Kommentar zum 25-jährigen Bestehen des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr Leben bis zuletzt
BAD NEUENAHR · Es war die Sterbehilfedebatte in den 1980er Jahren, die überall in Deutschland Hospiz-Vereine entstehen ließ. Viele Menschen verfolgten schon damals die Ziele der Enttabuisierung von Sterben und Tod sowie der Hilfeleistung und Unterstützung Betroffener.
Schließt das Bestreben aller nach Selbstbestimmung bis zum Schluss auch die Legalisierung der Tötung auf Verlangen und die Beihilfe zum Suizid mit ein? Der Hospiz-Verein Rhein-Ahr votiert in der Frage mit einem klaren Nein und setzt eine Perspektive der Fürsorge und des Miteinanders dagegen. Nicht durch, sondern an der Hand eines anderen soll der Mensch sterben.
Der Bundestag entschied 2015, „geschäftsmäßige Suizidbeihilfe“ unter Strafe zu stellen. Noch. Denn die Debatte um die aktive Sterbehilfe wird schärfer. Viele Bürger sind der Meinung, dass der Staat sich in der Frage, wie jemand gehe, raushalten soll. Dazu gehört für sie auch, dass über dem Arzt, dem man sich anvertrauen möchte, nicht das Damoklesschwert einer Gefängnisstrafe hängen darf. Und blicken nach Holland oder Belgien, wo Ärzte die tödliche Spritze verabreichen dürfen.
Weil für die mehr als 1100 Vereinsmitglieder ein aktives Herbeiführen des Todes aus ihrem christlichen Verständnis vom Leben nicht in Frage kommt, steht für sie die Erhaltung der Lebensqualität an erster Stelle. Für sie ist „palliare“, das Ummanteln und Bergen mit einer Kombination aus medizinischen, pflegerischen, seelsorgerischen, psychologischen und physiotherapeutischen Maßnahmen, die einzige Alternative. Das vor zwei Jahren eröffnete stationäre Hospiz ist gerade dabei, solch eine hospizliche Kultur zu entwickeln.
Beim Rückblick der von Hürden gezeichneten 25 Jahre dankt der Verein auch einer Visionärin: Hanneliese Langmann, eine der bislang fünf Vorsitzenden. Weil es der Ärztin im Ahrtal aber damals nicht schnell genug voran ging, gründete sie das stationäre Hospiz im Bad Godesberger Waldkrankenhaus. Die Mitbegründerin des Bonner Hospiz-Vereins, die 2008 verstarb, hätte ihre wahre Freude an der Entwicklung des in Sinzig gegründeten Vereins gehabt. Sie hatte immer betont: „So behutsam, wie man den Toten die Augen schließt, müsste man sie vielen Lebenden öffnen.“