Einzelhandelskonzept in Bad Neuenahr-Ahrweiler Mehr Fläche, weniger Kaufkraft

BAD NEUENAHR-AHRWEILER · Handel ist Wandel. Nur wenige Wirtschaftsbereiche zeigen dynamische Veränderungen wie der Einzelhandelssektor.

Trotz vieler Besucher ist die Kaufkraft in Bad Neuenahr-Ahrweiler insgesamt leicht gesunken.

Foto: Martin Gausmann

Durch Unternehmenskonzentrationen, steigende Betriebsgrößen und Verkaufsflächenansprüche sowie eine vorwiegende Ausrichtung am mobilitätsbereiten Autokunden entstehen immer noch zahlreiche Einzelhandelsstandorte außerhalb der Innenstädte, was schnell dazu führt, dass die Zentren an Bedeutung verlieren oder gar veröden. Mit einem Einzelhandels- und Zentrenkonzept soll eine derartige Entwicklung in der Kreisstadt verhindert werden.

Dem Stadtrat wurde nun die Fortschreibung eines bereits 2006 erarbeiteten Konzeptes vorgelegt. Wichtige Erkenntnis: Die Kaufkraft der in Bad Neuenahr-Ahrweiler lebenden Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren gesunken, es gibt einen nicht unerheblichen Verkaufsflächenzuwachs, zudem stehen aktuell 28 Einzelhandelsläden leer, davon 17 in den beiden Hauptgeschäftsbereichen Bad Neuenahr und Ahrweiler.

Während Fachmärkte, Einkaufscenter sowie Discounter nach wie vor massiv auf den deutschen Einzelhandelsmarkt drängen, ist parallel dazu ein immer größer werdender Leerstand von kleinen und großen Ladenlokalen innerhalb der zentralen Geschäftslagen zu beobachten, heißt es im Einzelhandelskonzept.

382 Betriebe des Einzelhandels gibt es in der Kreisstadt. Gemeinsam bieten sie eine Verkaufsfläche von 67.700 Quadratmetern. Seit dem Jahr 2005 ist die Verkaufsfläche um 7600 Quadratmeter gestiegen.

Dem in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraftpotenzial von errechneten 154 Millionen Euro steht ein geschätztes Jahresumsatzvolumen von rund 197 Millionen Euro gegenüber.

Das bedeutet, dass der erzielte Einzelhandelsumsatz das örtlich vorhandene Kaufkraftvolumen um etwa 28 Prozent übersteigt. Per Saldo übersteigen die Kaufkraftzuflüsse aus der Region also die Kaufkraftabflüsse an Standorten außerhalb der Kreisstadt.

5496 Euro Kaufkraft pro Kopf

Pro Kopf und Jahr verfügen die Kreisstädter über 5496 Euro an Kaufkraft. 81 Millionen fließen in den kurzfristigen Bedarf wie Nahrungs- und Genussmittel, 9,9 Millionen Euro werden für Gesundheit und Körperpflege ausgegeben.

Beim mittelfristigen Bedarf entfallen von 25 Millionen Euro 13,4 Millionen auf Bekleidung und Textilien, 3,6 Millionen auf Schuhe und Lederwaren. Immerhin 46,6 Millionen Euro geben die Bad Neuenahr-Ahrweiler für den langfristigen Bedarf aus. Dazu zählen Möbel (8,4 Millionen), Elektronikartikel (11,3 Millionen) oder auch Bau- und Gartenmarktartikel (15,4 Millionen Euro).

Die Kaufkraft in der Kreisstadt ist allerdings im Vergleich zu 2005 gesunken. Die sogenannte Kaufkraftkennziffer (Deutschland = 100) liegt bei 104. Damit liegt sie zwar vier Punkte über dem Bundesdurchschnitt, jedoch um drei Punkte unter dem Wert, der vor zehn Jahren ermittelt wurde.

Im regionalen Vergleich liegt die Kreisstadt ein gutes Stück hinter Rheinbach, Meckenheim oder Bad Honnef, aber vor Sinzig, Remagen, Bad Breisig oder Andernach.

Seit dem Jahr 2005 konnte die Zentralität in den Warengruppen der kurzfristigen Bedarfsstufe (Nahrung, Genuss) auf einem konstant guten Niveau gehalten werden, speziell im Bereich Gesundheit und Körperpflege, heißt es im Einzelhandelskonzept. In der Warengruppe Spielwaren/Hobbyartikel ist der niedrigste Zentralitätswert zu verzeichnen.

Kaum Kaufkraftzuflüsse aus der Region gibt es auch bei Waren des langfristigen Bereichs (beispielsweise Baumarktartikel). Angesichts der regionalen Versorgungsfunktion der Kreisstadt wird hier ein unterdurchschnittlicher Wert erzielt. Grund: Es gebe ein "gewisses Angebotsdefizit".