Weingut Meyer-Näkel Leichtere Flaschen sparen CO2
DERNAU · Die umweltfreundliche Bekämpfung des Traubenwicklers durch Pheromone an der gesamten Ahr ist beschlossene Sache. Nicht genug damit.
Das Dernauer Weingut Meyer-Näkel will künftig seine Öko-Bilanz deutlich verbessern. Zunächst durch den Kauf leichterer Flaschen. Damit wird weniger Glas verbraucht, und der Ausstoß des Treibhausgases CO2 nicht nur bei der Flaschenherstellung, sondern auch beim Versand reduziert.
Meike und Dörte Näkel, Winzerinnen der jungen Generation mit Diplom der Hochschule Geisenheim, machen die Rechnung auf: 580 Gramm wiegt die handelsübliche Burgunderflasche. Es gibt aber auch Flaschen, die 470 oder 395 Gramm wiegen. Dörte Näkel hat sich bei Winzern in Kanada kundig gemacht. Glasbruch durch dünnere Flaschenwände ist dort kein Thema. Und die Winzer, die auf die neuen Flaschen umsteigen, werden sogar steuerlich gefördert. Auch in Frankreich gebe es Regelungen in diese Richtung.
Jedes Gramm Glas schlägt bei der Herstellung mit 0,8 Gramm CO2 zu Buche, hat der in Bonn ansässige Verein "Fair'n Green" ausgemacht. Wenn das Weingut Meyer-Näkel in einem ersten Schritt von 580-Gramm- zu 470-Gramm-Flaschen wechselt, spart es 110 Gramm Glas pro Flasche und damit etwa 80 Gramm CO2 pro Stück.
Bei 130.000 Flaschen, die Meyer-Näkel jährlich neu einkauft, füllt und zu den Kunden befördern lässt, könnte die CO2-Emission jährlich um mindestens 10,4 Tonnen reduziert werden. Zusätzlich macht das geringere Gewicht den Transport der leeren und der gefüllten Fracht umweltfreundlicher.
Den Flaschen sieht man's auf den ersten Blick nicht an, wenn der Unterschied in der Hand auch zu spüren ist, vor allem der Trichter am Flaschenboden ist in den Leicht-Versionen weniger ausgeprägt. Geld sparen kann man beim Flaschen-Wechsel allerdings nicht, höchstens einige Cent pro Stück, sagt Meike Näkel.
Probleme gibt's trotzdem. Die Maschinen zum Befüllen müssen zu den leichten Flaschen passen. Darum wollen die Näkels zunächst nicht auf die 395-Gramm-Variante zurückgehen, die möglicherweise dem Druck beim Verkorken nicht standhält und derzeit nur mit Schraubverschluss im Handel ist.
Auf Korken will das Weingut aber nicht verzichten. So ist Warten auf andere Verschlussformen und Maschinen angesagt. "Wenn wir beim Befüllen in vier Tagen 50.000 Flaschen über das Band schicken, können wir es uns nicht leisten, dass sie brechen", stellt Meike Näkel klar. Darum also zunächst die 470-Gramm-Flasche. Und da Meyer-Näkel im Lohnverfahren füllen lässt, muss das beauftragte Unternehmen in das Projekt eingebunden werden.
Die Näkels sind nicht allein auf der Suche nach mehr Umweltfreundlichkeit. Sie haben sich dem erst Ende 2013 gegründeten Verein "Fair'n Green" angeschlossen, in dem auch die Top-Weingüter Georg Breuer (Rheingau), Ludi Neiss und Philipp Kuhn (Pfalz) sowie der Sankt-Urbans-Hof (Mosel) Mitglieder sind. Sie alle wollen ab 2014 beim Leichte-Flaschen-Projekt mitmachen und danach weitere Umwelt-Projekte realisieren.
Beispielsweise die Korken: Sie werden bei Meyer-Näkel schon aus nachhaltigem Anbau beschafft. Die Unkrautbekämpfung soll in diesem Jahr in der Spitzenlage "Kräuterberg" ohne Herbizide erprobt werden. Auch Wasser lässt sich sparen: 210 Liter allein beim Ausspülen eines Barriques, wenn wenig Wasser eingefüllt und das Fass mehrmals gedreht wird.