevalsumzug teil. In Rheinbach gibt es nämlich kein Teilnahmeverbot für Pferde – anders als bei den Bonner Umzügen.

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