Kommentar zu den Olympischen Sommerspiele 2024 2024 vor dem Fernseher

BONN · Mal angenommen, die Olympischen Sommerspiele 2024 werden an Rom vergeben, also in die mitteleuropäische Zeitzone. Wenn dann in achteinhalb Jahren die besten Sportler der Welt laufen, springen, rudern und schwimmen, werden viele Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen. Auch in Deutschland.

Soll heißen, die Deutschen interessieren sich für Olympia, aber Hamburg hat gesagt: Bitte nicht vor unserer Haustür. Man kennt das aus anderen Lebensbereichen, sobald es irgendwie um Verzicht, (Lärm-)Belästigung oder gar Opfer geht.

Mit ihrer Entscheidung gegen Olympia 2024 haben sich die Hamburger definitiv einiges erspart. Vor allem Schulden. Sie haben Deutschland aber auch einiges verwehrt. Olympische Spiele, das ist ja nicht nur Kosten, Korruption und Terrorgefahr. Olympische Spiele sind auch eine Chance.

Für Deutschland wäre 2024 die Chance gewesen, sich mal wieder hinter einer Sache zu versammeln. Wem gelingt das sonst außer dem Sport? Fröhliche, maßvolle und bescheidene Spiele hätten dem Land gutgetan, auch ohne Sommermärchen-Seligkeit.

Vor allem aber wäre 2024 eine Chance für den deutschen Sport gewesen. Um ein wenig wegzukommen von der Monokultur des Fußballs. Um die Spitzensportförderung dem internationalen Niveau anzupassen. Um Sport an sich wieder fester im Land zu verankern. Nach wie vor sind Medaillengewinner Vorbild für Kinder und Jugendliche. Dem durchschnittlichen Body-Mass-Index tut das gut.

Man mag das alles für zweitrangig halten, für unerheblich oder - sobald es um Medaillenzählerei geht - auch für falsch. Aber eine Erwähnung ist es allemal wert.

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