Kommentar Afghanistan - Gewalt und Wahlkampf

Kabuls Bewohner wundern sich. Afghanistans Hauptstadt ist vor der Präsidentschaftswahl am kommenden Samstag förmlich militarisiert worden. Dennoch schlugen Selbstmordattentäter der radikalislamischen Talibanmilizen während der vergangen acht Tage vier Mal in Kabul zu. Zudem unternahmen die Sicherheitskräfte des Landes trotz vorliegender Hinweise nichts, um den gestrigen Angriff zu verhindern.

Staatspräsident Hamid Karsai lieferte statt einer Erklärung für diese Versäumnisse Anschuldigungen gegen den Nachbar Pakistan. Er rief sogar US-Außenminister John Kerry an und beschwerte sich, weil Washington der Regierung in Islamabad nicht ordentlich auf die Finger klopfe.

Es ist Wahlkampf in Afghanistan, am kommenden Samstag stimmen die Afghanen über einen Nachfolger von Karsai ab. Der Staatspräsident glaubt offenbar, für seinen Lieblingskandidaten Salmai Rassoul ordentlich trommeln zu müssen. Vor allem im Norden, wo Rassouls wichtigster Gegner Abdullah Abdullah stark ist und die ethnischen Gruppen der Tadschiken und Usbeken wenig von der Regierung in Kabul halten, landen Tiraden gegen Pakistan auf fruchtbarem Boden.

Doch ein Körnchen Wahrheit ist in Karsais Anklagen schon enthalten. In Pakistan mehren sich jetzt die Zeichen, dass Islamabads Generäle ihre geostrategischen Ziele nach Afghanistans Präsidentenwahlen und nach dem Abzug westlicher Kampftruppen vom Hindukusch mit Hilfe der Taliban durchsetzen wollen. Signale der Beruhigung sind das wahrlich nicht.

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