Kommentar zur Arzneimittelknappheit Forschung fördern

Meinung | Brüssel · Dann gibt es auch neue Präparate, die dem Stand des medizinischen Fortschrittes entsprechen. Und wenn Versicherungen, Produzenten und Ärzte sich über die Kosten streiten, sollte der Staat tun, wozu er da ist: Rahmenbedingungen setzen, kommentiert Detlef Drewes.

 Arzneimittelherstellung in Bitterfeld: Versorgungsengpässe sind kein rein deutsches Problem mehr.

Arzneimittelherstellung in Bitterfeld: Versorgungsengpässe sind kein rein deutsches Problem mehr.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Zehn Jahre, nachdem die ersten Engpässe bei Medikamenten zu spüren waren, hat die Politik zwar Therapievorschläge für das Problem, aber keine Ergebnisse. Weil immer noch zu viel nach dem einen wirksamen Ansatz gesucht wird. Dabei gibt es längst gesetzliche Grundlagen, die aber nicht beachtet werden. Die Hersteller kümmern sich kaum um die Melde-Vorschriften. Die Politik umgeht die Frage, nach welchen Kriterien in Asien hergestellte Präparate beurteilt werden sollen, um auf den EU-Markt zugelassen zu werden.

Dabei scheint absehbar, dass man nicht mit einer Maßnahme alleine weiterkommt. Ja, die Pharma-Hersteller müssen verpflichtet werden, Engpässe oder Produktionsänderungen anzuzeigen. Ja, die Lagerung kann man ausweiten – zumindest für die Medikamente, die nicht nur eine kurze Haltbarkeit haben. Ja, man braucht auch so etwas wie eine europäische Initiative, damit es bei Engpässen zu grenzüberschreitender Hilfe kommt. Und außerdem muss über das Geld geredet werden.

Wer Forschung will, muss Forschung lukrativ machen. Dann gibt es auch neue Präparate, die dem Stand des medizinischen Fortschrittes entsprechen. Und wenn Versicherungen, Produzenten und Ärzte sich über die Kosten streiten, sollte der Staat tun, wozu er da ist: Rahmenbedingungen setzen.

In Brüssel kommt noch ein Problem dazu. Die Aufbruchsstimmung rund um alles, was mit Klima zu tun hat, ist angebracht. Aber die Kommission darf darüber nicht die vielen anderen Herausforderungen vergessen. Wenn demnächst über die Finanzen geredet wird, will der Forschungsausschuss eine drastische Erhöhung seiner Fördermittel durchsetzen – nicht zuletzt, um den Kampf gegen Krebs zu intensivieren. Da wird niemand widersprechen.

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