Turnverein Sinzig 08 Leichtathleten sind sauer auf die Stadt

SINZIG · Auch im erfolgreichsten Vereinsjahr wurde auf einer maroden Anlage trainiert. Nun hat die Stadt neues Pflegegerät gekauft.

 Auf diesem nicht gerade optimalen Geläuf trainieren die Sinziger Leichtathleten - und rennen trotzdem von Erfolg zu Erfolg.

Auf diesem nicht gerade optimalen Geläuf trainieren die Sinziger Leichtathleten - und rennen trotzdem von Erfolg zu Erfolg.

Foto: Thomas Weber

Der Turnverein Sinzig 08 ist eine der ersten Adressen in der Leichtathletik des Rheinlandes. Und auch darüber hinaus. 2013 war das bislang erfolgreichste der letzten 30 Vereinsjahre, berichtet Abteilungsleiter Hans Meyer stolz. Ein Deutscher Meister über 800 Meter, zwei Athleten in der stärksten Fünfkampf-Mannschaft Deutschlands und im Jugendbereich weitere Platzierungen im Spitzenbereich. Das sind nur einige wenige der Erfolge, die die rund 270 Mitglieder der Leichtathletikabteilung im 1000 Mitglieder starken TV 08 vorzuweisen haben.

Die Erfolge sind noch viel höher einzuschätzen, wenn man sieht, welche Trainingsbedingungen die Athleten im Sinziger Rhein-Ahr-Stadion vorfinden. Vor allem die Laufbahn hat nichts mit modernen Bedingungen zu tun. Eine marode Aschenbahn, überall wächst Gras, Moos oder Unkraut auf der Lauffläche, das Herbstlaub auf der Ahrseite liegt einige Zentimeter hoch und wird nicht entfernt. Von einer modernen Kunststoffbahn, wie sie den Leichtathleten in ähnlich großen Kommunen in der Regel zur Verfügung steht, ganz zu schweigen.

Zustände, die Hans Meyer lange versuchte, im Gespräch mit der Stadtverwaltung zu verbessern. Jetzt platzt ihm aber der Kragen, da nichts passiert, obwohl Gerätschaften und Personal vorhanden wären, wie er sagt.

"Sind die leichtathletiktreibenden Kinder und Jugendlichen eine unerwünschte Spezies in Sinzig?", fragt Meyer, der der Verwaltung Desinteresse vorwirft. "Bei den Verantwortlichen der Stadt Sinzig hat man uns bisher nicht wahrgenommen, wie wäre sonst ein derartig schlecht gepflegtes Stadion zu erklären", so Meyer, der trotz der Situation in Ironie verfällt: "Jetzt könnte man ja auf die Idee kommen, dieser Zustand hat die Leichtathleten zu dieser Top-Leistung getrieben. Wenn dem so wäre, sollte man den Hartplatz einfach auch von der Pflege ausnehmen", so Meyer süffisant, ohne dem SC Rhein-Ahr Sinzig zu nahe treten zu wollen, wie er betont. Dessen Fußballer kicken aber immerhin auf einem bestens gepflegten Hartplatz.

"Dass der Bauhof zu einer vernünftigen Pflege in der Lage ist, wird durch die regelmäßige, erfolgreiche Pflege auf dem Hartplatz bewiesen", sagt Meyer. Nur reisten die städtischen Mitarbeiter nach der Hartplatzpflege unverrichteter Dinge wieder ab, für die Laufbahn habe man keinen Auftrag, teilten sie dem Leichtathletik-Abteilungsleiter Hans Meyer mit.

"Wir, die Leichtathleten von Sinzig, fragen uns, wieso eine Rundbahn mit Segmenten nicht in einem brauchbaren Zustand gehalten werden kann. Vier Schulen, die Caritas Werkstätten und 270 erfolgreiche Leichtathleten werden von den für die Pflege der Anlage Verantwortlichen, konsequent ignoriert." Auf alle Schreiben an die Stadtratsfraktionen und die Verwaltung seien seit Jahren keine erkennbare Verbesserung gefolgt. "Die Leichtathleten des Turnvereins wünschen sich für das Jahr 2014 keine Kunststoffbahn, sondern nur eine kontinuierlich gepflegte Aschenbahn", gibt sich Hans Meyer in Kenntnis der klammen Kassen der Stadt bescheiden.

Diesem Wunsch kann Sinzigs Sportamtsleiter Berthold Schmickler jedenfalls die Erfüllung in Aussicht stellen. "Die Stadt hat ein entsprechendes Pflegegerät gekauft, mit dem wir nach dem Winter die Laufbahn bearbeiten werden", so Schmickler. Der Sportamtsleiter kennt die Nöte der Leichtathleten, betont aber auch, dass es Jahr für Jahr im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Stadt Verbesserungen gegeben habe.

"Wir haben in den letzten Jahren die Sprunggrube aufgearbeitet und eine Abdeckplane für die Hochsprunganlage angeschafft." Auch die Diskusanlage sei erneuert worden. Zudem seien an der Ahrseite des Stadions marode Pappeln gefällt worden, was ebenfalls zu einer leichten Verbesserung der Bedingungen auf der Laufbahn geführt habe, führt Schmickler aus.

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