Landesgartenschau in Bad Neuenahr Kein Bedarf an einem weiteren Hotel

BAD NEUENAHR · 2022 findet die Landesgartenschau in Bad Neuenahr-Ahrweiler statt. Die Hoteliers sehen sich für die Laga 2022 gut aufgestellt. Im Interview spricht der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes über die Vorbereitungen - und die aktuellen Sorgen.

 Die Landesgartenschau 2022 stellt auch die Hotellerie vor große Herausforderungen.

Die Landesgartenschau 2022 stellt auch die Hotellerie vor große Herausforderungen.

Foto: Matin Gausmann

Wie gut ist die Hotellerie und Gastronomie auf die Landesgartenschau vorbereitet? Reichen die Kapazitäten?

Günther Uhl: Wir haben breitgefächerte kleinteilige Angebote. Alle Kategorien sind vertreten: vom Jugendgästehaus bis hin zum Fünf-Sterne-Haus. Da es sich um eine Landes- und nicht um eine Bundesgartenschau handelt, wird sich die zusätzlich anfallende Gästezahl vermutlich im überschaubaren Rahmen bewegen.

Heißt: Trotz der ohnehin bereits 800.000 Übernachtungen im Jahr, mit denen Bad Neuenahr einen Spitzenplatz im Beherbergungsgewerbe des Landes einnimmt, bedarf es keines neuen Hotels?

Uhl: Ich sehe den Bedarf dafür jedenfalls nicht.

Das sieht der Bürgermeister der Stadt anders. Planerisch sind ja die Weichen für ein neues Hotel, nämlich ein sogenanntes Inklusionshotel am Bahnhof bereits gestellt. Auch in Kurparknähe sei ein weiterer Beherbergungsbetrieb denkbar...

Uhl: Ein Inklusionshotel macht Sinn, wenn der Betreiber ein auf Behindertenarbeit spezialisierter Verband ist. Da reicht kein Schild an der Tür mit der Aufschrift „Inklusionshotel“.

So oder so entstünde ja eine Konkurrenz zu den bestehenden Betrieben. Möglicherweise sogar mit staatlichen Zuschüssen.

Uhl: Das kann ich nicht ausschließen. In der Kreisstadt gibt es rund 150 Beherbergungsbetriebe (inklusive Ferienwohnungen), die – in welcher Form auch immer – in einem Wettbewerb miteinander stehen. Zwingend erforderliche Kapazitätserweiterungen kann ich nicht erkennen.

Wie sieht es denn mit dem Zustand der Hotels und der Zimmer aus? Wie groß ist Ihrer Meinung nach der Sanierungsbedarf?

Uhl: Jeder Unternehmer muss für sich entscheiden, ob und wie viel er investieren will. Es gibt sicherlich große Unterschiede in den Betrieben, was zum einen den Sanierungsbedarf und zum anderen die Sanierungsfreudigkeit anbetrifft. Ich vermute aber, dass so manche Pension und so manches Hotel noch nachlegen muss.

Die Branche ist bekannt dafür, erhebliche Personalprobleme zu haben. Schlechte Bezahlung, ungünstige Arbeitszeiten. Der Fachkräftemangel wird sich doch wohl eher noch weiter verschärfen...

Uhl: Das ist derzeit unser größtes Problem. Es ist gewaltig und akut. Im Moment gelingt es uns nur mühsam, die Häuser mit Aushilfskräften und ungelernten Kräften geöffnet zu halten. Zum Teil fahren wir unsere Öffnungszeiten runter. Wie das in zwei oder drei Jahren aussieht, kann ich nicht sagen. Wir müssen unsere Dienstleistungen irgendwie sicherstellen.

Und wie machen Sie das?

Uhl: Wir müssen faire Bezahlung anbieten mit vernünftigen Arbeitsplätzen, wir brauchen bezahlbaren Wohnraum für unser Personal und eine gute Infrastruktur in der Stadt, die Anreize bietet, hier leben zu wollen.

Viele Gastro-Kräfte zieht es auf Kreuzfahrtschiffe. Die Welt sehen – und das bei freier Kost und Logis...

Uhl: Dieser Markt boomt immer weiter. Man muss sich vorstellen, dass dort bis zu 1500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Pro Schiff. Diese Fachkräfte fehlen uns in der Hotellerie und Gastronomie.

In Bad Neuenahr ist es wegen des Fachkräftemangels bereits zu Hotelschließungen gekommen. Übrigens nicht nur wegen des fehlenden Personals, sondern auch, weil es keine Nachfolger für die Inhaberbetriebenen Unternehmen gibt.

Uhl: Das stimmt. Was die Nachfolgeregelungen anbetrifft: Das Problem wird immer größer. Ich kann nur jedem raten, sich frühzeitig um den Fortbestand seines Hotels zu kümmern.

Was ist denn mit der Gastronomie? Kann sie den erwarteten Ansturm der Laga-Besucher bewältigen?

Uhl: Ich habe da meine Zweifel. Auf dem eigentlichen Gelände der Gartenschau wird es vermutlich auch externe Gastronomen geben müssen, um ein gutes, breit gefächertes Angebot zu unterbreiten, damit die Versorgung der Besucher rundum gewährleistet ist. Auf dem Gelände schaffen wir es ohne zusätzliche Kräfte nicht. Die ortsansässigen Betriebe werden mit ihrer Bestandspflege schon genug zu tun haben. Die Laga ist eine andere Hausnummer.

Fühlen Sie sich von der Stadt in den Vorplanungen zur Gartenschau gut mitgenommen?

Uhl: Wir vertreten eine Schlüsselbranche, die sich im Laga-Förderverein auch einbringt. Es scheint alles auf einem guten Weg zu sein. Was mir noch fehlt, ist eine gemeinsame Marketingstrategie. Wir benötigen eine professionelle Begleitung, damit unsere Angebote auch gut an potenzielle Gäste herangetragen werden können. Wir alle sollten nicht so blauäugig sein und glauben, dass die Landesgartenschau ein Selbstläufer sein wird.

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