Kommentar Abschied von Peter Struck - Einer wie er

Deutschland, nicht nur die Politik, hat am Donnerstag Abschied genommen von Peter Struck. Einem großen deutschen Politiker, einem, bei dem es schwer fällt, ihn überhaupt mit einem Begriff zu charakterisieren.

Verteidigungsminister? Ja, das war er. Und zwar ein besonders guter, weil er war, was andere von sich nur behaupten: Nah bei den Menschen, nah bei den Soldaten. Sozialdemokrat? Das war er noch mehr. Durch und durch.

Peter Struck war ein Mann der kleinen Leute, ein Ausdruck übrigens, bei dem leider immer etwas Abwertendes mitschwingt. Bei Struck war das nie der Fall. Ihn interessierten die "kleinen Leute", er wollte etwas tun für die einfachen Menschen.

Sein Politikbild war meilenweit von dem entfernt, was etwa führende FDP-Politiker sich auf die Fahnen schreiben. Struck war deshalb auch mehr als ein Sozialdemokrat - obwohl er nie etwas anderes als Sozialdemokrat hätte sein können. Struck war ein Politiker, dem die Menschen vertrauten, dem sie glaubten, was er sagte, dem sie ehrliche Motive zubilligten, auch wenn sie ahnten, wie sehr und wie gut er tricksen konnte.

Doch das war eine andere Ebene, und die Menschen spürten es: Hier handelte einer wirklich im Interesse seiner Wähler, nicht zunächst auf eigene Rechnung, nicht zuerst, um sein Bild in der Öffentlichkeit zu polieren. Das war Struck wurscht. Strucks gibt es in allen Parteien, damit da kein Missverständnis aufkommt, selbstverständlich auch in der FDP.

[kein Linktext vorhanden]Aber sie sind seltener geworden, und das ist keine larmoyante Bemerkung nach dem Muster: Früher war alles besser. Früher, das stimmt gewiss, gab es kantigere Typen, weil der Politikbetrieb noch nicht so abgeschliffen und rundgespült war. Früher gab es knorrigere Typen, die einschneidendere Erfahrungen gemacht hatten, als es die Wohlstands- und Aufbaujahre zuließen.

Da ist vielen viel erspart geblieben. Zum Glück. Aber damit sind auch Prägungen verloren gegangen. Es ist im übrigen ja nicht so, dass die Bürger nicht gern Vertrauen in ihre Politiker hätten. Sie hätten nichts lieber als das. Aber sie sind eben viel zu oft enttäuscht worden. Von Politikern, die hohe Werte predigten, aber selbst hart am Rand des Rechts agierten.

Von Politikern, die bereit sind, für einen kurzfristigen Wahlerfolg Positionen zu opfern, die sie eben noch mit angeblich voller Überzeugung vertreten haben. Politiker, denen die Bürger vertrauen, sind keine Talk-Show-Stars, die für eine Schlagzeile gern mal eben Unausgegorenes ausspucken.

Sondern das sind hart arbeitende Menschen, die oft jahrelang für eine als richtig erkannte Sache streiten. Die dadurch übrigens auch über Parteigrenzen Achtung erfahren, weil sie eben verlässlich sind. Davon gibt es in allen Parteien welche, aber leider zu wenige. Die Strucks sterben aus.

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