Kommentar Ärztetag - Die Gesundheitswahl

Eine Reform des Gesundheitswesens ist mit das Schwierigste, was deutsche Politik zu leisten hat. Dagegen wirkt der Atomausstieg leicht. Gäbe es jemanden, der den Königsweg kennte, er wäre längst zum Dauerbundesgesundheitsminister gemacht worden.

Auch der Ärztetag in Hannover beschäftigt sich jetzt wieder mit dem Thema, die Fronten sind dabei ungewöhnlich unübersichtlich. Die Debatte krankt vor allem daran, dass sie sich an Modellen festmacht, nicht an Zielen. Der Chef der Techniker Krankenkasse hat das gestern in dankenswerter Offenheit deutlich gemacht.

Er fordert mehr Wettbewerb, weniger Staat und mehr Selbstständigkeit der Versicherer. Und er setzt hinzu: "Ob das unter der Überschrift Bürgerversicherung à la Rot-Grün oder Prämiensystem à la Schwarz-Gelb passiert, ist nachrangig."

Beide Modelle haben ihren Ausgangspunkt darin, dass die herkömmliche Finanzierung der Gesundheitsleistungen über gesetzliche und private Krankenversicherungen allein schon wegen des demografischen Wandels nicht ausreicht. Teurer wird es also in jedem Fall. Aber es ist nicht einzusehen, dass gerade im Gesundheitswesen Wettbewerb immer noch ein Schreckensbegriff ist.

So wenig übrigens wie einzusehen ist, dass aus staatlicher Gängelung Gutes erwachsen soll. Dennoch: Das Gute an der Debatte ist, dass sie endlich so in Gang kommt, dass am Ende ein Ergebnis stehen muss. Nicht in dieser, sondern in der nächsten Legislaturperiode. Wenn der Wahlkampf sich also ums Gesundheitsthema drehen würde - es wäre nicht die schlechteste Wahl.

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