Sinziger Bahnhof Mehr als nur ein Haltepunkt

SINZIG · In Sinzig hat der Ortsbeirat über die Zukunft des zum Verkauf stehenden Bahnhofs diskutiert. Er ist mehr als einfach nur ein Haltepunkt. Vielmehr ist er eine Visitenkarte, eine Empfangsstelle, die einen ersten Eindruck vermitteln soll: Der Sinziger Bahnhof ist seit vermutlich mehr als 150 Jahren ein solch wichtiges Entrée.

Stampften vor hundert Jahren noch Dampfloks an den Bahnsteigen vorbei, wo Gepäckträger auf die Gäste warteten, die dann per Droschke in die Stadt gebracht wurden, so halten heute moderne Züge an dem inzwischen verwahrlosten spätklassizistischen Gebäude, das längst nicht mehr den Eindruck vermittelt, den Sinzig gerne bei den Gästen der historischen Barbarossastadt hinterlassen möchten. Nun soll der Bau verkauft werden. Im Sinziger Ortsbeirat ist man sich noch unschlüssig, ob die Stadt der neue Eigentümer sein soll.

"Man sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen", hieß es im Beirat. Deren Vorsitzende Silvia Mühl (CDU) unterstrich die Wichtigkeit des recht zentral gelegenen DB-Haltepunktes: "Der Bahnhof ist für unsere Stadt von großer Bedeutung." Dennoch will man sich derzeit noch nicht für einen Kauf aussprechen. Schließlich gibt es einen hohen Sanierungsbedarf. Der müsse erst mal in Euro und Cent ermittelt werden.

"Bei den Renovierungskosten müssen wir vorsichtig sein", unterstrich der Ortsbeirat. Klar sei aber auch: "Wenn wir Eigentümer werden, dann besteht die gute Chance, ein besseres Aushängeschild für die Stadt zu schaffen." Vielleicht finde sich aber auch ein privater Käufer, der aus dem Haus mit seiner 400 Quadratmeter großen Gebäudegrundfläche ein Schmuckstück schaffe.

68.000 Euro soll der Bahnhof - wie berichtet - nach den Vorstellungen der "DB Mobility Networks Logistics" kosten. Ein Nettobetrag, freibleibend gegen Höchstgebot. Die Bahn wartet nun auf Interessenten, die ihre Gebote für den unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplex abgeben.

1859 ist der Bahnhof vermutlich gebaut worden. Das zweigeschossige Empfangsgebäude hat einen eingeschossigen Anbau und verfügt über ein Kellergeschoss mit zahlreichen Lagerräumen. "Im Erdgeschoss befinden sich Wartehalle und eine ehemalige Gaststätte mit angeschlossener Küche. Das Obergeschoss besteht aus zwei leerstehenden Wohnungen", wirbt die Bahn, die allerdings auch auf den Renovierungsbedarf aufmerksam macht. Wer auch immer Käufer wird: 300 Züge - Tendenz steigend - rattern täglich an den Bahnsteigen vorbei. Dies zum Teil mit bis zu 155 Stundenkilometern, wie die Initiative "Gemeinsam gegen Bahnlärm" festgestellt hat.

In der Nachbarstadt Bad Breisig hatte sich für den dortigen, ebenfalls zur Disposition stehenden Bahnhof schnell eine Lösung gefunden. Die Quellenstadt kaufte das Gebäude und richtete den Kultur- und Jugendbahnhof dort ein, der bestens angenommen wird. Kosten für Kauf und Umbau: 950.000 Euro.

Sinzigs Ortsvorsteherin Silvia Mühl erklärte gegenüber dem General-Anzeiger: "Es ist eine einmalige Chance, die sich uns bietet. Wenn nicht jetzt, wann dann?", meint sie zu einem etwaigen Kauf. "Mit Hochdruck", so die Christdemokratin, "wollen wir uns in der Stadt positionieren".

Bürgermeister Wolfgang Kroeger stehe bereits im Gespräch mit der Deutschen Bahn. Für Mühl sei wichtig, dass die städtischen Entscheidungsträger schnell ein Bild davon bekommen, "was unsere Bürger über eine künftige Nutzung denken". Vieles sei vorstellbar. Beispielsweise ein Kulturbahnhof wie in Bad Breisig, ein Mehrgenerationenhaus oder eine Touristinfo. Fördermöglichkeiten oder aber auch eine denkbare Zusammenarbeit mit privaten Interessenten sollten geprüft werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort