Kommentar zu den Bonner Bürgerdiensten Geduld ist Trumpf

Bonn · Um bei der Stadt Bonn einen Pass zu verlängern, muss man bis zu drei Monate auf einen Termin warten. Um einen Umzug bequem online zu melden, fehlt die Technik.

 Wie eine Odyssee empfinden Willi Wey und seine Tochter Maria ihren Versuch, den Ausweis des Mädchens bei der Stadt zu verlängern.

Wie eine Odyssee empfinden Willi Wey und seine Tochter Maria ihren Versuch, den Ausweis des Mädchens bei der Stadt zu verlängern.

Foto: Barbara Frommann

Wir werden uns wohl noch lange darauf einstellen müssen, dass wir uns bei der Erfüllung unserer Bürgerpflichten in Geduld üben müssen. Geduld ist Trumpf. Ob neuer Personalausweis, eine Passverlängerung oder eine Ummeldung: Alles kostet nach wie vor viel Zeit und den normalen Arbeitnehmer den einen oder anderen Urlaubstag. Der Unmut der Bonner über die nach wie vor nicht gut funktionierende Umstellung der Bürgerdienste ist daher nur verständlich. Bis zu drei Monate Wartezeit auf einen Termin sind definitiv zu lang. Das ist inakzeptabel.

Zudem ist das technische System offensichtlich derat unausgegoren, so dass es auch bei der von der Verwaltungsspitze viel gepriesenen Online-Buchung das eine oder andere Mal hakt. Das zeigt das Beispiel der Familie Wey, die noch ad hoc einen freien Termin im Internet fand, ihn dann aber doch nicht buchen konnte. Da fühlt man sich doch irgendwie an der Nase herum geführt, auch wenn es im Nachhinein anscheinend eine plausible Erklärung dafür gibt.

Die gibt es auch für den Umstand, dass zurzeit kaum jemand, der umzieht, sich fristgerecht ummelden kann. Das fragt man sich, wozu es eigentlich Gesetze gibt, wenn es in dem konkreten Fall gar keine Rolle mehr spielt!

Um die Bürgerdienste in Zukunft besser in den Griff zu bekommen, bedarf es vor allem mehr Personal. Das ist, wie das Beispiel Berlin zeigt, nicht nur in der Bundesstadt so. Ob die zehn neuen Mitarbeiter, die ab März zum Einsatz kommen sollen, spürbar zur Beruhigung der Lage beitragen können, wird sich zeigen.

Hilfreich wäre es auf jeden Fall, wenn die Bürger die vom Gesetzgeber bereits geschaffene Möglichkeit nutzen könnten, wenigstens die Meldeangelegenheiten bei Umzügen online zu erledigen. Doch dazu fehlen der Stadt Bonn ihrer Pressestelle zufolge noch die technischen Voraussetzungen. Die sollten schleunigst geschaffen werden. Das ist sicherlich nicht preiswert, es wäre aber eine Investition, die bestimmt im Sinne der Bürger wäre.

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