Der Unkelbach plätschert in China Malerin aus Westum stellt in Peking aus

SINZIG-WESTUM · Malerin Edith Schumacher-Reinhard entsendet sieben Werke nach Peking ins Museum für zeitgenössische Kunst. Die Liebe zur Natur und zur Kunst prägen der Arbeiten der Westumerin.

 Beim Malen kann Edith Schumacher-Reinhard ihren beiden Neigungen Kunst und Natur gleichzeitig frönen.

Beim Malen kann Edith Schumacher-Reinhard ihren beiden Neigungen Kunst und Natur gleichzeitig frönen.

Foto: Hildegard Ginzler

„Ich sitze morgens am liebsten in meinem Zimmer und male“, sagt Edith Schumacher-Reinhard aus Westum. So weit, so unspektakulär für eine Bildkünstlerin. Was dagegen aufmerken lässt, ist ihr Entschluss, nach drei Ausstellungen in Maria Laach, einer in Freiburg und Adenau, Beteiligungen beim Lebenskunstmarkt in Remagen 2006 und der Sinziger ArtAhr 2016, wo sie den ersten Publikumspreis holte, jetzt Bilder nach China zu entsenden. Sieben an der Zahl werden zusammen mit denen von 27 weiteren Künstlern vom 11. Mai bis 11. Juni im Museum of Contemporary Art in Peking zu sehen sein.

Zuhause im Atelier hat die verheiratete zweifache Mutter noch das riesige Porträt einer Tochter in Arbeit. Meist aber abstrahiert sie Landschaftseindrücke. „Wenn ich zum Strand gehe, dann sehe ich den Müll nicht, den blende ich aus.“ Folglich lässt Schumacher-Reinhard auch in ihren Bildern weg, was vom Menschen zeugt. Zäune, Straßen, Häuser? Nichts dergleichen. Stattdessen rückt sie in Streuobstwiesen Gräser und Blüten nahe, verwilderte Bäume, ruhige Gewässer. Ihr Faible gilt stillgelegten Kiesgruben, Industriebrachen, Straßenrändern – Gebiete, wo die Natur Terrain gut macht. Denn, so die 1965 in der Kreisstadt geborene und dort aufgewachsene Malerin: „Ich war immer ein Naturkind.“ Da für den Vater Kunst als Studienfach „nicht in Frage kam“, nahm sie in Bonn ein philologisches Studium auf. Von 1991 und 2002 war sie Mediendesignerin in Köln und Sinzig. Als freischaffende Malerin aber erlebt sie seit 2003, wie zwei Neigungen, die Liebe zur Natur und zur Kunst, zusammenfließen.

Autodidaktisch in Maltechniken weitergebildet

Wie sollte sie da dem inneren Ruf nicht weiter folgen? Neben künstlerischem Unterricht hat sie sich autodidaktisch in den Techniken Pastell, Aquarell und Acryl weitergebildet und sich die klassische Ölmalerei selbst beigebracht. An der Staffelei trägt sie auf einem Acrylgrund schichtweise Ölfarbe auf, die immer wieder trocknen muss. Ohnehin entstehen ihre Bilder nicht schnell. Zwei Monate braucht die 54-Jährige für die im Goldenen Schnitt ausgeloteten und in Komplementärfarben ausgeführten Formate mindestens. Die Unruhe der vielen Details bremst sie durch „die Grautöne Nordeuropas“. Oft sind die Pflanzen- und Wasserszenarien von einer geheimnisvollen Helligkeit umfangen. Manche wirken wie überbelichtet. Andere scheinen von innen zu leuchten, so ein Triptychon bildfüllender Blätter, das mit nach China reist und symbolisch für Sommer, Herbst und Winter eines Menschenlebens steht.

In Peking werden zudem zu sehen sein das Wasserstück „Unkelbach“, ein „Gretel“-Bild, „Mothman“, Mottenmann, der sich nur durch seine Struktur vom Untergrund abhebt sowie eine abstrahierte Landschaft, betitelt „The Village“. Fasziniert vom Land der aufgehenden Sonne durch eine frühe Lektüre der Romane Pearl S. Bucks und motiviert durch den Erfolg einer Künstlerkollegin nach zwei Ausstellungen in Japan, beschloss Schumacher-Reinhard, ihre Arbeiten in China zu zeigen. Die Suchbegriffe „Ausstellung“ und „China“ führten im Internet umgehend zur Hamburger „Pashmin Art Gallery“. Die Galerie vertritt internationale zeitgenössische Künstler und vermittelt dank Kooperationen, wie mit dem Pekinger Museum, Verkaufsausstellungen für „Nachwuchskünstler“, sprich überregional unbekannte Künstler. 1000 bis 2000 Künstler-Anfragen erreichen laut Mitarbeiterin Nicole Rietbrock jährlich die Hamburger Adresse. „Gerade der Markt in China ist unglaublich wichtig“, weiß sie. Die Vermittlung hat ihren Preis. „Als neuer Künstler kämen Sie da sonst nicht rein. Sie müssen heutzutage schon Geld in die Hand nehmen“, so Rietbrock. Künstlerin Edith Schumacher-Reinhard betont indes: „Ich sehe China nicht als meine große Chance, meine große Chance ist meine Malerei und mein Leben.“

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